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Definitionsmacht & linke Szenerackets - Ein Vortrag von Justus Wertmüller (2010)
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»Verbannt im Giftschrank der Seele wuchert die Lust. Sie tritt per se aggressiv, grenzüberschreitend, ungesittet auf. Wie sollte sie anders sein, wo doch schon das Krähen des Kindes nach wollüstiger Aufmerksamkeit keineswegs unaggressiv ist oder das versunkene An-den-eigenen-Zehen-Lutschen eben kein besonnenes oder soziales Verhalten vorstellt? Die ganze Triebgeschichte eines jeden, Männlein wie Weiblein, ist von Kindesbeinen an eine Geschichte frustrierter Allmachtphantasien, schreckerregender Vorstellungen, Versagungenen und Entsagungen, aber auch einer Lust, die sich ständig gegen die ihr – mit einigem Recht übrigens – auferlegten Verhaltensformen wehrt. Das Spiel schließlich wird zur Form lustvollen Agierens, ohne – zumindest unter aufgeklärteren Verhältnissen als sie momentan in der Interim herrschen – sofort Strafe fürchten zu müssen. Erwartet jemand ernsthaft, daß das Verbotene und vordergründig Gezähmte dieses Spiel nicht bestimmt: die Freuden der Passivität wie der Furor der Überwältigung? Nur Lügner oder große Zuchtmeister ihrer Libido können von sich behaupten, im Liebesspiel nicht schon Figuren der Überwältigung mit der begehrten Person gespielt zu haben, oder so etwas könne keinen Spaß machen. Besser an seine kindlichen und jugendlichen Doktorspiele und an manche mit Schulgdgefühl belastete Erfahrung des Erwachsenenlebens sollte sich derjenige erinnern, der von sich behauptet, er habe in Phantasie und im Liebesspiel nicht manches Mal die große Überrumpelung, das Genommenwerden vom "wilden Mann“, der durchaus von einer Frau gespielt werden kann, nicht schon lustvoll durchlebt. Keinen nachvollziehbaren Grund gibt es auch dafür, warum Schwulen oder Lesben diese Grauzone des Spiels mit masochistischem „Es“-mit-sich-geschehen-Lassen und sadistischer Gewalt fremd oder dieses eine exklusive Domäne der „Männlichkeit“ sein solle. Gerade dieser Stereotyp von der besonderen und naturgegebenen Moralität der Frau – so wie also seit den 70er Jahren ökopaxfeministisch schwadroniert wurde und wird – erscheint wie eine politisch-korrekte Variante des Gebärmaschinen-Feminismus der katholischen Kirche (wenngleich diese per definitionem die homoerotische Variante des genannten Stereotyps „Nur Frauen-Liebe ist wahre Liebe“ zugunsten der Mutterliebe verwerfen dürfte). Hier wie dort wird ein passives Frauenbild kultiviert, das die Lust, das Gemeine, den Schmutz nur als von außen kommende Anfeindung des reinen, sanften, engelsgleichen Wesens kennt.
Die genannten Figuren im Liebesspiel mit Vergewaltigung umstandslos zu identifizieren geschieht absichtsvoll, denn bekanntlich stößt Vergewaltigung, also der bewußte Bruch fremden Willens unter Ausübung von Gewalt oder ihrer Androhung zum Zweck der Benutzung eines Körpers zur Befriedigung der eigenen Lust, in linken Kreisen nirgends auf Zustimmung. Dem Täter wird seine Handlung bei Anzeige vor den Strafbehörden oder Information des Umfelds Bestrafung und/oder Ausschluß einbringen. Weil das „Hab dich nicht so, ich dachte, du bist emanzipiert“ der späten 60er längst nur noch in der Kino-Retrospektive gesagt wird, meint die Vergewaltigungsdebatte in der linken Szene längst etwas anderes. Das ganze redundante Pochen auf die „Definitionsmacht“ soll die Grenze zwischen „dem herkömmlichen Bild von Vergewaltigung“ wie Eine FrauenLesben Gruppe aus Berlin sich unfreiwillig ehrlich ausdrückt und ganz anderen Formen der „Grenzüberschreitung“, von der Anmache bis zum – wie es auf Amtsdeutsch heißt – „geduldeten“ Geschlechtsverkehr, gezielt verwischen helfen
Die genannten Figuren im Liebesspiel mit Vergewaltigung umstandslos zu identifizieren geschieht absichtsvoll, denn bekanntlich stößt Vergewaltigung, also der bewußte Bruch fremden Willens unter Ausübung von Gewalt oder ihrer Androhung zum Zweck der Benutzung eines Körpers zur Befriedigung der eigenen Lust, in linken Kreisen nirgends auf Zustimmung. Dem Täter wird seine Handlung bei Anzeige vor den Strafbehörden oder Information des Umfelds Bestrafung und/oder Ausschluß einbringen. Weil das „Hab dich nicht so, ich dachte, du bist emanzipiert“ der späten 60er längst nur noch in der Kino-Retrospektive gesagt wird, meint die Vergewaltigungsdebatte in der linken Szene längst etwas anderes. Das ganze redundante Pochen auf die „Definitionsmacht“ soll die Grenze zwischen „dem herkömmlichen Bild von Vergewaltigung“ wie Eine FrauenLesben Gruppe aus Berlin sich unfreiwillig ehrlich ausdrückt und ganz anderen Formen der „Grenzüberschreitung“, von der Anmache bis zum – wie es auf Amtsdeutsch heißt – „geduldeten“ Geschlechtsverkehr, gezielt verwischen helfen
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