Nutri-Score – was nutzt die Lebensmittel-Kennzeichnung wirklich? | Marktcheck SWR

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Gesunde Lebensmittel auf einen Blick erkennen? Der Nutri-Score macht es möglich. Doch was bringt die Kennzeichnung beim täglichen Einkauf? Welche deutschen Hersteller wollen mitmachen und wie sieht es mit Alternativen aus?

Lebensmittel mit dem Nutri-Score
Lebensmittelproduzenten wie Iglo und Danone drucken den Nutri-Score inzwischen auf ihre Produkte. Mehr als 1000 Lebensmittel, die man kaufen kann, haben den Nutri-Score bereits. Und immer mehr davon kommen jetzt in die Regale.

Auch Kartoffelspezialist McCain kennzeichnet bereits erste Produkte mit der grün-gelb-roten Nährwerteinschätzung. Brothersteller wie Mestemacher und Harry-Brot sind ebenfalls dabei. Auch der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern Nestlé hat seinen Widerstand gegen die Ampel längst aufgegeben und will bis Ende des Jahres den Nutri-Score für alle Produkte haben, also auch auf Schokoriegeln zum Beispiel, die mit einem rotem E gekennzeichnet werden müssen. Derzeit gibt es die Ampel nur auf einigen Müsli- und Fleischersatzprodukten sowie auf Tiefkühl-Pizzen.

Grün ist Top, rot ist Flop
Der Nutri-Score ordnet den Nährwert eines Lebensmittels von einem empfehlenswerten, grünen A bis zu einem ungünstigen, roten E ein. Wir Verbraucher sehen auf einen Blick, ob das Müsli, der Erdbeerjoghurt oder die Fischpfanne quasi täglich essen könnten, besser nur ab und zu oder besser doch die Finger davon lassen sollten.
In welches dieser farbigen Felder das verarbeitete Lebensmittel passt, wird wissenschaftlich berechnet, und zwar immer anhand von 100 Gramm oder 100 Milliliter des Produkts.
• Für viel Fett, Salz und Zucker etwa werden Minuspunkte vergeben.
• Positiv dagegen wirkt es sich aus, wenn im Lebensmittel Proteine, Ballaststoffe oder Obst und Gemüse enthalten sind.

Durch den Nutri-Score würden bei uns etwas gesündere Lebensmittel auf die Teller kommen. Die Franzosen haben berechnet, dass 12 Prozent mehr Obst dabei wäre, 5 Prozent mehr Gemüse und 7 Prozent mehr Ballaststoffe. Darüber hinaus gesündere Fette und weniger Salz.
Diese Veränderungen kommen zustande, weil wir durch die Lebensmittelampel besser bewertete Produkte bevorzugen. Außerdem verändern die Hersteller die Rezeptur ihrer Produkte, damit sie möglichst mit einem grünen A oder B glänzen können. So haben sie beispielsweise in Milchdesserts den Fett- und Zuckergehalt deutlich reduziert.

Das leistet der Nutri-Score
Das klassische Nuss-Nougat-Cremes ein rotes E tragen müssen, überrascht sicher niemanden. Genauso ist uns klar, dass eine Gemüsepfanne im Vergleich zur Pizza das bessere Abendessen ist.
Der Nutri-Score macht aber Pizzen untereinander besser vergleichbar und belohnt Hersteller, die weniger Salz und Fett verarbeiten, dafür etwa Gemüse drauf packen. Dann kriegt die Pizza nämlich ein hellgrünes B. Egal ob Frühstückmüslis oder Fertiggerichte, Produkte aus der gleichen Gruppe werden untereinander vergleichbar. Und wir Verbraucher können mithilfe der Ampelkennzeichnung spontan entscheiden, ob wir einen Fruchtjoghurt bevorzugen, der grün eingeordnet ist.

Das leistet der Nutri-Score nicht
Die Lebensmittelampel ist freiwillig. Hersteller von ungesunden Fertiggerichten und süßen Limos werden den Nutri-Score also nicht nutzen, solange er nicht verpflichtend ist. Wenn aber nicht alle Hersteller mitmachen, wird das Vergleichen innerhalb einer Produktgruppe schwierig. Immerhin gibt es inzwischen ein Vorhaben der EU-Mitgliedsländer, den Nutri-Score verpflichtend einzuführen. Bis zur Umsetzung werden allerdings noch Jahre vergehen.

