Herkunft, Anbau und Qualität von Wein: Johannes Zenglein unterwegs im Südwesten | Was kostet...? SWR

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Vom Edel-Wein bis zum Discounter-Produkt: Die Preisspanne bei Wein ist enorm. Ist günstiger schlechter? Wie viel Arbeit steckt in einer Flasche? Und woran erkenne ich gute Tropfen? Johannes Zenglein hat sich im Südwesten umgeschaut.

Mit 20 Litern Wein im Durchschnitt pro Jahr gehören die Deutschen zu den Top-Ten der Weintrinker weltweit. Das Ahrtal ist das größte geschlossene Anbaugebiet für Rotwein. Nummer eins von der Fläche her ist Rheinhessen, gefolgt von der Pfalz, Baden, Württemberg und Mosel.

Wie groß ist der Arbeitsaufwand für die Wein?
Winzerfamilie Linden auf dem Weingut Sonnenberg im rheinland-pfälzischen Ahrtal liest die Trauben von Hand. Maschinen werden erst beim Mulchen für den Humus eingesetzt. Bei Schädlingen und Nützlingen vertrauen die Winzer auf das natürliche Gleichgewicht. Auf Fungizide gegen Pilze können sie nicht verzichten. Auf rund 6,5 Hektar Anbaufläche kostet das knapp 30.000 Euro pro Jahr.
Die Winzerfamilie rechnet mit etwa 1.000 Arbeitsstunden pro Hektar im Jahr - für etwa 35 Arbeitsgänge. Maschinen, Geräte und Technik kosten rund eine Million Euro. Bei einem Durchschnittspreis von 10 Euro pro Flasche bleiben dem Weingut am Ende knapp 1 Euro. Der kleine Familienbetrieb braucht 1.000 Euro Umsatz pro Tag, um die Kosten decken und davon leben zu können. Weil Wein allein das nicht bringt, kommen zusätzliche Einnahmen aus Ferienwohnungen, Wein-Events, Stellplätzen für Camper.

Warum ist Wein vom Discounter so billig?
Knapp 80 Prozent aller Weine wurden 2019 in Deutschland im Supermarkt gekauft. Der Durchschnittspreis pro Liter dort: 3,12 Euro. Bei Discountern wie Aldi gibt es Weine aus Großkellereien, von Winzern oder Winzer-Projekten. 93 Cent pro Liter Wein - das geht nur über die Menge. Auf großen Flächen werden Trauben maschinell geerntet und in großen Tanks verarbeitet, das senkt die Kosten.

Woran erkenne ich guten Wein?
SWR-Weinexperte Werner Eckert erklärt, was wichtig ist: Welche Sorte will ich trinken? Welche Geschmacksrichtung? Soll es ein prominenter Winzer sein? Die EU schreibt vor, was auf dem Etikett steht: Anbaugebiet, AP-Nummer, die amtliche Prüfnummer, Hersteller, Inhaltsmenge und Alkoholgehalt. Bei "Gutsabfüllung" stammen Traube und Wein vom genannten Winzer. Wenn "Abfüller" draufsteht, wurden Trauben vom Winzer oder der Kellerei zugekauft.

Wie gut sind günstige Weine?
Die beliebtesten Weine in Deutschland sind bei den Weißen: Riesling, Müller-Thurgau und Grauburgunder. Bei den Roten liegt der Spätburgunder vorne, gefolgt vom Dornfelder und Portugieser. Zwei Discounter-Rotweine treten in der Vinothek in Bad Kreuznach gegen einen teuren Spätburgunder an. Der Spätburgunder aus der Vinothek hat, so die Weinkenner, ein vielseitigeres Aroma. Dass er teurer sein muss, schmecken sie.

So arbeiten Winzergenossenschaften
Auch große Kellereien sind verpflichtet, verlässliche Qualität zu liefern, auch in großen Stückzahlen. Sie setzen voll auf Automatisierung. Besuch bei der Württembergischen Weingärtner-Zentralgenossenschaft (WZG) in Möglingen bei Ludwigsburg. Dutzende, kleinere Ortsgenossenschaften liefern zu. 2019 wurden knapp 34 Millionen Flaschen Wein produziert. Fast alles landet im Supermarkt. Die Konkurrenz ist groß.
Die Winzergenossenschaft übernimmt Weinausbau, Weinpflege, Vermarktung und Vertrieb. Dafür zahlen die Winzer eine Gebühr. Für den einzelnen Winzer wäre das ein zu großer Kosten- und Arbeitsaufwand. Von einem Wein etwa für vier Euro bleibt nach Abzug der Kosten weniger als ein Euro übrig. Dieses Geld bekommen die Ortsgenossenschaften.

Ökologischer Weinanbau nach Demeter
Immer mehr Kunden ist ökologischer Weinanbau wichtig. Die Anbaufläche hat sich in zehn Jahren mehr als verdreifacht - inzwischen fast ein Zehntel des deutschen Weinbaus. Die Bio-Winzerfamilie Jacobus bei Bad Kreuznach bewirtschaftet ihre 15 Hektar nach strengen Demeter-Standards. Für sie ist der Weinberg ein lebender, in sich geschlossener Organismus. Mit großem Aufwand werden die Böden mehrfach bearbeitet für die Humus-Zufuhr. Die Mikroorganismen im Boden sind wichtig für die Aromen im Wein. Gegen Pilzbefall setzen Bio-Winzer statt synthetischer Mittel Kupfer ein. Ein konventioneller Betrieb braucht 200 Arbeitsstunden - Familie Jacobus mit Handlese 700 bis 800 Stunden pro Hektar im Jahr. Als Gewinn pro Flasche bleibt ein Euro - wie bei den anderen Winzern.

