Wie die Deutsche Bahn zu einem Witz wurde | ZDF Magazin Royale

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Ganz ehrlich: Unsere Beziehung zur Deutschen Bahn ist ein Fall für die Paartherapie. Immer wieder versetzt sie uns und lässt uns warten, aber am Ende stehen wir trotzdem wieder hoffnungsvoll an einem ihrer Gleise. Und unser Geld nimmt sie auch! Dabei ist die Bahn eigentlich DIE Alternative zum privaten Auto, zumindest in der Theorie. Wie ist die Deutsche Bahn zu einem Witz geworden?

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Комментарии
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Ich arbeite auch bei der DB, als Fahrdienstleiter. In dieser Position befinde ich mich mitten im Geschehen "da draußen". Ich kann die hier genannten Punkte allesamt so unterschreiben, auch wenn natürlich nicht alle Punkte beachtet bzw. genannt werden. Das würde auch den Rahmen sprengen und wäre gar nicht möglich.

Unter der Belegschaft gibt es wachsenden Unmut, aus diversen Gründen: zum einen bekommen wir am eigenen Leib zu spüren, wie die Deutsche Bahn immer mehr heruntergewirtschaftet wird. Das Geld wird irgendwo verschwendet, statt es sinnvoll einzusetzen. Stichwort Modernisierung. Mein Stellwerk ist 70 Jahre alt und extrem störanfällig. Die Aufwertung zum ESTW (elektronisches Stellwerk) steht seit 2006 an und wird immer weiter hinausgezögert. Stand heute: Oktober 2024. Dazu natürlich fehlende Strecken für ländliche Gebiete, trotz eines Gutachtens zur Profitabilität ist mit einer Reaktivierung FRÜHESTENS 2030 zu rechnen, wenn überhaupt. Dann reihen sich noch alte Fahrzeuge, alte Signaltechnik, alte Sicherungstechnik etc. ein und, zumindest hier im Saarland, fehlende Ausbildung von neuen Kollegen. Die Liste ist lang und wird noch länger, wenn man hören muss, dass die DB gerne ihre Personalausgaben kürzen will. Damit sind aber nicht die ganzen Büroangestellten gemeint, die teilweise nur da sind um sich über Gänsefüßchen in Unterlagen zu beschweren (kein Witz, dürfen wir hochoffiziell nicht mehr), sondern wir aus dem Betriebsdienst. Wir, die sowieso schon unterbesetzt sind. Wir, die Berge von Überstunden vor uns herschieben, rund um die Uhr unseren Kopf hinhalten und unter Arbeitsbedingungen "leiden", die eigentlich nicht mit dem Arbeitszeitgesetz vereinbar sind. So haben wir z. B. keine geregelte Pause und einen Übergang von nur 9 Stunden von Schicht zu Schicht. Wie gesagt, die Liste ist sehr, sehr, sehr lang.

Aber so sehr meine Kollegen und ich, egal ob auf den anderen Stellwerken, im Zug oder im Service, unser bestes geben: es reicht einfach nicht, um jahrelange und immer noch andauernde Misswirtschaft und Fehlentscheidungen auszugleichen. Daher verstehe ich den Frust, den viele Leute entwickelt haben. Aber bitte: lasst diesen Frust nicht an den greifbaren Leuten vor Ort aus. Lasst ihn an denen aus, die Schuld an dieser Misere sind: den Politikern und "hohen Tieren" im Konzern. Die treffen diese dummen Entscheidungen, nicht wir. Uns kotzt das genauso an.

HowdyHartholz
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Mal wieder sehr gut aufgezeigt.
Leider wird diese absolut angemessene Kritik im Bundestag genauso weggelächelt werden wie die "Auto first, Mensch second" Folge.

burningsquirrel-de
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Wichtiger Beitrag. Was man vielleicht noch erwähnen sollte: Wer in den letzten 30 Jahren welche Verkehrspolitik gemacht hat. Die CSU lässt da über lange Zeit grüßen.

CrrX
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Alle Punkte richtig - ein Mitarbeiter.

Danke für die Sendung.