Außerdem könnten grün eingestufte Pizzen, Pommes und Toast manche Menschen überzeugen, dass man sich auch ohne Brokkoli und Äpfel ausgewogen ernähren kann. Wer deshalb noch mehr verarbeitete Produkte kauft, statt zu natürlichen Lebensmitteln zu greifen, ernährt sich trotzdem nicht ausgewogen.

Zusatzstoffe und kalorienarme Süßungsmittel werden beim Berechnen des Nutri-Scores nicht berücksichtigt. Doch genau diese Zutaten müssen die Hersteller bei etlichen hoch verarbeiteten Lebensmitteln einsetzen, wenn sie mit ihrem Produkt gut dastehen wollen. Bio-Lebensmittel, die kaum oder keine Zusatzstoffe enthalten, können deshalb nicht besser abschneiden und sehen sich benachteiligt.

Autoren: Nina Rathfelder, Beate Bastian
Bildquelle: Colourbox und Unsplash/ Neonbrand

#Ernährung #Nutriscore #Lebensmittelkennzeichnung
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Комментарии
Автор

Diese Weetbix Crispy Minis, die ein A bekommen haben, haben auf 100g 21g Zucker. Wenn das Produkt, nur weil man Vollkornweizen verwendet und ein paar Vitamine und Eisen beimischt, ein A bekommen kann, dann ist dieses Label nicht sonderlich aussagekräftig.

michaels.
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Ist da ein Griff zum wegschmeißen dran? Ein solches Müsli ist und bleibt eine Kalorienbombe. Ein "A" dürfte nur ein zuckefreies oder mit ganz wenig Honig verfeinertes Müsli bekomm, mit Haferflocken( somit automatisch 100% Vollkorn) und etwas Trockenobst. Das ist und bleibt irreführend. Am Ende denken Leute wirklich das sie besser ein fast nur aus Zucker bestehendes Müsli gesund sei und sie auf keinen Fall mehr eine Scheibe Brot mit Butter und Käse essen dürfen.

vielleichteventuellkob
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Auf meinem Reisdrink ist ein E, obwohl das nur aus Wasser, ein bisschen Reis und 0, 1% Sonnenblumenöl besteht. Seit ich das und im Vergleich verschiedene Süßigkeiten mit B gesehen habe lege ich nicht mehr viel Wert auf den Nutriscore.

Zeitverschwender
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„Den Nutri-Score rechnen die Unternehmen selbst aus“ Damit bin ich raus🙂🙂. Kauft einfach unverarbeitete Lebensmittel - es kann so einfach sein.

haraldjeske
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Der einzige Weg, sich mit Hilfe des Nutriscores gesund zu ernähren, ist einfach Produkte zu kaufen, die erst gar keine Ampel aufzudrucken brauchen.
Esst mehr Gemüse, Leute! :)

musicandrats
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Fazit: wer nicht selbst denkt, wird verarscht.

chrissih.
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logisch-weetabix mit Schoki ist besser als ein bio rote beete saft

katjamuller
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1/4 Packung Schokobällchen von Nesquik zum Frühstück des Kindes soll nun also gesund sein? Schöne neue Welt

manuelhettmann
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Dass ein verarbeitetes Lebensmittel wie Müsli überhaupt eine B haben kann zeigt nur wie schlecht und falsch dieser Nutriscore ist.

callmate
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Beim Nutriscore wird häufig „gut“ gegen „böse“ verrechnet. So kann ein Orangensaft trotz eines hohen Fruchzuckergehalts eine gute Bewertung bekommen, weil er Vitamine, wenig Fett und Salz beinhaltet. Das Problem beim verrechnen: Die Vitamine können die schädliche Wirkung des Fruchtzuckers auf die Leber nicht neutralisieren. Das heißt, man bekommt bei häufigen Verzehr kein Skorbut aber evtl. eine Leberverfettung. So können sich auch hochverarbeitete Speisen wie Tiefkühlpizzas, Tütensuppen und Tiefkühltorten einen Platz im grünen Bereich „erschummeln“, wenn zum Ausgleich etwas Grünzeug drüber gekippt wird. Selbst dann, wenn dieses durch die Verarbeitungsprozesse quasi Vitalstofffrei geworden ist.

Leider wird die Glykämische Last nicht mit einbezogen, so dass u.a. panierte Fleisch oder Fischprodukte genauso gut abschneiden können wie die Naturbelassenen. Auch Weißmehlprodukte wie Aufbackbrötchen oder Toastbrot finden sich im grünen Bereich wieder, obwohl diese eine ähnlich butzuckertreibende Wirkung haben wie Haushaltszucker.

