'Smart Cities - Nachhaltig leben in der Stadt'

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7 Wochen - 7 Kontinente: Europa
"Smart Cities - Nachhaltig leben in der Stadt"
Film von Stella Könemann und Mirella Pappalardo

Über die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in Städten. Bis 2050 werden es weitere 2,5 Milliarden sein. Die Herausforderungen an Stadtplaner, Bürokratie und Verwaltung nehmen zu.

Denn mit der Zunahme an Menschen kommen auch mehr Autos, viel mehr Müll und eine erhebliche Geräuschkulisse in die Städte. Kann eine Umstrukturierung unserer Städte in nachhaltige, effiziente Smart Cities die nötige Lebensqualität gewährleisten?

Digitalisierung in Darmstadt
Im Süden von Hessen entsteht eine Smart City. Darmstadt rüstet sich für die Zukunft und ist schon heute in vielen Bereichen Vorreiter. 2017 hat die Wissenschaftsstadt einen Wettbewerb und damit reichlich Fördergelder gewonnen, darf sich nun Digitalstadt nennen. José David da Torre Suárez will Darmstadt eine digitale Infrastruktur verschaffen. Dafür verbaut er in der ganzen Stadt Sensoren. Die messen den Verkehr, schalten Straßenlaternen nur nach Bedarf und lassen öffentliche Müllcontainer mit der Müllabfuhr kommunizieren. Doch so viel Datensammeln verunsichert den Bürger. Da Torre Suarez muss und will die Bewohner Darmstadts von seinem Vorhaben überzeugen. Er möchte sicherstellen, dass Menschen nicht den Anschluss verlieren. "Ich möchte schaffen, dass wir den Bürgerinnen und Bürgern den Nutzen bringen, dass die merken, Digitalisierung bringt ihnen Vorteile im Alltag, dass sie einfach merken durch die Möglichkeiten, die wir bieten, Sensoren, die Technik, das ist eine Erleichterung, das ist komfortabler, ich komm' herum, ich krieg einfach Informationen, das ist lebenswert." Deshalb hat die Stadt eine Veranstaltung organisiert. Auch das ist Teil der Smart City - Bürgerbeteiligung.

Wie die Bewohner von Helsinki Zeit gewinnen
Vorreiter für die vernetzten Städte der Zukunft sind die Skandinavier. In der finnischen Hauptstadt Helsinki entsteht im Stadtteil Kalasatama eine Smart City. Das Ziel des Stadtplaners Tuomas Halaka: den Bürgern Zeit zu schenken, und zwar eine Stunde am Tag. Realisiert wird das Ziel durch ein Design des Viertels, das von kurzen Wegen, schneller Anbindung an die Innenstadt und vielen smarten Anwendungen geprägt ist, die den Bewohnern den Alltag erleichtern sollen. "We have this basic idea to create more time for people. You connect the area well, you bring all those services so it's easy to go to work and easy to shop and easy to reach nature and park areas as well. So you get more time in that sense." Doch damit nicht genug. So entsorgt man in Kalasatama Müll beispielsweise in aus dem Boden ragenden Rohren. Über das Müllsystem "Rööri" wird der separat gesammelte Müll geräuschlos mittels Unterdruck durch die unterirdisch verlegten Röhre transportiert und landet in Sammelcontainern außerhalb des Stadtviertels. Stinkende Mülltonnen oder eine Müllabfuhr sind im futuristischen Viertel Schnee von gestern. Besonders stolz ist Tuomas Halaka auf sein Lieblingsobjekt, die "Großvaterbrücke": Sie verbindet das Viertel mit einer grünen Insel, wodurch jeder Bewohner innerhalb von zehn Minuten mitten in der Natur ist.

Juhana Harju und seine Familie leben jetzt schon in diesem neuen Stadtteil. Sie profitieren zusätzlich von einer besonderen Schule: In der Grundschule von Kalasatama wird als Pilotprojekt Lernen "ohne Tische und Stühle" erprobt. Sämtliche Kommunikation der Schule mit den Eltern wie auch der Stundenplan laufen zudem über eine App. So kann der Vater morgens ganz bequem kontrollieren, ob die Kinder für den Schultag gut vorbereitet sind.

"Die Stadt den Menschen zurückgeben"
Eine smarte City vom Reißbrett zu entwerfen ist eine Sache. Wie aber bekommt man eine schon bestehende Stadt mit teilweise aus dem Mittelalter bestehenden Strukturen smart? 2012 erhielt Vitoria-Gasteiz den Titel "Umwelthauptstadt Europas". Juan Carlos Escudero arbeitet seit über 20 Jahren als Umwelt- und Stadtmanager an eben solchen Projekten für die Zukunft seiner Stadt. "Mein Ziel ist es, die Stadt den Menschen zurückzugeben. Im letzten Jahrhundert wurden alle Städte für das Auto geplant. Und Autos haben den Großteil des öffentlichen Raums eingenommen. Und warum können wir nicht klar entscheiden, dass der Großteil unserer Städte für die Menschen ist? Wieso nicht?" Er hat schon vieles erreicht: Um dem Verkehrskollaps entgegenzuwirken, wurden, so weit es geht, die Autos aus der Altstadt verbannt. Anwohner und Besucher erobern den alten Stadtkern über Radwege und Rolltreppen. Nur für die Anlieferung von Waren gibt es eine Sondergenehmigung. Und so gehört nach und nach die Stadt den Menschen und nicht den Motoren. Besonders stolz ist Juan Carlos Escudero auf den stadtnahen Grüngürtel. Ein Naturgebiet, das sehr schnell mit dem Fahrrad erreichbar ist und das die Einwohner und Touristen Vitorias gern nutzen. Auch die Natur gehört wie die vielen einzigartigen und neuen Technologien zu einer vernetzten Stadt.
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