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Wikipedia über Anarchie

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WAS Wikipedia über Anarchie
Anarchie (altgriechisch ἀναρχία anarchía „Herrschaftslosigkeit“, von ἀρχία archía „Herrschaft“ mit verneinendem Alpha privativum) bezeichnet einen Zustand der Abwesenheit von Herrschaft. Er findet hauptsächlich in der politischen Philosophie Verwendung, wo der Anarchismus für eine solche soziale Ordnung wirbt.
Anarchisten wollen die Gesellschaft sich selbst regeln lassen, etwa über Räte, freie Übereinkunft oder rein funktionale Entscheidungen, mit den Worten von Pierre-Joseph Proudhon: „Anarchie ist Ordnung ohne Herrschaft.“ Eine zentrale Person des neuzeitlichen Anarchismus im deutschsprachigen Raum, Horst Stowasser, bezog sich ebenfalls auf diese programmatische Definition Proudhons.[1][2]
Landläufig wird Anarchie auch mit einem durch die Abwesenheit von Staat und institutioneller Gewalt bedingten Zustand gesellschaftlicher Unordnung, Gewaltherrschaft und Gesetzlosigkeit angenommen und vor allem in vielen Medien häufig den eigentlichen Sinn verfälschend im Schlagwort „Chaos und Anarchie“ verwendet. Die tatsächliche Bezeichnung für einen solchen Zustand ist jedoch Anomie.
Übersicht
Der Schriftsteller William Godwin
Die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs in der Antike wurde im Laufe der letzten Jahrhunderte in verschiedenartigen philosophischen und humanwissenschaftlichen Denkschulen überformt, die vielgestaltige Gesellschaftsordnungen mit dem Wort „Anarchie“ benennen. Hier sind vor allem die Denkschulen des Anarchismus, in der Anarchie als politische Utopie entwickelt und umzusetzen versucht wird, sowie Vertreter der Sozialanthropologie und der politischen Anthropologie zu nennen, die Gesellschaftsordnungen von bestimmten indigenen Völkern als Anarchien charakterisieren. Entsprechende Kulturen indigener Völker werden von Ethnologen wie Marshall Sahlins als gleichwertig zur westlichen Kultur angesehen.
Allen obigen Anarchien gemeinsam ist per Definitionem die Abwesenheit von Herrschaft, die als repressiver Modus von Macht verstanden werden kann.[3] Demnach sind bestimmte Machtverhältnisse wie die Beeinflussung durch freiwillig angenommene Autoritäten (Mentoren, Trainer, Berater etc.) mit Anarchie vereinbar, werden aber nicht durch Repression erzwungen. Insbesondere existiert in Anarchien keine lenkende Zentralgewalt, also kein Staat. Bekannte Anarchien sind dennoch von sozialen Normen und Regeln geprägt, unter anderem zur institutionalisierten Abwehr der Entstehung von Herrschaft.
Neben der Politischen Theorie ist der Begriff der Anarchie als Beschreibung in die Internationalen Beziehungen eingegangen. Alle Metatheorien dieser Disziplin nehmen in unterschiedlichem Maße an, dass Anarchie in den Internationalen Beziehungen bestehe, da es keine weltweite Regulierungsinstanz gebe.
Begriffsgeschichte
Der Politiker Niccolò Machiavelli
Im Laufe der Zeit wurde das Wort „Anarchie“ neutral zur Beschreibung eines Zustandes und zuweilen abwertend zur Beschreibung eines unerwünschten Sachverhaltes verwendet, bevor es schließlich zur Beschreibung eines erwünschten Gesellschaftsmodells diente.
Die Gedankengänge zur Anarchie entstanden bereits im Altertum. Der eigentliche Begriff „Anarchie“ entstand erst im 19. Jahrhundert als Gegenbewegung und politisches Gegenkonzept zur Monarchie und zur Demokratie. Ursprünglich bedeutete Anarchie in der griechischen Antike die Abwesenheit des Alleinherrschers (Archon).
