Wärmepumpen und Co: Was bringt das neue Heizungsgesetz? | Doku | NDR | 45 Min

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Die Abkehr von Öl und Gas sollte gefördert werden. Doch statt Wärmepumpen boomen jetzt Gasheizungen. Wie wird in Zukunft geheizt?
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Benjamin Elsen führt einen Heizungsbetrieb in Moormerland (Ostfriesland) mit 20 Mitarbeitenden. Er sagt: "Ob ich jetzt für eine Gastherme 8.500 Euro bezahle oder für eine Wärmepumpe 35.000 Euro zahle - dreimal dürfen Sie raten, wofür sich die meisten Kunden aktuell noch entscheiden."

Riesige Nachfrage nach Gasthermen

Seit zwölf Jahren ist er am Markt und hat einen solchen Run auf Gasthermen noch nicht erlebt. Im Schnitt baut Elsens Team vier Gasanlagen pro Woche ein. Vor einem Jahr waren es ein bis zwei. Das war nicht der Plan der Ampelregierung, im Gegenteil. Das neue Gebäudeenergiegesetz sollte den Ausbau klimafreundlicher Technologie fördern. Nun herrscht Chaos allerorten. Wer trägt Schuld an dieser Entwicklung?

Heizungsgesetz-Streit: Weniger Nachfrage nach Wärmepumpen

Das Gebäudeenergiegesetz, umgangssprachlich auch Heizungsgesetz genannt, sollte eigentlich die allmähliche Abkehr von fossilen Brennstoffen fördern. Doch was im Gesetz drinsteht, darüber gerieten in den vergangenen Monaten vor allem die Ampelparteien Bündnis 90/Die Grünen und die FDP immer wieder aneinander: keine Einigkeit nach innen, Chaos nach außen. Die Folge: Die Nachfrage nach klimafreundlichen Wärmepumpen ist mittlerweile eingebrochen.

Heizungsbrache fragt: Werden sie Wärmepumpen noch los?

Auch die Firma Friedrich Detering stellte sich darauf ein, bestellte ausreichend Wärmepumpen. Doch ein Jahr später gibt es bei dem Fachgroßhändler in Emden mehr Wärmepumpen zu bestaunen als dem Unternehmen lieb ist. Mitarbeiter Stefan Dekker erklärt: "Durch die Debatte um das Gebäudeenergiegesetz ist sehr viel Verunsicherung entstanden, was die Nachfrage stark beeinträchtigt hat." Wie Dekker fragen sich jetzt viele in der Heizungsbranche: Werden sie ihre Geräte noch los und womit können sie zukünftig planen?

Heizen mit Wärmepumpe effektiver als Öl- oder Gasheizung

Dabei ist die Wärmepumpe eine sinnvolle Lösung für klimafreundliches Heizen. Forscher der Universität Oxford konnten in einer aktuellen Studie zeigen, dass Wärmepumpen selbst bei extrem niedrigen Temperaturen mehr als doppelt so effizient sind wie Öl- oder Erdgasheizungen. Dennoch muss Energieberater Alexej Friedrich aus Hamburg bei seinen Terminen erst einmal Fakten schaffen bei verunsicherten Hausbesitzern.

Hartnäckig hält sich die Aussage, Wärmepumpen eigenen sich nur im Neubau. Das Gegenteil zeigt der Besuch bei Familie Heymann. Sie wohnt in einem Haus, Baujahr 1961. "Mit der Wärmepumpe sind wir autark und müssen nicht mehr schauen, wann der Ölpreis am besten ist und dann schnell kaufen", sagt Petra Heymann.

Wärmewende: Überforderte Kommunen?

Das sogenannte Heizungsgesetz ist auch eine riesige Herausforderung für die Kommunen. Je nach Einwohnerzahl müssen sie bis 2026 oder 2028 konkrete Pläne vorlegen, wie sie ihre Heizinfrastruktur klimaneutral umbauen wollen. "Natürlich kann man sich in Berlin vor die Kamera stellen und sagen, wir haben ein ganz tolles Gesetz gemacht. Aber da hinkommen müssen ganz andere.