Leider bekommen auch einige hochverarbeitete Produkte, die kaum noch vom Körper verwertbare Nährstoffe enthalten, ein „gut“, weil sie wenig Fett, Zucker oder Salz beinhalten. Hier würde ich mir eine stärkere Gewichtung auf naturbelassene Produkte wünschen. Vor allem weil immer mehr Studien zeigen, das ein hoher Verarbeitungsgrad mit unseren Volkskrankheiten korrelieren.

Schwierig sind Produkte wie Tiefkühl-Pommes. Diese sind im unfrittierten Zustand (je nach Herstellung) frei von Transfettsäuren und einer unvorteilhaften Fett/Kohlenhydratkombination. Diese werden dementsprechend gut bewertet. Aber wer lutscht schon seine Tiefkühlpommes?

Auch die Bewertung gleicher Nahrungsgruppen ist bei einigen Produkten verwirrend. So werden z.B. Paranüssen eines Herstellers als „Mittelmäßig“ bewertet, während die eines anderen Herstellers mit „gut“ betitelt werden, obwohl die Nährstoffwerte identisch sind. Bedenken sollte man vor allem bei solchen Produkten, dass Pflanzenschutzmittel oder Zusatzstoffe keine Einfluss auf das Ranking haben. Allein die +/- Nährwerte sind beim Nutriscore entscheidet!

Dennoch könnte der Nutriscore für viele eine Sinnvolle Hilfe sein, um sich im Dschungel der über 200.000 Nahrungsprodukte zu orientieren. Viele Produkte werden vernünftig ausgewertet und die „Süßen Bösewichte“ sofort enttarnt. Dumm nur, dass der Nutriscore nach wie vor nicht verpflichtend für ALLE Hersteller ist. So kann der Kunde fast immer davon ausgehen, dass ein fehlender Nutriscore einem schlechten Nutriscore entspricht.

realschlup
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"Wir müssen selber nachdenken" Ja, dann lasst den Nutri-Score gleich sein! Man sieht hier im Beitrag, dass die Zutaten sich gegenseitig ausgleichen können. Das macht doch null Sinn! Wenn ich viele Ballaststoffe drin habe und aber auch viel Zucker, dann gibt's "grün" oder was? Sinnlos. Viel sinnvoller wäre die Information darüber, ob dafür in Frage kommende Zutaten pflanzlichen oder tierischen Ursprungs sind, verpflichtend zu machen. Traurig, dass dass diese Ernährungsexpertin da eher einen jubelnden Ton anschlägt. Aber "Experten" und öffentlich-rechtlicher Rundfunk sind einigen Jahren schon so eine Sache für sich...

k-i_d
Автор

„Wir müssen selber nachdenken“ 😂 sorry aber der Nutri Score ist ja gerade für die, die generell nicht über Ernährung nachdenken 😂 Die die es tun brauchen keinen Nutri Score ... oh man ist das dumm ...

McNessix
Автор

Das mit den Angaben der Portionsgrößen ist schon irgendwie ein first world problem, oder?
Und die Idee des Mutriscore finde ich an sich solide, jedoch sollten die Bewertungen nicht von den Herstellern, sondern von unabhängigen Instituten EU-weit genormt, vorgenommen und der Verteilungsschlüssel transparent kommuniziert werden.

Haruka_Watanabe
Автор

Wie kann ein Schokomüsli genauso gesund sein wie Kokosmilch oder ein Salat?!

therealfakedonald
Автор

Ich halt mich immer an die Portionsgrößen: Eine Portion, in den nächsten 5 Minuten die nächste Portion und so weiter...

depressivundkreativ
Автор

Dass eine Packung Fischstäbchen den gleichen Score wie Bio-Naturjoghurt hat, sagt doch alles oder?

spangriel
Автор

Die Firmen rechnen das selbst aus :'D

Laraw-pblb
Автор

Dieser Score ist mega komisch. Ich hab Lachs gekauft, der hatte D (oder E) und eine Packung Schokoriegel, der hatte B ... like wtf

BIRKERBOYZ
Автор

Also wenn mein Räuchertofu mit einem „B“ und somit gleich oder schlechter gewertet wird, als hochverarbeitete Cerealien, weiß ich ich ja auch nicht mehr...

josianesiewe
Автор

Sehr irreführend. Ich finde A sollte wirklich kaum bis gar keinen Zucker enthalten und nicht das eine wiegt das andere auf: weniger Fett dafür mehr Zucker kann zu einem B oder sogar A führen.

sniitzel