#75 Warum Immanuel Kants Erkenntnistheorie 'unbrauchbar' ist

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Einerseits unbrauchbar und zugleich brauchbar. Warum Kants Erkenntnistheorie Irrtum wie Segen ist.

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#Kant #Erkenntnistheorie #Philosophie
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Комментарии
Автор

@MartinMatzat
Sehr interessantes Video. Ich beschäftige mich auch schon recht lange mit Rudolf Steiner's Werken bzw. die Grundlage, auf die eigentlich seine Erkenntnistheorie aufbaut (Hegel, Fichte, Goethe, usw). Angefangen habe ich selbst mit Kant und alle seine drei Werke (KrV, KpV, KdU) durchgearbeitet. Mir fiel dabei selbst irgendwann auf, dass die anmutende mystische Fähigkeit "intellektuelle Anschauung" (so nannte sie Kant) ja doch nicht uns komplett verwehrt sein könne. Eben eine Art von Anschauung, welche tatsächlich nicht der Kategorien, Schemata und Verstandesgrundsätze bedürfe außer lediglich dann, wenn wir über die Sprache anderen, die diese Anschauung nicht besäßen, darüber unterrichten was wir mit einer bestimmten in der intellektuellen Anschauung wahrgenommenen Sache meinen und welche Eigenschaften sie hat (wodurch aber natürlich die "Reinheit" der Anschauung nicht mehr gewährleistet wird, daher Selbst-Erfahrung immer noch das A und O ist).

In diesem Video ist die Kritik am Erkenntnisbegriff Kants also durchaus berechtigt, aber in gewisser Hinsicht auch nur halbwahr. Denn Kant hat da schon erklärt wie das mit dem Erkennen funktioniert seiner Ansicht nach und auch was er darunter versteht. Da müssen wir dann vorsichtig sein. Kants Erkenntnistheorie ist insofern brauchbar, wenn wir versuchen wollen für die physisch-sinnliche Welt ein Regulativ zu finden und gleichzeitig aber ein gültiges transzendentales Argument liefern wollen *warum* es denn sein könnte, dass es so etwas wie ein "Ding an sich" gäbe, wenn wir ausschließlich nur über den durch die Kategorien und Schemata begrenzten Verstand argumentieren. Sie dient also vor allem jenen Menschen, die selbst noch nicht geistig fortgeschritten genug sind um die spezielle Art der Anschauung (Imagination, Inspiration, Intuition) durchzuführen, oder genauer gesagt, um nach dem Monismus von Steiner zu sprechen, nicht isoliert angewendet werden können ohne Zutun der physischen Sinne. Das ist ja dann auch der Sinn von Kants "praktischer Vernunft". In der reinen Vernunft will er angeblich bewiesen haben, dass der Erkenntnis Grenzen gesetzt sind. Vorsicht! Durch das transzendentale Argument aber behauptet Kant nicht, dass es sowas wie ein "Ding an sich" gäbe oder nicht gäbe (er fällt darüber gar kein Urteil), sondern wie wir uns dieses "Ding an sich" richtig denken (ohne Sinne) müssen wenn es tatsächlich existiere. Kant sieht hier nur leere Schemata (da ab dieser Stelle für ihn Erkenntnis aufhört und die Grenze beginnt), aber Steiner sieht darin eben genau den Einstieg ins reine Denken, den Schritt in die übersinnliche Wahrnehmung. Da ist der entscheidende Unterschied. Ansonsten stimmt Steiner eigentlich in seinen Werken in sogar sehr vielerlei Hinsicht mit Kant überein. Ebenso mit Kants Kategorientafel und der Urteilsformen. Steiner sieht in der Kategorientafel die Grenzschicht zwischen sinnlich und übersinnlich. Das macht durchaus Sinn, denn die Kategorien braucht nur der Verstand.

