filmov
tv
Wortbildung: Komposition | Was ist ein Kompositum?
![preview_player](https://i.ytimg.com/vi/9Cy9WxxMPhw/maxresdefault.jpg)
Показать описание
Mithilfe der Komposition werden neue Wörter gebildet. Dadurch erweitert sich der Wortschatz einer Sprache. Komposition heißt Zusammensetzung und zusammengesetzt werden zwei oder mehrere einzelne Wörter zu einem neuen Wort.
#linguistik #sprache #morphologie
-----------
Werbung - Mein Buch:
Direkt auf Amazon bestellen:
(Affiliate-Link: Wenn du das Buch über den Link kaufen solltest, bekomme ich dafür eine kleine Vergütung. Dich kostet es keinen Cent extra.)
-------------
Vorwissen:
Quellen:
- Spillmann, H. O. (2000): Einführung in die germanistische Linguistik. Langenscheidt.
- Busch, A., & Stenschke, O. (2018). Germanistische Linguistik: eine Einführung. Narr Francke Attempto Verlag.
- Dipper, S., Klabunde, R., & Mihatsch, W. (2018). Linguistik. Springer Berlin Heidelberg.
- Vogel, P. (2010). Morphem. In E. Hentschel (Hrsg.), Deutsche Grammatik. Walter de Gruyter.
- Methling, R. (2022): Warum die Wörter im Deutschen so lang sind. Dudenverlag
0:00 Was sind Komposita?
02:57 Wortarten, die Komposita bilden
5:38 Komposita in anderen Sprachen
6:50 Zusammenfassung
Das Kompositum „Apfelkuchen“ besteht aus zwei Elementen „Apfel“ und „Kuchen“. Genauer gesagt, handelt es sich um zwei Lexeme, oder lexikalische Morpheme, die zu einem neuen Lexem verbunden werden. Dieses Wort kann ganz einfach noch mal erweitert werden, indem man zum Beispiel „Teig“ hinzufügt: „Apfelkuchenteig“. Theoretisch können Wörter so unbegrenzt erweitert werden, allerdings ist das Wort an einem unbestimmten Zeitpunkt kein „echtes“ Gebrauchswort mehr. Wir verstehen zwar, was eine Apfelkuchenteigform ist, aber das Wort ist ein Okkasionalismus, eine Ad-hoc-Bildung.
Schon Kinder im Alter von zwei Jahren wenden das Prinzip der Komposition intuitiv an, um neue Wörter zu bilden. Sie sagen zum Beispiel „Zugmann“, ein Kompositum aus „Zug“ und „Mann“, wenn sie das Wort „Schaffner“ noch nicht kennen. Viele Experimente in der Linguistik weisen darauf hin, dass das Bilden von Wörtern mithilfe der Komposition ein Urprinzip ist, das tief in uns steckt. Ob angeboren oder sehr früh erlernt, diese Frage konnte allerdings bisher nicht geklärt werden.
Und gerade weil es im Deutschen das Prinzip der Komposition gibt, können Wörter sehr lang werden. Vor allem Substantive werden miteinander verbunde0n, um Wörter wie die „Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitänsuniform“ zu bilden.
Aber auch Adjektive können auf diese Art mit Substantiven verbunden werden. Sie können links vom Substantiv stehen, wie „Hochhaus“ und „Billigwein“, dabei auch in ihrer gesteigerten Form vorkommen: „Höchstleistung“. Andererseits können sie auch rechts vom Substantiv stehen: „wasserfest“, „himmelblau“, „pechschwarz“. Komposita, die vollständig aus Adjektiven bestehen, also wobei sowohl der rechte als auch der linke Teil Adjektive sind, gibt es eher selten. Gelegentlich begegnet man aber einem Wort wie „höflich-bestimmt“. Auch Adjektive und Verben dürfen kombiniert werden: „trinkfest“, „denkfaul“, „knallbunt“.