Ich bin massiv genervt von der Ignoranz gegenüber den Praktikern", sagt Karsten Windmüller. Im Landkreis Vorpommern-Greifswald kümmert er sich um die Wärmeplanung eines gesamten Amtsbereichs, insgesamt sechs Gemeinden und eine Stadt. Zu wenig Personal und zu viel Bürokratie sind nur zwei Punkte, die der Verwaltungsmitarbeitende im Gespräch mit dem NDR aufzählt. Wie sollen die schon ohnehin überforderten Kommunen die Wärmewende stemmen?

Was ist auf dem Weg zum Gebäudeenergiegesetz falsch gelaufen?

Mit Olaf Hoffjann, Professor für Kommunikationswissenschaft, zeichnet der Film nach, wie in den Medien der Eindruck vom "Heizchaos" entstehen konnte. Welche Folgen hat das Hin und Her der Politik und die teils unsachliche Berichterstattung hat, zeigt die Doku im Gespräch mit Verbrauchern, Handwerkern und Kommunen in Norddeutschland.

Wo die einen nur noch mit dem Kopf schütteln und nicht wissen, wie sie die neuen Regularien umsetzen sollen, nehmen andere die Wärmewende notgedrungen selbst in die Hand. Die Autorinnen Anja Kollruß und Anni Brück sprechen mit Beteiligten über die zentralen Fragen: Was ist auf dem Weg zum Gebäudeenergiegesetz falsch gelaufen? Kommt Deutschland jetzt endlich weg von Öl und Gas? Und wie wird in Zukunft geheizt?

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Mehr Infos gibt's hier auf NDR.de:
Gebäudeenergiegesetz: Wann tritt es in Kraft, was ändert sich?

Wärmepumpe: Kosten, Funktion, Förderung und Voraussetzungen

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Комментарии
Автор

Unser kleines Dorf mit weniger als 400 Einwohner hat schon seit 2002 ein Nahwärmenetz mit dem Neubau unseres Feuerwehrhauses aufgebaut, fast ausschließlich in ehrenamtlicher Leistung. Dieses Jahr und die Jahre davor wurde das Netz weiter erweitert. Erst vor wenigen Wochen wurde ein kompletter Straßenzug angeschlossen. Während viele Gemeinden und Städte damals nicht mal über die Energiewende nachgedacht haben, haben wir einfach gemacht.

dieseldust
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Schon im Konzeptpapier vom Juni 2022 war kein einziges Wort von einem Heizungsverbot. Im Gegenteil, dort gab es auch noch das Thema Abwärme. Was hat Dürr, Bild und Co geritten, solchen Unfug durch das Land zu treiben?

SteveundJulian
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In dieser Doku wird folgendes sehr gut deutlich..
es geht in vielen Themen nicht um Deutschland und deren Menschen, sondern nur um parteipolitische Machtspielchen..

Scriba
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Ich hatte die Hoffnung eigentlich aufgegeben, dass es in deutschen Medien noch gute Berichte geben wird. Dieser Bericht ist sehr gut und ich hoffe, dass es in Zukunft wieder mehr gut recherchierte Berichte geben wird.

pushtoenter
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Wenn der Absatz der Wärmepumpen einbricht, dann führt das hoffentlich dazu, daß deren Verkaufspreise sich wieder dem tatsächlichen "Wert" dieser hardware annähern und nicht weiterhin eine Gewinnspanne besteht, die derjenigen der Kosmetikindustrie in nichts nachsteht.

cagr
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Warum wird die Bildzeitung nicht angeklagt?
Das Blatt richtet so viel Schaden an... Nicht nur bei diesem Thema!

christophh
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Es ist wirklich schade, wie sehr dieses GEG zerrissen wurde. Klar hätte das Gesetz an einigen Stellen noch nachgeschliffen werden können, allerdings hat hier Parteipolitik die gesamte Entwicklung in Deutschland bzgl. des Ausbaus nachhaltiger Wärmeträger zutiefst beschädigt. Die Medien (Bild usw.) sind dabei auch mit Schuld an der Misere.

kungfudildo
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Ich freu mich schon aufs MiMi der Gasheizer wenn die Preise hochgehen und nach staatlicher Hilfe gebruellt wird, die Frage ist nicht ob, sondern nur wann

hindafinga
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Wichtig und richtig. Ohne Bild und FDP wäre der Abstand zu den skandinavischen Ländern nicht so peinlich

mikadege
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Beim nächsten größeren Umbau kommt eine Wärmepumpe rein, und Photovoltaik. Gas ist mir zu unsicher und ich will nicht im Kalten sitzen.
Wartet mal ab, wenn nur ein LNG Tanker versenkt wird, dann gehen die Gaspreise durch die Decke. Und langfristig ist es eh günstiger als eine Gssheizung.

