Männlichkeit, Identität, Familie: GRAN TORINO - Kritik & Analyse

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Mit „Gran Torino“ wendet sich Clint Eastwood noch einmal den Themen zu, die ihn seine gesamte Karriere lang beschäftigt haben: Familie, Männlichkeit, kulturelle Identität und die Grenzen des Rechts und die Möglichkeiten des Opferns. Ob in den #Western oder den Polizei-Filmen – immer setzte sich #Eastwood auch mit dem amerikanischen Selbstverständnis auseinander, bisweilen affirmativ, häufig aber subversiv. Das Drama aus dem Jahr 2008 ist zugleich eine kritische Variation, ja, vielleicht sogar eine Revision von Eastwoods #DirtyHarry-Image. Noch einmal will hier ein Einzelgänger Rache üben, doch diesmal ist doch alles anders. „Gran Torino“ ist, auch wenn Eastwood noch immer Filme dreht, so etwas wie ein Schlussstein in seiner eindrucksvollen Filmographie. Mehr dazu von Wolfgang M. Schmitt im Video!

Literatur:
Terry Eagleton: Opfer. Selbsthingabe und Befreiung. Promedia.
Joan Riviere: Weiblichkeit als Maskerade, in: Liliane Weissberg (Hrsg.): Weiblichkeit als Maskerade. Fischer.

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Wolfgang M. Schmitt
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Комментарии
Автор

Für Abiturienten in Baden-Württemberg gab es glaube ich noch nie einen besseren Zeitpunkt für so ein Video. Vielen Dank :)

tenshu
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Einmal kurz Ehre dagelassen, stellvertretend für alle Abiturienten. Eigentlich so gut wie alles angesprochen, das wir im Kopf haben sollten.

purplepaint
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Du zitierst, lockst mein Interesse den Originaltext anzuschauen und du gibst mir die Quellen hierzu. Dankeschön für Deine Mühe! Erlebe ich heutzutage leider viel zu selten!

rappelsau
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Sehr gute Analyse! Aber ein kleines Detail wurde nicht erwähnt: Es ist kein Zufall, daß Walt polnische Wurzeln und sein Friseur italienische Wurzeln hat. Es ist somit eine katholische Umgebung, die im Film beschreiben wird. Dazu paßt dann auch die Selbstopferung und die letzten Worte Walts: "Heilige Mutter Gottes, steh´ mir bei." Der gleiche Film mit einem englischstämmigen, evangelischen Walt und einem schwedischstämmigen, auch evangelischen Friseur wäre nonsens!

this.is.berlin
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Hätte nicht gedacht, das so viele Zuschauer hier noch zur Schule gehen und dann auch noch überwiegend aus Baden-Württemberg kommen🤭😂

philipwerner
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Für mich war das bis jetzt Ihre beste Analyse, alles genau auf den Punkt gebracht.

holzmischel
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Eine schlüssige und genaue Analyse des Geschehens- perfekt.

petermannhamburg
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Mich hat der Film damals auch sehr positiv überrascht. Hatte etwas wesentlich plumperes erwartet und hatte wirklich eine Menge Freude mit "Gran Torino"!

TimCarrey
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Wenn ich mich recht erinnere, litt Walt an einer schweren Krankheit, von daher hatte er bei dem "Opfer" auch nicht viel zu verlieren.

Reinforcer
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Wow inhaltlich echt qualitativ! Erinnert ein bisschen an old school tv. Sehr gutes video . Dagegen wirkt unsere Analyse im Englischunterricht amateurhaft :)

trvstxnbeats
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Um längen besser als der Englischunterricht!

alexandernickel
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Auf diese Analyse habe ich sehr lange gewartet!

Ein Film, der mich nachhaltig geprägt hat und in mir als Teenager einen Erweckungsmoment hervor rief, mich vom Rassismus meines Elternhauses heraus zu lösen. Ein Werk, welches ich deshalb würdige wie kaum ein zweites. Gran Torino hat buchstäblich aus mir einen besseren Menschen gemacht.

AstorThalis
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Diese Doppelte Ebene aus dem Film ist interessant: Walt Kowalsky ist Amerikaner, Korea Veteran und hat bei Ford gearbeitet. Nun wird er Konfrontiert mit Hmong, südostasiatischer Herkunft, und selbst sein Sohn fährt Toyota. Mensch und Maschine bewertet er gleichermaßen.

generalp-rex
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Großartige Kritik! Während des Schauens musste ich ein paar Mal an "The Sopranos" denken, die ähnliche kulturelle Umbrüche thematisiert haben. Ist zwar eine Serie, aber hier wäre ich auch echt interessiert, was du dazu zu analysieren hättest! :) Viele Grüße.

kingarndt
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Gran Torino, kein Film hat mich so bewegt... jede Szene, jede Einstellung in diesem Film ist vollkommen. Ich habe das Video mit etwas zittrigen Fingern gestartet, weil ich halb einen Verriss erwartet habe... Und dann das. Sie haben nicht nur meine Liebe zu diesem Film bestätigt, sondern mir Aspekte daran aufgezeigt, die ich so nicht gesehen habe. Danke, Danke, Danke Herr Schmitt! 🙏