Es gibt aber Beschränkungen: Adjektive, die selbst schon von einem Substantiv abgeleitet sind und die zum Beispiel auf „-bar“, „-lich“, oder „-ig“ enden, können nicht noch einmal mit einem Substantiv kombiniert werden, auch wenn sie eigentlich schön klingen: „Wunderbarzeit“? „Ärgerlichwut“? „Traurigtag“?
Gebräuchlich sind auch Kombinationen aus Verb und Substantiv wie in „Waschmaschine“. Dabei kommen auch Verben mit einer Vorsilbe vor, wie „Anmeldepflicht“. Das Wort „Impfzentrum“ wurde zum Beispiel im Jahr 2021 gehäuft verwendet. Und obwohl es nicht in einem Wörterbuch stand, hat niemand nachgefragt, was das denn genau ist, so ein „Impfzentrum“, da Verb + Substantiv in dieser Art ganz regelmäßig verbunden werden können.
Generell kann man sagen, dass sich alle Wortarten zur Bildung von Komposita mit Substantiven einsetzen lassen.
1. Präpositionen: „Nachmittag“, „Hinterhaus“, „Überstunde“
2. Adverbien: „Alleinanspruch“, „Abwärtstrend“
3. Pronomen: „Wirgefühl“, „Ichsucht“
4. Interjektionen: „Aha-Erlebnis“, „Ja-Sagerin“, „Wow-Stimmung“.
Sogar einzelne Buchstaben sind möglich, wie „X-Beine“ und „Z-Promi“, wobei man diese Kategorie von Wörtern unterscheiden muss, die mithilfe der Kurzwortbildung entstehen. Der „O-Saft“ ist das Kurzwort zu „Orangensaft“, was aber wiederum tatsächlich ein Kompositum ist.
Beim Vergleichen von Komposita in verschiedenen Sprachen fällt auf, dass nicht alle Sprachen diese Art der Wortbildung erlauben. Ein „Apfelkuchen“ wird im Französischen „tarte aux pommes“ genannt, ein „ensalada de atún“ ist ein „Thunfischsalat“ auf Spanisch. Hier werden die beiden Bestandteile des neuen Wortes mit einer Präposition verbunden. Allgemein gilt, dass in romanischen Sprachen Komposita wie „café-filtre“ (im Deutschen „Filterkaffee“) eher selten sind.
#linguistik #sprache #morphologie
-----------
Werbung - Mein Buch:
Direkt auf Amazon bestellen:
(Affiliate-Link: Wenn du das Buch über den Link kaufen solltest, bekomme ich dafür eine kleine Vergütung. Dich kostet es keinen Cent extra.)
-------------
Vorwissen:
Quellen:
- Spillmann, H. O. (2000): Einführung in die germanistische Linguistik. Langenscheidt.
- Busch, A., & Stenschke, O. (2018). Germanistische Linguistik: eine Einführung. Narr Francke Attempto Verlag.
- Dipper, S., Klabunde, R., & Mihatsch, W. (2018). Linguistik. Springer Berlin Heidelberg.
- Vogel, P. (2010). Morphem. In E. Hentschel (Hrsg.), Deutsche Grammatik. Walter de Gruyter.
- Methling, R. (2022): Warum die Wörter im Deutschen so lang sind. Dudenverlag
0:00 Was sind Komposita?
02:57 Wortarten, die Komposita bilden
5:38 Komposita in anderen Sprachen
6:50 Zusammenfassung
Das Kompositum „Apfelkuchen“ besteht aus zwei Elementen „Apfel“ und „Kuchen“. Genauer gesagt, handelt es sich um zwei Lexeme, oder lexikalische Morpheme, die zu einem neuen Lexem verbunden werden. Dieses Wort kann ganz einfach noch mal erweitert werden, indem man zum Beispiel „Teig“ hinzufügt: „Apfelkuchenteig“. Theoretisch können Wörter so unbegrenzt erweitert werden, allerdings ist das Wort an einem unbestimmten Zeitpunkt kein „echtes“ Gebrauchswort mehr. Wir verstehen zwar, was eine Apfelkuchenteigform ist, aber das Wort ist ein Okkasionalismus, eine Ad-hoc-Bildung.