Kant begründet dann in seiner "Kritik der praktischen Vernunft" die These, dass wir zwar theoretisch, also aus reiner Vernunft, zwar die Existenz des Dinges an sich nicht annehmen dürfen (aber dessen Nicht-Existenz ebenfalls nicht annehmen dürfen), aber praktisch (d.h. "sollen", Ethik, usw) sollen wir so leben als gäbe es sie, als wären sie existent. Dies begründet Kant dann auch mit der Idee der Freiheit, Gott, usw. Zwar wird nach Kant durch unseren Verstand alles Werkzeug zur Verfügung gestellt was die Erkenntnis angeht (d.h. er argumentiert: Selbst wenn es das Ding an sich gäbe, so hilft es unserer Erkenntniserweiterung nicht weiter, weil wir ohnehin die Kategorien und Schemata nur auf die Welt der Erscheinungen anwenden können, nicht auf die Noumena, der Welt der Dinge an sich), aber praktisch (Ethik) würde es ein vernichtendes Urteil sein, den Menschen bspw. zu einer Maschine zu machen, wenn er nicht "Freiheit" besäße, d.h. die Fähigkeit eine wirkliche *erste* Handlung zu vollführen, deren unbedingte Ursache er ist (d.h. eine Ursache, die selbst nicht mehr Wirkung einer anderen vorhergehenden Ursache gewesen ist). Denn nach den Kategorien kann es nur relative Kausalität geben (bedeutet: Jede Ursache ist nicht wirklich Ursache im eigentlichen Sinn, sondern nur selbst wieder Wirkung einer anderen, vorhergehenden Ursache). Wissen, so nach Kant, können wir also nur das was uns der Verstand aus der Erscheinungswelt hergibt. "Sollen" sollen wir aber so, als gingen wir darüber hinaus. Damit begründete Kant dann seinen kategorischen Imperativ, auf der Idee der Freiheit, nämlich das das "Ich", das Subjekt, sich selbst Gesetze geben kann. Damit sich zur Erstursache seiner Handlungen machen kann.

Kant hat also den Erkenntnisbegriff eigentlich recht präzise definiert und da auch zwischen mehreren unterschieden. Die Sinnenwelt *erkennen* heißt nichts weiter als sich von ihr einen Begriff zu bilden, d.h. eine innere Dauervorstellung bilden, die uns die Bedeutung jener Realität gegenwärtig erhält, selbst wenn sie aus der Wahrnehmungssphäre verschwunden ist (also wenn wir das eben gesehene Haus nicht mehr anschauen, dann haben wir uns von diesem einen Begriff gebildet, ein Konzept und erwarten zukünftig, und auch bei Nichtanwesenheit das dieses Haus auch noch am selben Ort steht). Dies sind dann für Kant Erkenntnisse "a posteriori", d.h. Erkenntnisse, die aus der Erfahrung (d.h. was mit den physischen Sinnen wahrgenommen wurde) stammen. Übliche empirische, a posteriori Urteile sind z.B. "Rosen sind Blumen" oder "Alle Menschen sind sterblich". Nun sagt aber Kant, dass es eben auch Urteile gibt, die nicht aus der Sinnenwelt entstammen, vor aller Erfahrung eintreten, gleichsam der Sinnenwelt sogar *vorschreibt* wie Erfahrung auszusehen hat. Diese Urteile a priori sind daher speziell, weil es dem Verstand nicht möglich ist ihre Unmöglichkeit auch nur ansatzweise anzunehmen. Eines dieser Urteile a priori ist z.B. "Jede Ursache hat eine bestimmte Wirkung zur Folge" oder "Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist die geradlinige". Dieser Satz ist allgemeingültig im Verstand verankert.

