Bayerischer Hausärztetag 2014: Rede von Staatsministerin Melanie Huml

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22. Bayerischer Hausärztetag:

Maßnahmenpakt gegen den Hausärztemangel
und gegen die Existenzbedrohung durch Regresse

• Unbegründete Regressverfahren: Bayerischer Hausärzteverband startet Umfrage unter Hausärzten
• Krankenkassen und Politik sollen Versicherte über die zentralen Verschreibungsregeln für Medikamente sowie Heil- und Hilfsmitteln aufzuklären

München, 5. April 2014 -- „Die Politik hat eine zentrale Forderung erfüllt, weitere Maßnah-men sind jedoch erforderlich, um den drohenden Hausärztemangel in Stadt und Land abzu-wenden", so Dr. Dieter Geis, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes auf dem 22. Bayerischen Hausärztetag am Samstag, 5. April 2014, in der Nürnberger Meistersingerhalle.

Mit Wirkung vom 1. April ist die Streichung der Refinanzierungsklausel im Absatz 5a des §73b SGB V in Kraft getreten. Damit werden die Hausarztverträge in Bayern langfristig gesi-chert, die wiederum ein wichtiger und wirtschaftlich sinnvoller Baustein sind, damit sich jun-ge Medizinerinnen und Mediziner dafür entscheiden, sich als Facharzt für Allgemeinmedizin niederzulassen.

Ein weiteres Hindernis, um junge Mediziner für den Beruf des Hausarztes zu begeistern, ist aber die nach wie vor vorhandene latente Existenzbedrohung durch Regresse. Im Gegensatz zu festangestellten Medizinern haften niedergelassene Hausärzte sogar mit ihrem Privat-vermögen, wenn sie ihren Patienten scheinbar zu teure oder zu viele Medikamente ver-schreiben.

Dr. Geis: „In der Regel sind die Regressverfahren gegen Ärzte ungerechtfertigt und werden eingestellt. Aber selbst wenn es dem betroffene Kollegen am Ende gelingt, das Regressver-fahren abzuwenden, kostet das viel Zeit, Geld und Nerven. Ich kann deshalb junge Mediziner verstehen, die sich diesem Risiko nicht aussetzen wollen und dem eigentlich schönsten Beruf der Welt, dem des Hausarztes, eine Festanstellung in einem Krankenhaus vorziehen."

Als aktuelle Maßnahme wird der Bayerische Hausärzteverband deshalb eine Umfrage unter den Hausärzten starten, um valide Daten über ungerechtfertigte Regressverfahren zu sam-meln, auszuwerten und öffentlich zu machen. Gleichzeitig werden Politik und Krankenkassen aufgefordert, die Versicherten über die zentralen Verschreibungsregeln für Medikamente sowie Heil- und Hilfsmitteln aufzuklären. Dr. Geis: „Wir Hausärzte lassen uns nicht mehr län-ger den schwarzen Peter zuspielen. Wir werden deutlich machen, wer wirklich dafür verant-wortlich ist, wenn auf Kosten alter und kranker Menschen gespart wird"

Weitere wichtige Bausteine für eine Steigerung der Attraktivität des Hausarztberufes und damit eine langfriste Sicherung der wohnortnahen ambulanten hausärztlichen Versorgung fehlen aber weiterhin und müssen, so Dr. Geis, „dringend im Rahmen von Gesetzgebungs- oder Verwaltungsverfahren in Gang gesetzt werden."

Konkret erneuert der Bayerische Hausärzteverband deshalb seine Kernforderungen. Diese sind:

• die Stärkung der eigenständigen hausärztlichen Tarif- und Vertragsautonomie im Rahmen von Selektivverträgen;
• die Schaffung einer gesetzlichen Regelung zur Zulässigkeit von rein hausärztlichen MVZ im SGB V;
• die Förderung der Etablierung von Ordentlichen Lehrstühlen für Allgemeinmedizin an allen Medizinischen Fakultäten, um das Fach Allgemeinmedizin in der Studentenaus-bildung gleichwertig und gleichberechtigt neben den bisherigen klinischen Fächern zu platzieren;
• die Förderung der Einführung eines Pflichtquartals Allgemeinmedizin im Rahmen der Ausbildung neben den Fächern Chirurgie, Innere Medizin und einem Wahlfach;
• eine generelle finanzielle Förderung der allgemeinmedizinischen PJ-Studenten und Studentinnen;
• die Abschaffung des Numerus Clausus als alleiniges Zugangskriterium für das Medi-zinstudium sowie
• die Sicherstellung der finanziellen Absicherung der Weiterbildung in der Allgemein-medizin von einer Zuschussregelung über die Kassenärztlichen Vereinigungen unab-hängig zu machen und über eine gesetzliche Regelung über die gesamte Weiterbil-dungszeit als Pflichtaufgabe des Staates festzuschreiben.
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