Steuertrick Ehe - So unfair ist heiraten | WDR Doku

preview_player
Показать описание
„Wir müssen dafür Sorge tragen, dass Alleinerziehende mit Kindern genauso unterstützt werden vom Staat wie eben die Ehen.“ Katrin Reese ärgert sich über ihren Steuerbescheid. Auf dem steht, dass sie als alleinerziehende Mutter viel mehr Steuern zahlen muss, als wenn sie verheiratet wäre. Und das liegt am Ehegattensplitting.

Johannes Henrich ist verheiratet, hat ein Kind und findet: „Wir sind ja eigentlich Profiteure des Systems. Grob geschätzt haben wir durch das Ehegattensplitting einen Steuervorteil von 20 Prozent gegenüber nicht Verheirateten.“

Das Ehegatten- was? Viele wissen nicht einmal, was Ehegattensplitting überhaupt ist, wer es anwenden kann und wer nicht. Und noch weniger Menschen wissen, dass es dieses Steuergesetz schon seit 1958 gibt und seitdem unverändert auf die finanziellen Möglichkeiten von Familien und vor allen Dingen Frauen einwirkt.

Das Splittingverfahren ermöglicht es verheirateten Paaren, und nur verheirateten Paaren, sich steuerlich gemeinsam veranlagen zu lassen und so die Steuerprogression zu umgehen, ganz gleich, ob dieses Paar Kinder hat oder nicht. Dabei werden heute ein Drittel aller Kinder außerhalb ehelicher Gemeinschaften geboren. Und die waren eigentlich diejenigen, die die Väter des Grundgesetzes schützen wollten, als sie im Artikel 6 formulierten: Ehe und Familie stehen unter besonderem Schutz der staatlichen Ordnung.

Reina Becker kämpft seit Jahren für die Abschaffung des Splittings. Sie ist Steuerberaterin und hilft Frauen wie Katrin Reese, ihre Steuerbescheide anzufechten. Besonders ärgert sie, dass der Splittingvorteil überwiegend bei Gutverdienern, meistens Männern, ankommt und Frauen, die sich um die Kinder kümmern, leer ausgehen. Sie will in ihrem Kampf für eine gerechtere Besteuerung sogar bis vor das Bundesverfassungsgericht ziehen.

Doch als im Sommer 2023 SPD-Chef Lars Klingbeil plötzlich die Abschaffung des Ehegattensplittings vorschlug, um die Kindergrundsicherung zu finanzieren, gab es sofort massiven Gegenwind. Der Koalitionspartner FDP lief Sturm dagegen und auch der Kanzler winkte ab. Der Streit kreist um die Frage: Ist eigentlich Familie heute noch das, was sie vor 70 Jahren war? Ist es gerecht, Ehepaare finanziell besser zu stellen, auch wenn diese gar keine Kinder haben oder diese längst erwachsen sind? Immerhin lässt sich der Staat dieses Steuergeschenk weit über 20 Milliarden Euro pro Jahr kosten. Und ist es fair, Familien ohne Trauschein von dieser Steuersubvention auszuschließen?

Die Story zeigt, was es heißt, wenn ein Steuergesetz aus dem Geist der 1950er Jahre auf die Lebenswirklichkeit heutiger Familien trifft. Und geht der Frage nach: Warum schafft es die Politik nicht, die Weichen anders zu stellen?

