Philosophisches Gespräch: Martin Heidegger - Lehre und Leere seiner Philosophie

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Gespräch in der Reihe "Theorien zur Praxis" (Deutsches Hygiene-Museum Dresden, 14. Juni 2022)

mit Philipp Felsch, Professor für Kulturgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, mit dem Philosophen und Literaturwissenschaftler Oliver Precht, Wissenschaftler am Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Berlin, und Autor des Buches "Martin Heidegger. Zur Selbst- und Fremdbestimmung seiner Philosophie" (2020)

Seine frühen Schriften, insbesondere "Sein und Zeit", verhalfen Martin Heidegger (1889 – 1976) schon in jungen Jahren zu Weltruhm: Die darin entwickelte Sicht auf die menschliche Existenz galt vielen Zeitgenossen als revolutionär. Sein Engagement für den Nationalsozialismus hat ihm Kritik, Polemik und Verachtung eingebracht. Die Frage, wie einer der bedeutendsten Denker seiner Zeit das Hakenkreuz tragen konnte, füllt heute ganze Regalreihen. War sein „Engagement“ die logische Konsequenz seines Denkens? Oder war es lediglich der naive Fehltritt eines im Kern unpolitischen Philosophen? Auch das geschichtsphilosophische Denken, das er nach dem Ende seines kurzen politischen Engagements entwickelte, bleibt einem Verdacht ausgesetzt: Hat Heidegger die richtige oder überhaupt eine Lehre aus dem fatalen Intermezzo gezogen? Konnte und wollte er seine philosophische Naivität in Bezug auf das Politische überwinden? Ob sein Denken kompromittiert ist, ob wir heute noch etwas damit anfangen können und sollten, lässt sich nur entscheiden, wenn man versteht, welches Interesse Heidegger mit seiner Lehre verfolgte. In unserem Gespräch gehen wir daher der Frage nach, worauf seine Lehre vom „Dasein“ oder von der „Seinsgeschichte“ letztlich abzielt, ob sie Ausdruck eines revolutionären Projekts oder einer philosophischen Leere.
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Meiner Auffassung nach eine eher verzerrende Darstellung (des Denkens) Heideggers, die zu stark darum bemüht war, einen Konnex zum NS-Engagement herzustellen (eine Verbindung ist zwar nicht ganz von der Hand zu weisen, aber bedarf einer recht "zielgerichteten" Interpretation). Das Framing begann gewissermaßen schon damit, dass man mit der Erwähnung einer "Wiederentdeckung Heideggers rund um Vladimir Putin" die Diskussion einleitete, was ich, obwohl ich mich seit einigen Jahren intensiv mit Heidegger auseinandersetze, noch nie gehört habe. Was aber z.B. gar nicht angesprochen wurde (sicherlich auch der knappen Zeit geschuldet), ist Heideggers damaliges zentrales Anliegen einer Reformation der Universität (was, wie aus den noch folgenden Zeilen klar werden sollte, absolut ernst genommen werden muss*), der Umstand, dass die Daseinsanalytik in SuZ bloße Vorarbeit ("Horizonterschließung") zur Stellung der Seinsfrage ist (daher eben keine Anthropologie!... Prechts Rede vom "Funktionieren des Daseins" oder vom "Geschehen in uns" ist völlig verfehlt), oder, dass die existenzialen Begriffe "Man", "Verfallen", "Benommenheit" etc. niemals in einem moralisch-pejorativen Sinne zu verstehen sind. Es ist außerdem ein Missverständnis Heideggers Denken eines Fatalismus zu bezichtigen - sehr wohl kann der Mensch (nämlich seinem *Wesen* nach) auf den geschichtlichen Zuspruch, d.h. "was" ist, antworten ("Ent-sprechen"). Dies geschieht aber eben nicht auf dem Wege eines politischen Aktivismus (der gewissermaßen blind und ohne Verständnis dessen, was eigentlich vor sich geht, radikal verändern möchte - vgl Zitat Marx: "Es kommt darauf an die Welt zu verändern.") sondern durch eine *denkerische* Besinnung darauf, was uns als Technik (d.h. Metaphysik) tagtäglich und unbestreitbar angeht ("zu Leibe rückt") und tiefgehend bestimmt. Es ist dieses sich als planetarische Technik entfaltende und vom Griechischen herkünftige *Geschehen*, ein Wort das Herr Precht wie ich finde sehr treffend gewählt hat, welches das eigentliche Da-sein meint. Das Da-sein ist sogesehen wesentlich gesprochen selbst Er-eignis in einem doppelten Sinne: 1) Ein Geschehen als geschichtliche "metabolé" des Seins und 2) eine sich in der denkerischen Besinnung vollziehende Aneignung (d.h. eben kein Vorhandenes, Positivum).
*denn wenn überhaupt, dann nur so (=auf denkerischem Wege) kann sich noch eine Emanzipation ("Verwindung der Metaphysik", "Sprung") des Menschen vollziehen.

