Wenn der Arzt einen Fehler macht | WDR Doku

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Ärztefehler sind auch für die betroffenen Ärzte keine leichte Sache - "Ich hab Medizin studiert, um Menschen zu helfen, und dann dachte ich plötzlich, jetzt hast du vielleicht jemanden umgebracht". Klara S. ist 25 Jahre alt und Ärztin an einem Krankenhaus. Sie ist Berufsanfängerin, erst seit sechs Monaten im Job und hat trotzdem eine ganze Station zu betreuen. Als einzige Ärztin ist sie verantwortlich für 20 Patienten. Und dann passiert ihr ein Fehler: Sie spritzt einer Patientin ein falsches Medikament. Eine Entscheidung, die das Leben der jungen Ärztin für immer verändern wird.

Wieviel Fehler in deutschen Krankenhäusern passieren, wagt niemand zu sagen. Aber sie passieren. Täglich. Und erst seit wenigen Jahren wird darüber in den Krankenhäusern auch offen gesprochen - allerdings noch immer nicht in allen deutschen Kliniken. Mancherorts gilt noch immer das Prinzip: Es gibt keine Fehler, es wird nur manchmal das Behandlungsziel nicht erreicht.

Klara S. versucht alles, um die Folgen ihres Fehlers abzuwenden. Die Patientin wird notbehandelt, doch der Albtraum nimmt seinen Lauf. Immer stärkere Lähmungen treten ein, die Patientin droht sogar zu sterben. Neben der großen persönlichen Schuld, die Klara S. ab jetzt begleitet, muss sie auch vor Gericht. Die Klinik, ihr Arbeitgeber, steht der jungen Ärztin während des Prozesses nicht zur Seite. Im Gegenteil, sie muss sich sogar gegen Vorwürfe ihres Oberarztes wehren, der ihr eigentlich vor Gericht hätte zur Seite stehen müssen. Am Ende wird sie zu Sozialstunden und einer Geldstrafe verurteilt. Klara S. sucht sich Hilfe bei einem Therapeuten. Und wird trotzdem nie wieder In einer Klinik als Ärztin arbeiten.

Die Art und Weise, wie mit Fehlern im Ärztealltag umgegangen wird, deckt Schwachstellen im deutschen Klink-System auf. Zwar gibt es mittlerweile Fehlerkonferenzen und anonymisierte Fehlererfassungen, aber sie werden noch nicht von allen Kliniken genutzt und auch eine sinnvolle Auswertung findet nur selten statt.

Auch ein anderer Arzt berichtet offen über das, was nicht passieren darf. Der Chirurg schneidet in einen Tumor so hinein, dass sein 17-jähriger Patient kaum noch eine Überlebenschance hat. Es ist der schwärzeste Moment seiner Karriere, er sagt: "Mein Versagen ist zwar eine große Niederlage für mich als Arzt, aber nicht vergleichbar mit der Situation des Patienten, der schlimmsten Falls durch meinen Fehler stirbt." Wie sieht also ein guter Umgang mit Ärztefehlern aus?

Die Dokumentation thematisiert diese Fehler von Ärzten und zwar aus Sicht der Ärzte selbst: Wie fühlt man sich, wenn man jemanden schädigt, obwohl Heilung das Ziel war? Was bedeutet es für eine junge Ärztin, einen Fehler zu machen und dann damit alleine gelassen zu werden? Die "Menschen hautnah"-Autoren Britta Reinke und Ulf Eberle haben mit Ärzten über das gesprochen, was nicht sein darf: Fehler in der medizinischen Betreuung.
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Ein Film für Menschen Hautnah von Britta Reinke und Ulf Eberle.

Dieser Film wurde im Jahr 2016 produziert. Alle Aussagen und Fakten entsprechen dem damaligen Stand und wurden seit dem nicht aktualisiert.

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Комментарии
Автор

Respekt an die Ärzte, die sich trauen, öffentlich über ihre Fehler zu sprechen.

bennetjanssen
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"Ich habe studiert um Menschen zu helfen und wurde damit konfrontiert, dass ich ein Menschen getötet hätte"
Ich glaube das ist die größte Strafe

s_e
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Eine mutige Dokumentation. Danke dafür.

karlberlin
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Fehler zu machen, kann passieren, aber Fehler dann zu vertuschen, ist widerlich. Respekt an die Ärzte, die ihre Fehler eingestehen und nicht vertuschen.

danielawinkler
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Man darf aber auch nie vergessen wie oft Ärzte Menschen das Leben retten. Man darf die relation nicht vergessen.

seibt
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Es wird niemals 0% Fehler geben, so bitter wie das ist.

Theblackwidow
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Die ganzen Fälle sind sehr tragisch.. Meinen größten Respekt an diese Menschen so offen darüber zu reden.