Tristan-watermelon
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Ihre Analyse der Männlichkeit ist extrem präzise und zutreffend. Beim Kapitel zu den kulturellen Unterschieden schlage ich jedoch eine andere Interpretation vor. Sues Aussage zu Walts kultureller Identität als Amerikaner kann man sicherlich als Anspielung auf die Heterogenität der Vereinigten Staaten verstehen. Allerdings ist der familiäre Hintergrund Thaos und Sues ebenfalls ein heterogener, da es sich bei den Hmong nicht um eine einzelne Nation handelt, sondern um Mneschen aus verschiedenen nationalen und sprachlichen Hintergründen, die sich als ein Volk begreifen. Naheliegender wäre also, dass Sue selber (die keinesfalls als Sprachrohr aller Hmong verstanden werden darf, auch wenn der Film genau so ein Prinzip nahelegt) erlebte Erfahrungen zu einem Vorurteil verwebt, dass die Hmong als antiquiertes, regressives Volk wahrnimmt, das (neben weiteren Faktoren) Frauen und Männer in ihrer geschlechtlichen Expression einschränkt. Sues Eingenommenheit ist kein seltenes Phänomen unter Kindern von Migranten der ersten Generation, die häufig ein idealisiertes Bild von der Kultur des Ziellandes haben und ihren kulturellen Hintergrund hinter sich lassen wollen. Sue generalisiert den Typ Amerikaner hier also als grundsätzlich liberaler und moderner als den Typ Hmong, bzw. den Typ Einwanderer basierend auf der Idee einer weißen Überlegenheit, oder einer überlegenen weißen Kultur, die sie durch das Aufwachsen in einem stark ideologisch gesprägten Land internalisiert hat.

Sues Rolle in diesem Film ist eine traurige. Sie bedient die beim weißen Publikum vorherrschende Auffassung, Personen mit einem anderen kulturellen Hintergrund seien der Auflärung Weißer verpflichtet, und würden der Aufgabe Ignorante weiterzubilden und im extremsten Fall zu de-radikalisieren stets mit Freude nachkommen, ohne dabei je aufdringlich, abweisend oder vorwurfsvoll zu sein. Sues Auftritte im Film folgen stets diesem Schema, eine eigene Entwicklung bekommt sie nicht. Es zeigt sich darin auch eine Geschlechtlichkeit, die sie sogar selber beschreibt: bei den Hmong gingen die Mädchen an die Uni, die Jungs ins Gefängniss. Als Frau muss Sue daher stets intelligenter sein als ihr Gesprächspartner, eine Verantwortung übernehmen (für ihren Bruder und die Persönlichkeitsentwicklung des weißen Mannes) und darf dabei nie anecken. Obgleich sie die erste war, die auf Walt zuging, die am meisten zu seiner Entwicklung beitrug und auch die erste Hmong war, für die Walt Symphatie entwickelte, bekommt sie keinerlei Anerkennung. So geht sie bei Walts Testament Verlesung smybolträchtig völlig leer aus, während ihr Bruder, der ohne sie gar nicht erst in Walts Leben getreten wäre mit emotionaler und materieller Zuwendung anerkannt wird.

Gran Torino materialisiert folglich Eastwoods Weltbild, das sich besonders darin zu Erkennen gibt, dass Walt nicht lernen soll, ebenso wenig der Zuschauer. Viel mehr geht es um die Legitimierung der eigenen Ignoranz, die durch die Heroisierung von Walts Charakter als überwunden dargestellt wird. Das Walt lediglich einzelne Personen seine Symphatie gewährt, anstelle seinen Rassismus und seine Ideologie tatsächlich aufzuarbeiten, macht es dem Publikum sehr einfach, sich mit eigenen Fehlern zufrieden zu geben – hier darf der Status quo aufrecht erhalten bleiben, die rassistische Essenz der amerikanischen Nation bleibt unberührt, nur oberflächlich wird sich weiterentwickelt. Die Schicksale seiner eingewanderten Nachbarn dienen Walts persönlichem Wachstum, sie selber profitieren von der Beziehung kaum, besonders nicht nach seinem Tod, da er sich als alleiniger Beschützer aufspielte. Wenn überhaupt, so ist der Gewinn aus Walts Zuneigung unglaublich partikulär. Die Quote rassistisch motivierte Hassverbrechen bleibt unverändert, aber Thao fährt jetzt ein amerikanisches Auto.

Walt darf weiterhin rassistische Ausdrücke verwenden, bei ihm ist das lustig, er meint es ja nur gut. Er darf sich auch als kleinen Gag am Ende homophob ausdrücken, schließlich ist er ja jetzt ein guter Kerl.
Das Publikum bekommt ganz eindeutig vermittelt: der eigene Rassismus und besonders seine Wurzeln bedürfen keiner Aufarrbeitung, solange man einfach “netter” ist. Diese völlig falsche Auffassung von Rassismus wird wohl dazu führen, dass der Lerneffekt dieses Films gen null geht, da Rassismus ideologisch problemlos weiter reproduziert werden kann und wird.
Auch wenn man durchaus das Werk vom Schöpfer trennen kann, ist der Rassismus der am Set von statten ging (auch seitens Eastwoods) leider dennoch sehr aussagekräftig.

tancred-khxl
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Wie passend, grade letzten Freitag haben wir den Film für die Vorbereitung aufs Abi in der Schule gesehn :)

kurbiskopf
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Ich hatte mein Abitur letztes Jahr in BW aber sehe dieses Video zum ersten Mal weil mich seine Ansichten zu diesem guten Film interessiert.

E-zi
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Alle Filme von Eastwood seit Erbarmungslos sind einfach großartig: Million Dollar Baby, Letters von Iwo Jima, Invictus, J. Edgar ... sogar Absolut Power. :)

crazyachmed
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8:15 Das biologische Geschlecht gibt es so oder so, da es existiert. Man kann auch nicht sagen: die Alpen gibt es nicht, sie sind nur ein Konstrukt ...

Schacal