simongrolercher
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Im "Hygiene-Museum" hat der Denker von Sein und Zeit fürwahr nichts verloren und auch nichts zu gewinnen.

thomaschristianwilfert
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Ich denke, Martin Heidegger ist der wichtigste Philosoph der Geschichte, weil er ihm die wichtigste Frage gestellt hat, nämlich die wahre Existenz

Nihilism
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Eine von vornherein angekündigte politisch motivierte einseitige Darstellung, ist es gar nicht Wert, weiter beachtet zu werden. Habe nach wenigen Minuten abgeschaltet.
Das Hygiene Museum sollte sich vielleicht lieber weiter auf die Pflege ihrer Klobürsten Sammlung konzentrieren.

skhi
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" Entschlossenheit - wozu ? "
Dazu möchte ich ein filmisches Kunstwerk empfehlen : Werk ohne Autor.
Der Künstler erfährt in einem Baum sitzend, in offener und tiefer Besinnung Ent-schlossenheit . Diese " Gründung " sagt ihm, dass er nichts mehr werden und alles sein kann. Das führt ihn in eine Sammlung und eine tiefe Geduld - bis sich ihm sein Kunstwerk erschließt ....
Die " Winke " auf dem Weg dorthin werden filmisch durch Wind und besinnendes Innehalten dargestellt - gekoppelt an oft lähmenden und ereignislosen Alltag .
Die Entschlossenheit steht dem bloßen Aktivismus entgegen - selbst auch der Zielgerichtetheit und zeigt sich als hohe Gefuld der Entgegnung ? Oder das Hören. Schlingensief sagte einmal, dass uns durch den Dauerkonsum der Medien (dazu meinte er konkret die ständige Wiederholung der Bilder vom 11. September ) das Hören und Sehen vergehe .

sahrawolff
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Ein durchweg interessantes Gespräch
Mich stört nur, dass Herr Felsch zu oft ins Dozieren kommt, ohne das Thema immer verstanden zu haben
Es ist sicher lohnenswert sich mit Heidegger zu beschäftigen, ohne ihn gänzlich abzuwerten und auch ohne ihn aufs Podest zu stellen

Screenbaer
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V. Putin und Heidegger? Wo hat Putin den verherrlicht kann man dazu Beweise und Quellen bitte haben ?

brigittehildegardwirth
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Es würde mich sehr interessieren, inwiefern man Heidegger als konservativen Denker aufzufassen hat. Auch da wieder eine begriffliche Unschärfe, die hätte geklärt oder zumindest exemplifiziert werden können. Denn wenn er schon als Vordenken Sartres gilt, der sich sicher nicht als Konservativen sah, drängt sich diese Frage doch auf.