stevenhellmann
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Mein Beileid an alle, die dieses Jahr noch eine Gasheizung eingebaut haben.
ZUM GLÜCK hab ich auf keinen gehört, selber gerechnet und eine Wärmepumpe eingebaut.
Die erste Kältewelle ist durch, es war überall warm, kein Heizstabeinsatz und günstiger als vorher Pellets.
Passt.

energieundhobby
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großes gemeinsames Ziel? - es ging und geht bei jeder Heizung um Geld, um den Gewinn, um das Überleben von Unternehmen.

leiferiksson
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Es ist bedauerlich, daß unsere Politik zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist und es nicht versteht mit den Bürger zu kommunizieren und vor allem Entscheidungen zu erklären.

Und vor allem: die Regierung fordert sehr viel von den Bürgern und scheint blind zu sein gegenüber den eigenen Versäumnissen. Tausende Vorschriften, Regeln und komplexe analoge Prozesse sind doch nur das Ergebnis einer viel zu komplizierten Gesetzgebung. Es fehlt der Mut zur Regulierungslücke, weil aus Erfahrung alle Interessengruppen mit Protest und Klagen genau diese Überregulierung einfordern.

BernhardWelzel
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Ich betreibe seit 2007 eine Wärmepumpe mit einer Erdwärmesonde die 90 Meter in die Tiefe geht in einem Reihenhaus wo kein Platz für eine Luftwasserwärmepumpe war. Das ganze hat mir damals 12 000 Euro gekostet ohne Förderung, mit den Kosten von heute gar nicht zu vergleichen, aus welchem Grund auch immer. Ich war und bin bis jetzt zufrieden mit der Anlage, die Wärmepumpen von heute sind noch ein Stück besser geworden aber der Preis dafür ist unverhältnismäßig nach oben gestiegen finde ich.

artus-germane
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Der Heizungsbauer bei 6:03 macht alles richtig: Wenn die Leute so dämlich sind, eine 5 Jahre alte Heizung rauszureissen, obwohl überhaupt kein Bedarf besteht.. Why not?? Solange die Rechnung bezahlt wird.. Ich würde mir die ausgebaute Heizung allerdings beiseite legen, und dann Leuten anbieten, mit nem echten Heizungsproblem, die vielleicht nicht so viel Geld haben. Das wäre dann nachhaltig..
Und in 5-10 Jahren verkauft er dann nochmal ne WP..

willelektroauto
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Danke, danke, eine sehr differenzierte Doku, es ist immer das Gleiche, wie in der Geschichte, Menschen kann man manupilieren, mit Falschinformationen, obwohl Menschen heute die Möglichkeit haben sich leicht vielseitig zu informieren um die Wahrheit zu erfahren.

fruehling
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Problem Nummer 1 sind doch die Kosten der Wärmepumpen. Ich habe in einem Artikel gelesen, dass in England der Einbau einer Wärmepumpe für ein Einfamilienhaus inklusive allem drum und dran 8000 € kostet. Darüber redet keiner das hier in Deutschland Wärmepumpen viel zu teuer sind und der Markt ein abzockt! Würde es für ein Einfamilienhaus wie in England 8000 € Kosten, würden sich viel mehr eine Wärmepumpen einbauen. Natürlich ist ein anderes Problem, die extrem zu hohen Strompreise in Deutschland!

renejolie
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An den Heizungsbauer an Min: 38:00, es gibt viele Möglichkeiten; Klimasplitgeräte, Nachtspeicheröfen, Infrarotheizungen...

Energiepiloten
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Fern/ Nahwärme hat halt auch negative Aspekte. Man macht sich zu 100 Prozent von einem Anbieter abhängig. Erst letztens von einem Landwirt gelesen der kurzerhand die Energieversorgung für die angeschlossenen Häuser gekappt hat. Ist sicher ein Extremfall aber letztlich ist man halt den Forderungen des Anbieters komplett ausgeliefert.

michisizou
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Fernwärme ist aber schlecht man ist immer von einen Monopol Anbieter abhängig und kann nicht einfach Preise vergleichen Anbieterwechseln oder ähnliches

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