👍 Wenn dir dieses Video gefallen hat, lass uns einen Like da!
______
🎥 Ein Film für Die Story von Rebecca Kirkland und Wolfgang Minder.
Dieser Film wurde im Jahr 2023 produziert. Alle Aussagen und Fakten entsprechen dem damaligen Stand und wurden seitdem nicht aktualisiert.
______

Weitere Dokus zum Thema:
______
#Alleinerziehend #Ehegattensplitting #Steuern #WDRDoku
Рекомендации по теме
Комментарии
Автор

Ich höre immer nur „ich muss mehr zahlen, also müssen die anderen auch mehr zahlen“.
Wie wäre es mit „andere müssen weniger zahlen, also möchte ich auch weniger zahlen“.
Statt also dafür zu kämpfen, dass alle gleich „wenig“ bezahlen müssen, kämpft man eher dafür, dass die anderen mehr zahlen müssen. Es ist absurd.

lenagrieer
Автор

Ich habe bei den Kommentaren und auch bei dem Beitrag das Gefühl, dass hier ein paar ganz wichtige Details nicht deutlich rübergebracht wurden:

Ehegattensplitting bedeutet ersteinmal nur, dass die Freibeträge optimal ausgenutzt werden. Da die Freibeträge aber nicht parallel zur Inflation erhöht wurden, spielt das heute ehrlich gesagt nur noch eine untergeordnete Rolle.

Steuerklasse 3/5 und Steuerklasse 4/4 macht unterm Strich am Ende des Jahres wenn man beide Einkommen zusammenrechnet keinen Unterschied. Man zahlt bis auf den letzten Cent das gleiche. Der "Vorteil" von 3/5 ist lediglich, dass man unterjährig zu wenig Steuern zahlt (also mehr Geld zur Verfügung hat), die man dann aber zu 100% nachzahlen darf. Es handelt sich hier also nicht um einen wirklichen Vorteil, sondern um eine Stundung.

Entscheidet man sich als Paar für die Steuerklassen 4/4 wird man erstmal besteuert als hätte man Steuerklasse 1 und kann dann in seiner Steuererklärung die Steuervorteile geltend machen. Hier zwei Beispiele:
Partner 1: 80.000€ brutto || Partner 2: 40.000€ brutto
Bei den Steuerklassen 4/4 wie auch bei 1/1 werden erstmal von Partner 1 16.699€, bei Partner 2 4.721€, In Summe also 21.420€ Steuern p.a. gezahlt. Das Ehegattensplitting bringt dann jedoch eine Ersparnis von sage und schreibe 1.050€ pro Jahr.

In Beispiel 2 verdient Partner 2 lediglich 20.000€ brutto
Bei den Steuerklassen 4/4 wie auch bei 1/1 werden erstmal von Partner 1 16.699€, bei Partner 2 550€, In Summe also 17.249€ Steuern p.a. gezahlt. Das Ehegattensplitting bringt dann immerhin eine Ersparnis von 2.313€. Das ist jetzt echt kein Vermögen.

Jetzt wird sich in dem Beitrag aber noch beschwert, dass Alleinerziehende davon nicht profitieren. Das ist korrekt, aber Alleinerziehende können Sich nach Steuerklasse 2 besteuern lassen. Nach den Beispielen von oben:
Brutto 80.000€ -> 14.970€ Steuern --> 1.729€ Ersparnis p.a. ggü. StKl. 1
Brutto 40.000€ -> 3.517€ Steuern --> 1.204€ Ersparnis p.a. ggü. StKl. 1
Brutto 20.000€ -> 0€ Steuern --> 550€ Ersparnis p.a. ggü. StKl. 1

Solche Beispielrechnungen hätte man durchaus einmal mit unterbringen können. Dann sieht man nämlich, dass Alleinerziehende eben auch Vorteile bekommen (mE gar nicht mal wenig), das Ehegattensplitting grundsätzlich gar nicht so extrem viel bringt und Steuerklasse 3/5, bei der es auf den ersten Blick zwar so aussieht als würde man enorm viel sparen, eigentlich gar nichts im Vergleich mit 4/4 bringt, weil es sich lediglich um einen Stundungseffekt handelt.