piushalg
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Philosophie ist nicht falsifizierbar und damit keine Wissenschaft.😢😢

basileus
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Immer schön, Philipp Felsch zuzuhören, der es wirklich versteht, Dinge in den Zusammenhang zu stellen und auf den Punkt zu bringen. Das Geholper von Oliver Precht dagegen ist sehr ermüdend, vor allem, weil er ständig vom Stichwortzettel abliest und manchmal Mühe hat, Sätze zu Ende zu bringen. Das ganze wirkt streckenweise wie ein Prüfungsgespräch, das für den Kandidaten nicht so optimal läuft.

runterstadt
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Wenn man von Demokratie bzw. deren angebliche Bedrohung spricht, sollte man sich zuerst klar werden, was man darunter versteht. Denn dieser Begriff (ursprüngliche Bedeutung: Volksherrschaft) wird offensichtlich sehr verschieden verstanden, bzw. m.E. bewusst verfälscht, um damit wiederum politische Interessen zu verfolgen.

piushalg
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Wie konnte denn Heidegger der Weimarer Republik gegenüber kritisch sein, wenn er angeblich über Politik nicht nachgedacht hat? Wie geht das zusammen?

piushalg
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:innen :innen :innen? Saubere Sprache gehört zum Denken! und schon bin ich weg

konradober
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Also gut Heiddegger war wolh ein feiger luegner ohne Charakter, aber muss eine diskusion ueber seine Philosofie die meiste Zeit damit verbringen? Ich meine kein Dirigent startet sein Wagner Konzert mit Biographie und enschuldigung fuer Wagner, oder verkaufer von Boss, oder Porsche. Wiklich schade das die Philosofie hier nicht wirklich erklaert wurde, man kamm ja nicht mal zum thema der Lichtung. Man kamm ja nichtmal zu Sein und Seyn, kein wunder die Buddhisten interepretiren ihn, wurde nicht erwaent nicht erklärt. Also ich denke ich muss mir English sprechende filosofen heute anschauen wen ich mehr ueber Heiddeggers philosophie lernen will. Personlich zu dem herren rechts, objektiven jurnalismus sehe ich anders. Dies fuer mich war also eine subjektive interpretation der Biografischen Ereignisse in relation zu subjektiven limitierten Verstehens seiner Philosofie, und das denke ich persoenlich ist viel zu wenig. Wolte man nun also den Man Heiddegger verurteilen, ok, hat man nun auch seine Philosogie verurteilt, ach wirklich ist man sich so selbst sicher?

daniellisy
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Bin beileibe kein Heidegger-Fan, aber die üblichen Reizwörter "Raunen", "orakelhaft" könnte man auch weglassen, obwohl sie einigermaßen zutreffen. Es gibt nicht nur die Wahl zwischen Adorno und Heidegger.

robertalenrichter
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Wer in den letzten Jahren bei dem ganzen C Thema mitgemacht hat, hat sein Recht über Menschen und deren Positionierung zum National-SOZIALISMUS verwirkt.

derherrgonzo
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Es war eimal die echte philosophie und eine grosse echter deutscher denken : eine denker in diese wuderbare welt war unsere gross Martin und heute wir sehen das er mit recht gesehen hat dass wir nicht denken mehr, dass wir im wuste stehen und schreklich bleiben.

lucianocrisanti
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Auch der Philosoph Martin Heidegger konnte sich diesem universellen Anspruch nicht entziehen: „Die Philosophie hat in der gegenwärtigen Epoche ihr Ende erreicht. Sie hat ihren Platz im wissenschaftlichen Standpunkt gefunden. … Das grundsätzliche Kennzeichen dieser wissenschaftlichen Determination ist, daß sie kybernetisch, d.h. technologisch, ist.“

endsieb
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Huch. War der ein Philosoph oder nur ein Dummschwätzer. Vielleicht auch ein Verbrecher.

basileus
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Richtig, Heideggers Philosophie ist leer, weil seine Begriffe ohne Anschauung sind. Es gibt Menschen, die da sind, aber es gibt kein Dasein, was nach Wittgenstein ein völlig sinnloser Begriff ist.

phonixausderasche