thomascli
Автор

@MartinMatzat
(Teil 2)
Da unser Verstand schon von sich aus, fundamental, kausal denkt, ist jede Wahrnehmung automatisch diesem apriorischen Satz der Kausalität untergeordnet. Hier ist es, woran Kant dann zum Induktionsproblem von Hume kommt: Es gibt gewisse Urteile, deren Allgemeinheit nicht beweisbar ist ohne größte Mühen dafür aufzubringen, während es Urteile gibt, deren Allgemeinheit so klar und eindeutig ist, dass ein Zweifeln daran ausgeschlossen ist, weil die Urteile uns gewahr sind, voll und ganz. Wir also "in diesen Urteilen" leben. Ein empirisches, allgemeines Urteil, das unter das Induktionsproblem fällt wäre bspw. der Satz: "Alle Schwäne sind weiß". Wir können nie mit Sicherheit wissen, dass dieser Satz allgemeingültig ist. Er kann also nur eine Wahrscheinlichkeitsregel sein, auf die wir hoffen müssen, dass sie immer wahr ist und immer wieder auf's Neue überprüfen müssen. Denn wir gewahren alle Schwäne nicht, sie sind nicht Teil unseres a priori. Wir müssten also jeden einzelnen Schwan hinsichtlich seines Aussehens überprüfen um uns über das Urteil sicher zu sein und selbst dann wäre es unsicher, denn in der Zukunft könnte ja auf einmal ein nicht-weißer Schwan auftauchen. Es reicht dann nur ein Schwan aus, der nicht weiß ist, um das Urteil mit einem Schlag zu widerlegen. Bei der Kausalität ist ein Zweifel gar nicht möglich (wirklich "beweisen" können wir die Kausalität aber gleichzeitig auch nicht; Kant'sche Antinomie), da unsere sinnlich-physische Wahrnehmung mit der Kausalität verknüpft ist bzw. die Wahrnehmungsobjekte gleichsam dirigiert und ihnen vorschreibt wie sie sich unserem Verstand nach zu ordnen haben.

Steiner konnte dann, basierend auf Goethe, Hegel, Fichte, usw., dann seine Erkenntnistheorie aufstellen, in der die Trennung zwischen Subjekt-Objekt aufhebt, da diese ja auch nur durch unseren Verstand gekünstelt ist (bzw. durch das Gegenstandsbewusstsein). Die Welt der Erscheinungen und die Welt der Dinge an sich sind somit nicht voneinander getrennt. Jetzt ergibt sich, wenn wir ausschließlich über den Verstand operieren, natürlich der Widerspruch, die Antinomie. Denn z.B. wären die Dinge an sich wahrnehmbar so müssten diese Dinge an sich als Erstursache die Kategorie der Kausalität (die ja wiederum keine Erstursachen zulässt) widerlegen, das bedeutet es gäbe somit eine Erstursache in der sinnlich-wahrnehmbaren Natur. In der sinnlichen Welt finden wir aber solche Erstursachen nie, denn wir finden zu jeder scheinbaren Ursache wieder eine Wirkung, die diese Ursache erst hervorgebracht hat usw. Selbst der Urknalltheorie muss immer die Frage anhaften: "Ja, was hat denn dann den Urknall ausgelöst?" usw. Sind die Dinge an sich allerdings nicht wahrnehmbar, so sind wir durch unser Denken trotzdem genötigt uns bei allen Erscheinungen eine Ursache, und auch eine Erstursache zu denken.