MrDaedraeda
Автор

Ich vermisse die Erläuterung, dass es vor einigen Jahren einen wesentlich höheren Freibetrag für Alleinerziehende gab, welcher aus mir unerklärlichen Gründen abgeschafft wurde. Diesen sollte man wieder einführen, statt die Familien weiter zu belasten.

luftballons
Автор

Eine Alleinerziehende hätte keinen Cent mehr Geld, wenn es das Ehesplitting nicht geben würde. Ergo muss man einfach schauen, dass man Alleinerziehende besser unterstützt.

MrInvestment
Автор

Also dass sich die Alleinerziehende über das Ehegatten Splitting aufregt versteh ich absolut nicht. Sie hat rein gar nicht davon wenn man dieses Splitting abschaffen würde. Es muss eher dann steuerliche Vorteile für Alleinerziehende und unverheiratete Paare mit Kind noch dazu geben. Das ist wieder so dumm. Die haben Vorteile… anstatt dass ich dafür kämpfe dass Menschen wie ich auch Vorteile bekommen will ich lieber dafür kämpfen dass den anderen die Vorteile weggenommen werden sodass es ihnen Finanziell schlechter geht und ich mich besser fühlen kann.
So ein dummes Verhalten.

ItsMeLizza
Автор

Wie wäre es denn damit die Steuern und Abgaben endlich für alle zu senken statt auf der Ehe rumzuhacken?

MiYouDipplo
Автор

Seit wann haben alleinerziehende keine Steuerentlastung. Ich war als Mann selber ein paar Jahre auf dem Papier alleinerziehend (Wechselmodell 50-50, die Stkl2 nur deshalb auf Ex übertragen, weil ich jetzt mit neuer Partnerin zusammenlebe).

Die Stkl2 und der Entlastungsbetrag waren schon spürbar. Und die Mutter hier hat zudem Anspruch auf Kindesunterhalt vom Vater oder Unterhaltsvorschuss. Das Gejammere, man würde in TZ nicht durchkommen, halte ich für übertrieben. Sie ist Führungskraft und möchte gerne arbeiten
Das ist legitim, aber bitte nicht die Opferrolle

stephanhi
Автор

Liebe Männer, der Steuervorteil ist ein schlechter Witz wenn es zur Scheidung kommt.
Alleinerziehende Mütter schweigen fast immer wenn es darum geht, was sie vom Vater monatlich kassiert.
Ich habe mit Alleinerziehenden Müttern kein gesteigerten Respekt, in den meisten Fällen haben Sie ihre Männer verlassen und zocken abschließend über Jahre die Väter ab:
Trennungsunterhalt, Nachehelichenunterhalt, Kindesunterhalt etc.

screenplayde
Автор

Schade das nicht alle Fakten genannt wurden. Den als Alleinerziehende Person und Kinder unter 18 Jahren ist man in der Steuerklasse 2, welche auch begünstigt. In einer solchen Doku, wäre dieser Fakt mM nach wichtig gewesen.

moniquelohmann
Автор

Inwiefern ist es der Ehe überhaupt förderlich, wenn ein Ehepartner einen extremen Karriereknick und finanzielle Abhängigkeit vom Partner in Kauf nehmen soll, damit der andere Karriertechnisch trotz Kinder voll durchstarten kann? - Das mag toll für Wirtschaftsunternehmen sein: Fachkräfte, auf deren Familiensituation man bei der Arbeitsorganisation keine Rücksicht nehmen muss, da zur Not ja immer der Ehepartner einspringt, um für die Kinder zu sorgen. Easy.
Doch für die Ehe ist das in der überwiegenden Mehrheit der Fälle Gift.
In meinem sozialen Umfeld sind nicht wenige Ehen daran zerbrochen.

Ironie des Schickals: Geschiedene Väter, die u.a. an zwei Werktagen pro Woche die Fürsorgepflicht für ihr(e) Kind(er) haben.
An diesen zwei Werktagen müssen diese Väter die Arbeit pünktlich beenden.
An diesen zwei Werktagen müssen sie im Notfall die Arbeit sogar stehen und liegen lassen, um für ihr Kind sorgen.