Friedrich
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Das einzige, was ich noch vermisst habe, ist der Fakt, dass die Bahn unfassbar viel sparen kann, wenn sie gleise nicht repariert/wartet sondern kaputt gehen lässt und neu macht.

luigigaminglp
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Ich bin Fahrdienstleiter bei der DB Netz AG. Ich hab die Qualifikation für 5 Bahnhöfe in 4 verschiedenen Bauwerksformen. Mein Gehalt ist niedriger als das eines Paketzustellers bei UPS. Wenn ich einen Fehler mache, gehe ich im schlimmsten fall ins Gefängnis, und das für weniger Geld als jemand der im schlimmsten fall ein Paket falsch zustellt. Aufgrund chronischen personal mangels für eine sehr fordernde und komplexe Tätigkeit bei der die "noch" Beamten zufriedengestellt werden müssen in dem wir weniger Gehalt erhalten als diese ist die zeitliche Belastung immens. Wenn wir mehr erhalten würden, würden unsere Beamten krank machen, bis sie in den Ruhestand versetz würden. Unser Zulangen für Schichtdienst Wochenendarbeit, Feiertagsarbeit etc. sind der absolute hohn. An einem Feiertag 12 Stunden Arbeiten gibt bei uns gerade mal etwas mehr als einen Fünfziger FÜR 12 STUNDEN. Ein Burger Flipper bei McDonalds erhält mehr an zulangen als wir. Und weil unsere Bezahlung so Abgrund schlecht ist kommt auch kein gescheiter Nachwuchs nach.
Das Personal was da ist arbeitet in wahnwitzigen Überstunden Bereichen von teilweise bis zu 700 (siebenhundert) Überstunden um die Bahn noch am Laufen zu halten. Wenn wir es doch mal wagen "nein" zu sagen bei Krankheit eines kollegen weil wir selber überarbeitet sind, wird uns dann auch noch der schwarze Peter versucht zuzuschieben. Ich könnte noch lange weiter machen, aber es interessiert wohl eh niemand. Denn Hauptsache "ich" bekomme was ich will. Das ist ja die Ausrichtung die man heute hat. Ob die Leute die alles mit purer Willenskraft und Ausdauer am Laufen halten angemessen behandelt und bezahlt werden = egal, bin ja nicht ich.

CFherty
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Der DB Navigator ist das einzige Tool, das Fernfahrten mit der Bahn überhaupt noch möglich macht. Ohne ist man der Gnade der Ansagen und Anzeigen ausgesetzt.

Theblackwidow
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Wer als Kunde glaubt, den Wahnsinn bei der Bahn erfassen zu können, der hat noch keine Vorstellung von der Lage eines Mitarbeiters. Wünsche meinen ehemaligen Konzernkollegen viel Kraft!

Leon-rmqf
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Erfahrungsbericht:
Ich bin Studentin und dank der super Fahrzeiten und der Tatsache, dass in meinem kleinen Ort nur alle paar Stunden Züge fahren - verbringe ich ca. 3 Stunden mit "Zugfahren" oder "Auf Zug warten" (vor allem damit, wenn mal wieder eine Verspätung auftritt). Von meiner Odysse im Nocember als kein Bus und Zug in Richtung Zuhause fuhr und ich mehrere Stunden am Bahnhof meiner Uni festsaß, fange ich gar nicht erst an.

Doch hier ist nicht die Bahn der Böse. Nein, meine Uni meinte doch tatsächlich, als ich um Online Teilnahme dieses Semester gebeten habe (Während Corona ging es ja auch) "Ich solle meine Zeit einfach effektiver nutzen."
Ja, stehend an einem überfüllten Bahnhof oder ohne Tisch im ebenso überfüllten Zug, hol ich natürlich meinen Laptop, Stift und Block raus.

Leute, welche nicht oft mit der Bahn fahren, haben häufig gar keine Vorstellung, von den ganzen Problemen und Widrigkeiten, die man da erfährt.
Wie es den Mitarbeitern geht, kann man ja zur Genüge hier in den Kommentaren lesen.

Danke für den Beitrag ZDF.

little_roomplant
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Man darf NICHT grundlegende Infrastrukturen privatisieren, zumindest nicht wenn einem das Wohl des Bürgers und nicht der Profit das Wichtigste ist.

Beispiel: als in Paris das Leitungswasser vor rund 25 Jahren privatisiert wurde, sind die Preise gut 500% in die Höhe geschnallt während die Wasserqualität einen Verlust von ca. 90% erlitt.

Dinge wie Bahn / Öffis, Wasser, Luft aber auch Energie dürfen nicht privatisiert sein sondern müssen als grundlegenden Dienst vom Staat dem Bürger gewährt werden. Alles andere ist absolut Geisteskrank und Profit orientiert.

neangrypanda
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Das passiert, wenn Politik davon träumt, Geld mit Staatseigentum zu machen. Die Privatisierungen von Post, Telekommunikation und Bahn sind Beispiele dafür, dass Service schlechter und Kosten höher wurden und der Staat keine Möglichkeit mehr hat, auf die Preise einzuwirken. Hätte man vorher wissen können – kein Unternehmen leistet sich auf Dauer Verluste in einzelnen Einheiten.

immanuelmarx
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Finde es gut, dass das Thema angesprochen wird. Genau das Thema mit dem Familienurlaub ist wichtig.
Das Schlimme ist, dass Personen, die sich kein Auto / Roller oder ähnliches leisten können, vor allem im Nahverkehr abgezockt werden.