Die Antinomie entsteht aber gerade hier deshalb, weil Kant hier die Erkenntnis immer nur auf das physisch-sinnliche auslegt. D.h. seine Erkenntnistheorie ist absolut richtig und in sich geschlossen, aber auch nur dann, wenn wir ausschließlich die Welt aus der Linse des physisch-sinnlichen und der Kategorien und Schemata betrachten und strikt zwischen Subjekt und Objekt trennen. Löst man diese Trennung auf, dann entsteht die Antinomie zwar immer noch durch unseren ungeübten Verstand, übt man aber sich darin die Wahrnehmung aufs übersinnliche zu erweitern, dann stellt man auch in der Wahrnehmung fest, dass diese Trennung eigentlich gar nicht existiert. Das die "Kategorien" eigentlich nur ein dichterer Grad der Ideen sind (Kausalität als Kategorie vs. Kausalität als Idee). Anderes im übertragenen Sinne zu verstehendes Beispiel: Gefrorenes und flüssiges Wasser sind nur im Grade verschieden, aber ihre Substanz ist absolut die Gleiche. Das ist es, worauf Steiner hinaus will mit seinem Monismus. Das bedeutet im Umkehrschluss: Alle scheinbaren Wirkungen und Ursachen in der physisch-sinnlichen Welt sind selbst nur Wirkungen höherer Ursachen, die übergeordnet sind. Sie sind aber so geordnet, dass sie nicht die Naturkausalität (Kategorie) durchbrechen oder widerlegen. Wenn also das "Ding an sich" etwas affiziert, dann sind es nicht nur die physischen Sinne, die es affiziert. Es affiziert alle Sinne, alle Bereiche unserer Existenz. Die physischen Sinne können nur die Endwirkungen der Dinge an sich wahrnehmen (die wiederum ins Unendliche gehen), nicht aber deren echte, wahre Ursache, die nur im übersinnlichen zu finden ist. Widerlegen bzw. beweisen lässt sich das Übersinnliche mit den Mitteln des Verstandes alleine nicht. Genau wie die Kausalität, kann man die Ideen (und die Dinge an sich) als "a priori" verstehen. Sie sind notwendig und fest verankert im Denken und der Natur selbst (da es ja keine Trennung zwischen Subjekt-Objekt im Monismus Steiners gibt). Wahrnehmen kann man sie nur erst dann, wenn man sich selbst in der Hinsicht schult. Mathematiker schulen ja dieses reine Denken bereits, aber noch nicht bis zur Erfüllung.

thomascli
Автор

Ja, warum genau ist die Erkenntnistheorie von Kant denn nun unbrauchbar? Hast Du sie gelesen? Verstanden? Durchdacht? Oder "Dein" Fazit nur bei Steiner gelesen? Ich habe leider nur haltlose Behauptungen und inhaltsleere Kritik gehört. Schade, schade. Das Thema interessiert mich wirklich und ich hatte mir echt was von Deinem Video versprochen.

pombertkullerich
Автор

Kant Ethik hat einen Anspruch der nie erfüllt werden kann, denn synthetisches a priori Wissen ist unmöglich

ghhvvhbb
Автор

Das Video hat inhaltlich wenig bis nichts mit Kant zu tun. Die Fragen, was Erkenntnis ist und wie Erkenntnis funktioniert werden in der Kritik der reinen Vernunft zur Genüge abgehandelt. Und dass unsere Erkenntnis Grenzen hat ist eine nachvollziehbare und beweisbare Tatsache.

fridolinmaier
Автор

„Endlich sagt's mal einer." So wichtig Kant für die Schulung in Erkenntnistheorie ist, so wichtig ist seine Überwindung. Ich halte mich deshalb an Rudolf Steiners „Philosophie der Freiheit", was ein richtiggehendes geistig-seelisches Turnen ist. Steiners Auseinandersetzung mit Kant in seinem Buch, der erweiterten Dissertation „Wahrheit und Wissenschaft", ist aber trotzdem eine spannende Lektüre.

nikanorsoter
Автор

Leider habe ich bislang keine Antwort auf die Frage erhalten, warum denn Immanuel Kants Erkenntnistheorie unbrauchbar ist. Martin: es ist peinlich, etwas zu behaupten, das man nicht belegen kann. Und noch peinlicher ist es, auf entsprechende Fragen nicht zu antworten. Hier also nochmal meine Frage: Warum genau ist Kants Erkenntnistheorie unbrauchbar? Dein Video gibt dazu leider keine Antwort und Du bist mir ebenfalls eine Antwort schuldig.

pombertkullerich