OlliLollie
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"Herr LKW Fahrer, sie müssen jetzt schlafen gehen, sie sind schon X Stunden gefahren" "Aber was ist mit dem Arzt dort?" "Ach, der darf noch doppelt so lange wie Sie"

florichi
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Junge die Schicht zu beenden und nicht zu wissen was man evtl angerichtet hat ist ja absoluter Horror..Hätte nur schlaflose Nächte

jonas
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Es ist schwer ein Beruf auszuüben, der nicht um 17 Uhr mit dem Herunterfahren des PCs endet, sondern einen durch den Alltag bis in den Schlaf begleitet. Respekt an alle, die solche Jobs ausüben!

dmtgrsy
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Das ist echt schade, wenn man 6 Jahre lang studiert, um Menschen zu helfen und direkt beim ersten Dienst traumatisiert ist und nie wieder derselbe ist.

bumblebee
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"Wenn alle Ärzte aufgeben würden sobald Sie einen Fehler machen, dann gäbe es keine mehr."
Ganz starke und respektable Frau, und das in dem Alter schon! Wünsche ihr vom Herzen alles Gute! :)

Fabboi_unl
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Ich finde, man muss eine Grenze setzen. Maximal 12 Stunden Arbeitszeit, danach ist doch jeder bedient. Danach ist es ein Wunder wenn keine Fehler passieren.

philima
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Als Arzt an einer Universitätsklinik möchte ich meinen Dank für diese tolle Doku und alle beteiligten Personen aussprechen. Dies ist ein wichtiges Thema, das nicht länger tabuisiert werden darf. Ärzte stehen unter einem enormen Leistungsdruck, der Nicht-Medizinern schwer zu vermitteln ist. Berufsanfänger mit 25 Jahren werden ins kalte Wasser geschmissen und müssen plötzlich bis zu 24h am Stück unter maximalem Stress und ohne Pause durcharbeiten und hierbei komplexe Aufgaben an teilweise lebensbedrohten Patienten durchführen. Oft, wie im geschilderten Fall, ohne Aufsicht. Natürlich passieren dabei Fehler, es ist in dem System nicht anders möglich. Leider ist die Fehlerkultur an Kliniken, in deren Hierarchien meist ein sehr rauer Umgangston herrscht, praktisch nichtexistent. Man wird eh schon regelmäßig für Kleinigkeiten vor versammelter Mannschaft angeschrien und gedemütigt, da möchte niemand einen Fehler zugeben.

Ich hoffe, dass durch Dokus wie Ihre, erkannt wird, dass die "Götter in Weiß" auch nur Menschen sind, die leider auch Müdigkeit, Stress, Hunger und Angst verspüren, und leider auch Fehler machen.

JohnDoe-bgxt
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Wer denkt eigentlich dass 24 Stunden Schichten eine gute Idee ist? Da sind Fehler doch vorprogrammiert. Das gehört sofort abgeschafft. Die Schuld an den Fehlern trägt vor allem das System, oder wenn man es anders benennt der einzige Blick auf Kostenoptimierung. Das heißt die Arbeitskräfte maximal auszubeuten und so wenig wie möglich auszugeben. Wenn man mal unnötige Opterationen wie neuen Hüften die den Kliniken Geld bringen streichen würde könnte man das Geld mal einsetzen um es ordentlich zu investieren.

schubiduba
Автор

Die Ärztin tut mir sehr leid.
Man spürt wie sehr es sie heute noch belastet.
Soviel Empathie.
Bin mir sicher das sie eine tolle Ärztin ist.

ritadeeg
Автор

Solche Kommentare wie „von ihr/ ihm will ich nicht behandelt werden“ sind schrecklich. Es ist stark einen Fehler zuzugeben gerade in diesem Bereich ! Man darf nicht die unendlich vielen Menschen vergessen denen sie geholfen haben.

evasophieee
Автор

Der wahre Fehler ist die Überbelastung der Ärtzte! Es fehlt an Studiumsplätzen und die Anforderungen zur Qualifikation sind zu hoch bzw macht ein guter Abiturdurchschnitt nicht gleich einen besseren Arzt.

JPS.
Автор

Das ist doch für keinen Menschen machbar 24 Stunden am Stück konzentriert zu arbeiten..

LaraSchild-ptpu
Автор

Bei dem Stress, denen Ärztinnen und Ärzte ausgesetzt sind, Schlafmangel, 24 Stunden Schichten, stundenlanges hochkonzentriertes Operieren usw., wundert es mich, dass nicht mehr Fehler passieren. Ich könnte das nicht aushalten. Danke für Ihren Einsatz und Ihre Ehrlichkeit. Gott segne Sie🙏

anettemeyer