Wenn man mal nach den Gründen schaut, wieso die Politik kein Interesse hat, dass die Bahn attraktiv wird, muss man einfach mal auf die Steuern schauen.

Angenommen wir generieren 100€ durch Tanken (2€ / Liter) und 100€ durch ein Ticket bei der Bahn.
Beim Tanken 100€ / 50 Liter müssen wir 97, 45Cent/Liter Steuern bezahlen (32 C Mwst / 65, 45 Cent Energiesteuer - bei Diesel etwas weniger).
Von unseren 100 € sind also 48, 725 € Steuern für den Staat.
Bei einem Umsatz von 100€ bei der Bahn ist das nur die Mwst in Höhe von 7% (Fernverkehr). Daraus ergeben sich dann 6, 54€ an Steuern.

Sprich bei 100€ Brutto-Umsatz bekommt der Staat beim Tanken fast das 8 Fache an Steuern.
Der Witz ist nur, dass wir durch diese Steuern dann die Kurzarbeit von Mercedes, Porsche und co finanzieren, die dann wiederum
Rekorddividenden ausschütten.

Falls ich irgendwas falsch gerechnet habe oder ein "Denkste" drin habe, bitte antworten :)

GoldenSpawn
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Derzeit im privilegierten versifften Österreich: Züge kommen pünktlich, Busse teilweise zu früh, so gut wie keine Zugausfälle und günstig ist’s noch dazu.

Zahle als Student ~300€ für das komplette Jahr und kann damit mit ALLEN Öffentlichen Verkehrsmitteln, so oft ich will, in meinem Bundesland fahren. Als Person bei der keine Ermäßigung greift zahlt man für das sog. Klimaticket ~980€ für ein komplettes Jahr für das ganze Land, für alle öffentlichen Verkehrsmittel.

Was der Kommentar bewirken soll? Nix I guess

intensedad
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Ist auch immer schön wenn Regionalzüge ohne Angabe von Gründen einfach von der Anzeigetafel verschwinden und dann tatsächlich auch nie wieder auftauchen.

scotchbonett
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Danke ZDF MAGAZIN ROYALE, endlich hat es die Landesschau auch ins Hauptprogramm geschafft. Nächste Station: Prime Time!  ❤

Passend zur Deutschen Bahn kommt unsere Antwort mit „etwas“ Verspätung. Wir waren damit beschäftigt, ein paar SWR Eisenbahn-Romantik Videos zu schauen.

LandesschauBW
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Ein langfristige Entscheidung war auch die weit verbreitete Festlegung von Gewerbe- und Industriegebieten an Autobahnen anstatt an Bahnstrecken. Das Zunehmen des LKW-Verkehr für die nächsten Jahrzehnte ist damit vorprogrammiert.

KurtKind
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"Alle (Bahnhöfe) müssen gleichmäßig stark nach Pisse riechen..."🤣 Na wenigstens dieses Ziel wurde erreicht!

SW-pvzi
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Super Beitrag! Der wunderschöne Bahnhof in Nürtingen ist mein nächstgelegener Bahnhof. Leider müsste ich aber erstmal 50 Minuten Bus fahren, um ihn überhaupt zu erreichen. Hab früher auch immer 1, 5 Stunden mit Bus und Bahn zur Uni gebraucht, für ne Strecke, die mit dem Auto 20 Minuten dauert. Manchmal musste ich auch die letzten zwei Kilometer zu Fuß gehen, da die Fahrpläne der verschiedenen Verkehrsverbünde so prima aufeinander abgestimmt sind. Auf der einen Seite sind die Preise natürlich zu teuer, aber auch die unzumutbaren Fahrt- und Wartezeiten sind ein Problem. Wer kann es sich zeitlich leisten jeden Tag 3-4 Stunden in Bus und Bahn und an irgendwelchen Dorfbushaltestellen zu verbringen? Würde mein Auto sehr gerne stehen lassen, da ich nicht mal besonders gerne Auto fahre. Aber es gibt für den Alltag momentan keine Alternative für mich.

cocosmic
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Infrastruktur privatisieren ist eh das dümmste was man machen kann (neben Krankenhäusern)

BennyTheChiller
Автор

Die Privatisierungen von Gesundheitswesen, Post, Telekommunikation und Bahn war das schlechteste was man hätte tun können…

Kai_Sau