Filmautoren: Anja Bauer, Tristan Hoen, Veronika Mach
Kamera: Peter Peiker
Redaktion (Bavaria Entertainment): Julia Steinmetz
Redaktion (SWR): Hanspeter Michel, Susanne Winter

Bildquelle: Colourbox
#Weinanbau #Rebsorte #Winzer
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Комментарии
Автор

Das Wort "schluckig" habe ich bei uns im Schweizerdeutschen noch nie gehört und ich arbeite im Weinbau. Wir sagen ebenfalls süffig.

naturely
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Schöner Einblick in die Winzerwelt. Da bekommt man direkt selber Lust...

eisvogelwein
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Danke für den Beitrag. Gerne mehr über Wein und Landwirtschaft.

niklas
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20 Liter im Jahr mein Vater trinkt das in 20 Tagen

lauringersdorf
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Ein sehr guter Einblick in die Arbeit eines Winzers und was wirklich am Ende in der Tasche bleibt..

JoachimRoy-jtin
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Vielen Dank allen Mitarbeitern an Kompetenz Winzer sind nicht Gleichen Winzer

tanthiennguyen
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Tolle Doku. Mich stört nur sehr dass teilweise mitten in den Sätzen geschnitten wird wodurch die Dynamic drunter leidet.

Fliptaz
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Als er eben vom Außendienst sprach, kam mir sofort der pallhuber von Loriot in den sinn 😂🤣😂🤣😂🤣

gunther
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Es werden leider die Preise durcheinander genannt. Die Winzer/Erzeuger nennen ihre Preise pro Liter, der Reporter bei Aldi nennt den Flaschenpreis obwohl der Literpreis druntersteht.
Was man vielleicht erwähnen sollte: Das Abfüllen mit Flasche, Drehverschluss, Etikett kostet ca 1 EUR. Folglich ist eine Literflasche günstiger weil ja 0, 25 l quasi "gratis" abgefüllt werden.
Irgendwelche Sonderflaschen mit spezieller Prägung o.Ä. kosten unverhältnismässig Aufpreis.
Bei Preisgleichheit bekommt man zwar mehr Flasche aber vermutlich weniger Qualität.
Gute Korken sind sehr teuer, billigere sind aus Presskork (und lange nicht so elastisch) oder Kunststoff. Der Drehverschluss ist immer gleich und meist besser als alle Korkvarianten.
Die Franzosen haben keine Probleme auch Weine der 50 EUR-Klasse mit Drehverschluss zu versehen.
Will man unbedingt "Bauerbombe Sandlerglück" trinken, dann bitte aus dem Tetrapack. Die 2l Glasflasche ist einfach teuerer als der Inhalt und kann nicht getrunken werden. Bei aller Vorsicht gegenüber Tetrapack: Der Kunststoff"kork" ist nicht umweltfreundlicher.

geertrebreps
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"Gummibärchenwein" danke. Das Wort bräuchte ich. :)

joanam
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Sehr große Produzenten erzeugen pro Jahr unvorstellbare Mengen: bei Cordoniu (Nachbar von Freixeinet) waren es bereits in den 1990ern um die 50 Mio. Flaschen pro Jahr, da ist dann die ganze Bandbreite dabei: Einfachweine, bei denen Trauben aus allen Gegenden miteinander verschnitten und in Riesentanks vergoren werden und High-End Qualität, wo die Flaschen einzeln von Hand gerüttelt werden (ja, es ist ein Sekthersteller). Bei den einfachen Weinen bleiben nur ein paar Cent hängen, aber die erzeugen Mengen sind riesig, beim handgerüttelten Cava für damals schon 50 EUR VK-Preis/Flasche ist die Marge deutlich höher als 1 EUR/Flasche.

joerg_koeln
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Interessant wäre gewesen, wenn die Tester die Flaschen nicht gesehen hätten und ohne jegliche zusätzlich Info ein Urteil abgegeben hätten. - Habe ich das richtig verstanden, dass "normale" Bewirtschaftung 1.000 Stunden pro ha pro Jahr benötigt und Demeter nur 200 Stunden? Das ist für mich nicht nachvollziehbar. Interessant auch, dass ganz gleich wie man seinen Weinberg bewirtschaftet, immer bleibt 1 € pro Flasche ;-)

heinrichhaas
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Super sympathische Kerle aus Ludwigsburg.

Den Moderator hätte ich gerne ausgetauscht.
#Nohate aber dass, war wie Willi wills wissen bei Grip.

Andrej_Timo
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Wie teuer darf es sein. Da musste ich lachen. Bei Turnschuhen weiß auch jeder, von wem (!) und wo (!) die Schuhe hergestellt werden, und doch gibt es teure und billige Marken…. aus denselben Fabriken in denselben Ländern von den selben Menschen (zum gleichen Lohn) hergestellt

stefanhelbig
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Nöö, wir sagen auch Süffig, nichts von schluckig....

Bellator-dkbg
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Da bekommt glatt Durst. Doof, dass es Montag früh ist. Und gleich gehts zur Arbeit

AstaronHBS
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Sinnoll wäre vielleicht auch, wenn auf dem Etikett neben Restzucker und Gesamtsäure die erzeugte Menge pro Hektar ( Hektoliter/ Hektar ) angegeben würde.

peterwiduch
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Könnt ihr bitte eine Reportage zur grünen Energie machen? Derzeit sehr aktuell, oder eine Stichprobe zu Fairtrade/Utz Produkte

beratozel
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Respekt wie ernst und respektvoll er mit den Demeterleuten umgeht obwohl das alles natürlich Glaubenssache ist die von den meisten Leuten als Schwachsinn abgetan wird. Glaube ich hätte mir das nicht so ernst antun können.

alleks
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heeey,
wo? kann ich Wein von den Trauben der Weinsteige (in Stuttgart) kaufen?

fabi