RAINER MARIA RILKE - AM RANDE DER NACHT / ERINNERUNG

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Dichtungen von Rainer Maria Rilke /
Rezitation: Christian Redl (Foto) /
Anmerkung: Ach, in den Armen hab ich sie alle verloren, du nur, du wirst immer wieder geboren: weil ich niemals dich anhielt, halt ich dich fest. (R.M.Rilke)

Meine Stube und diese Weite,
wach über nachbetendem Land, -
ist Eines. Ich bin eine Saite,
über rauschende breite
Resonanzen gespannt.

Die Dinge sind Geigenleiber,
von murrendem Dunkel voll;
drin träumt das Weinen der Weiber,
drin rührt sich im Schlafe der Groll
ganzer Geschlechter.....
Ich soll
silbern erzittern: dann wird
Alles unter mir leben,
und was in den Dingen irrt,
wird nach dem Lichte streben,
das von meinem tanzenden Tone,
um welchen der Himmel wellt,
durch schmale, schmachtende Spalten
in die alten
Abgründe ohne
Ende fällt...
(1900)
***
Und du wartest, erwartest das Eine,
das dein Leben unendlich vermehrt;
das Mächtige, Ungemeine,
das Erwachen der Steine,
Tiefen, dir zugekehrt.
Es dämmern im Bücherständer
die Bände in Gold und Braun;
und du denkst an durchfahrene Länder,
an Bilder, an die Gewänder
wiederverlorener Fraun.

Und da weißt du auf einmal: das war es.
Du erhebst dich, und vor dir steht
eines vergangenen Jahres
Angst und Gestalt und Gebet.
(1906)

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Комментарии
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So wertvoll, tief, wunderbar... aber am schönsten ist die Anmerkung. Vielen herzlichen Dank.

corneliamueller
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Die wundervollen Worte sind Ausdruck der Empfindungen im Hier und Jetzt, verwoben mit dem Blick in das Vergangene, Gegenwärtige und Zukünftige zugleich. Sie berühren mich zutiefst, vielen Dank! ❤
Der Ausdruck meiner Empfindungen im Hier und Jetzt ist die Melodie, jenseits dessen, was meine Worte in Sprache zu fassen vermögen.

What words cannot express:

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