VOR der Scheidung war der Arbeitgeber nicht dazu bereit.

Das Ehegattensplitting - Aufteilung in Steuerklasse 3 und 5 - lag vor. Und die Arbeitgeber erwarteten auf Basis dieses Ehegattensplittings, auch die volle Einsatzbereitschaft dieser Väter. Argumentation getreu dem Motto: "Wer steuerrechtliche Vorteile in Anspruch nimmt, muss auch zu entsprechenden Leistungen bereit sein."

NACH der Scheidung hat der Arbeitgeber die Arbeitsorganisation angepasst.



Wir sollten aufhören uns von Politikern eine "Wirtschaftsförderung" als "Förderung der Ehe" unterjubeln zu lassen.

JenniferKimBrinkmann
Автор

Lächerliche Diskussion!
Mit dieser Infrastruktur (Kitas/Schule) ist es gar nicht mehr möglich, dass beide Vollzeit arbeiten gehen…

DeChefNur
Автор

Es werden wieder zwei Dinge gegenüber einander ausgespielt. Wenn man verheiratet ist, bekommt man ja keine anderen Leistungen in d Fall, dass einer nichts verdient. Derjenige wird dann v Ehepartner mitgetragen. Dann ist's auch nur fair wenn es auch einen finanziellem Vorteil hat. Ich finde diese Diskussion verfehlt. Es gibt immer die Tendenz Elternschaft gegen die Ehe auszuspielen. So wie beim Bürgergeld Bezieher gegeneinander ausgespielt werden. Wie wäre es, wenn Luxusgüter besteuert würden oder der Flugverkehr oder das Dienstwagenprivileg abgeschafft würde oder oder oder .

jyoti_rupata
Автор

Warum der Staat solche Modelle wie Ehe mehr unterstützt?
Weil es nur Logisch ist, stabile Lebensmodelle zu unterstützen aus denen Kinder hervorgehen.

rudiausbuddeln
Автор

Nebenbei: Eine Familie mit zwei Kindern mit bis 5400 € brutto im Monat zahlt erstmal überhaupt keine Steuern. Da kannste die Diskussion sowieso knicken.

sparkloli
Автор

Ich finde nicht, dass der Vorteil gestrichen werden sollte. Die Ehe soll ja unterstützt werden. Meiner Meinung nach sollten eher zusätzlich Alleinerziehende bzw. Eltern generell mehr unterstützt werden. Das eine schließt das andere ja nicht aus.

Nellyeyy
Автор

Es wird so getan, als wenn Frauen ausschließlich wegen der Steuer zuhause sitzen... Wo sind denn die Kindergartenplätze, damit die Kinder betreut werden können, damit die Frau arbeiten gehen kann?!

unbekannter-teilnehmer
Автор

und was ist mit den ganzen Steuervorteilen und Boni der Das ist noch viel unfairer

phitome
Автор

Deutschland: wir sind ach so Tolerant und respektieren jedes Lebensmodel.

Auch Deutschland: Was? Du bist 30 Jahre alt, trotz fester Beziehung nicht verheiratet und hast keine Kinder? Weil wir dieses Lebensmodel so sehr tolerieren darfst du uns jetzt erstmal jeden Monat 46% von deinem Bruttolohn abgeben.

PepeAmused
Автор

Man kann ja zum Ehegattensplitting stehen wie man will, aber es richtet sich halt an asymmetrische Versorgungsgemeinschaften der erwachsenen Mitglieder. Mit den Kindern hat das erst einmal nichts zu tun und auch nichts mit der Situation von Alleinerziehenden.

XynxNet
Автор

Hatte früher Steuerklasse I (unverheiratet, kein Kind). Lizenz für den Staat zum Ausrauben, wenn ich den Gehaltszettel richtig interpretiert habe. 🤢🤮

V-friendly
join shbcf.ru