Schon Kinder im Alter von zwei Jahren wenden das Prinzip der Komposition intuitiv an, um neue Wörter zu bilden. Sie sagen zum Beispiel „Zugmann“, ein Kompositum aus „Zug“ und „Mann“, wenn sie das Wort „Schaffner“ noch nicht kennen. Viele Experimente in der Linguistik weisen darauf hin, dass das Bilden von Wörtern mithilfe der Komposition ein Urprinzip ist, das tief in uns steckt. Ob angeboren oder sehr früh erlernt, diese Frage konnte allerdings bisher nicht geklärt werden.
Und gerade weil es im Deutschen das Prinzip der Komposition gibt, können Wörter sehr lang werden. Vor allem Substantive werden miteinander verbunde0n, um Wörter wie die „Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitänsuniform“ zu bilden.
Aber auch Adjektive können auf diese Art mit Substantiven verbunden werden. Sie können links vom Substantiv stehen, wie „Hochhaus“ und „Billigwein“, dabei auch in ihrer gesteigerten Form vorkommen: „Höchstleistung“. Andererseits können sie auch rechts vom Substantiv stehen: „wasserfest“, „himmelblau“, „pechschwarz“. Komposita, die vollständig aus Adjektiven bestehen, also wobei sowohl der rechte als auch der linke Teil Adjektive sind, gibt es eher selten. Gelegentlich begegnet man aber einem Wort wie „höflich-bestimmt“. Auch Adjektive und Verben dürfen kombiniert werden: „trinkfest“, „denkfaul“, „knallbunt“.
Es gibt aber Beschränkungen: Adjektive, die selbst schon von einem Substantiv abgeleitet sind und die zum Beispiel auf „-bar“, „-lich“, oder „-ig“ enden, können nicht noch einmal mit einem Substantiv kombiniert werden, auch wenn sie eigentlich schön klingen: „Wunderbarzeit“? „Ärgerlichwut“? „Traurigtag“?
Gebräuchlich sind auch Kombinationen aus Verb und Substantiv wie in „Waschmaschine“. Dabei kommen auch Verben mit einer Vorsilbe vor, wie „Anmeldepflicht“. Das Wort „Impfzentrum“ wurde zum Beispiel im Jahr 2021 gehäuft verwendet. Und obwohl es nicht in einem Wörterbuch stand, hat niemand nachgefragt, was das denn genau ist, so ein „Impfzentrum“, da Verb + Substantiv in dieser Art ganz regelmäßig verbunden werden können.
Generell kann man sagen, dass sich alle Wortarten zur Bildung von Komposita mit Substantiven einsetzen lassen.
1. Präpositionen: „Nachmittag“, „Hinterhaus“, „Überstunde“
2. Adverbien: „Alleinanspruch“, „Abwärtstrend“
3. Pronomen: „Wirgefühl“, „Ichsucht“
4. Interjektionen: „Aha-Erlebnis“, „Ja-Sagerin“, „Wow-Stimmung“.
Sogar einzelne Buchstaben sind möglich, wie „X-Beine“ und „Z-Promi“, wobei man diese Kategorie von Wörtern unterscheiden muss, die mithilfe der Kurzwortbildung entstehen. Der „O-Saft“ ist das Kurzwort zu „Orangensaft“, was aber wiederum tatsächlich ein Kompositum ist.
Beim Vergleichen von Komposita in verschiedenen Sprachen fällt auf, dass nicht alle Sprachen diese Art der Wortbildung erlauben. Ein „Apfelkuchen“ wird im Französischen „tarte aux pommes“ genannt, ein „ensalada de atún“ ist ein „Thunfischsalat“ auf Spanisch. Hier werden die beiden Bestandteile des neuen Wortes mit einer Präposition verbunden. Allgemein gilt, dass in romanischen Sprachen Komposita wie „café-filtre“ (im Deutschen „Filterkaffee“) eher selten sind.
Комментарии