Die Dichter Homer (8. Jahrhundert v. Chr.) und Herodot (490 bis etwa 420/25 v. Chr.) nennen Anarchia eine Gruppe Menschen oder Soldaten „ohne Anführer“. Bei Xenophon (um 580 bis 480 v. Chr.) wird der Begriff erstmals für Herrscherlosigkeit verwendet: die „Anarchia“ ist ein Zeitraum ohne obersten Staatsbeamten, den Archon.[4] Euripides (480–407 v. Chr.) bezeichnet damit Seeleute ohne Leiter. Aristoteles (384 bis 322 v. Chr.) beschrieb Anarchie als „Situation von Sklaven ohne Herren“. Max Nettlau sieht hingegen die bloße Existenz des Wortes „An-Archia“ als Beleg, „dass Personen vorhanden waren, die bewusst die Herrschaft, den Staat verwarfen“, und „erst als dieselben bekämpft und verfolgt wurden, haftete diese Bezeichnung an ihnen im Sinn der der bestehenden Ordnung gefährlichsten Rebellen“.[5]
Das lateinische Lehnwort „anarchia“, das dem antiken Rom nicht bekannt war, taucht zum ersten Mal im Mittelalter auf und wird in seiner negativen Bedeutung verwendet: Niccolò Machiavelli nutzt den Begriff Anarchie zur Beschreibung von Degenerationserscheinungen der Demokratie. Machiavellis Staatstheorie unterscheidet in Anlehnung an Aristoteles zwischen drei positiven (Monarchie, Aristokratie und Demokratie) und drei negativen Herrschaftsformen (Tyrannei, Oligarchie und Anarchie).[4]
“ANARCHIA est, quando in civitate nullus senatus, judicia, leges. Majus est malum, quam tyrannis”
„ANARCHIE existiert, wenn es keinen Senat, kein Recht und kein Gesetz gibt. Sie ist von größerem Übel als die Tyrannei.“
Anarchie (altgriechisch ἀναρχία anarchía „Herrschaftslosigkeit“, von ἀρχία archía „Herrschaft“ mit verneinendem Alpha privativum) bezeichnet einen Zustand der Abwesenheit von Herrschaft. Er findet hauptsächlich in der politischen Philosophie Verwendung, wo der Anarchismus für eine solche soziale Ordnung wirbt.
Anarchisten wollen die Gesellschaft sich selbst regeln lassen, etwa über Räte, freie Übereinkunft oder rein funktionale Entscheidungen, mit den Worten von Pierre-Joseph Proudhon: „Anarchie ist Ordnung ohne Herrschaft.“ Eine zentrale Person des neuzeitlichen Anarchismus im deutschsprachigen Raum, Horst Stowasser, bezog sich ebenfalls auf diese programmatische Definition Proudhons.[1][2]
Landläufig wird Anarchie auch mit einem durch die Abwesenheit von Staat und institutioneller Gewalt bedingten Zustand gesellschaftlicher Unordnung, Gewaltherrschaft und Gesetzlosigkeit angenommen und vor allem in vielen Medien häufig den eigentlichen Sinn verfälschend im Schlagwort „Chaos und Anarchie“ verwendet. Die tatsächliche Bezeichnung für einen solchen Zustand ist jedoch Anomie.
Übersicht
Der Schriftsteller William Godwin
Die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs in der Antike wurde im Laufe der letzten Jahrhunderte in verschiedenartigen philosophischen und humanwissenschaftlichen Denkschulen überformt, die vielgestaltige Gesellschaftsordnungen mit dem Wort „Anarchie“ benennen. Hier sind vor allem die Denkschulen des Anarchismus, in der Anarchie als politische Utopie entwickelt und umzusetzen versucht wird, sowie Vertreter der Sozialanthropologie und der politischen Anthropologie zu nennen, die Gesellschaftsordnungen von bestimmten indigenen Völkern als Anarchien charakterisieren. Entsprechende Kulturen indigener Völker werden von Ethnologen wie Marshall Sahlins als gleichwertig zur westlichen Kultur angesehen.
Allen obigen Anarchien gemeinsam ist per Definitionem die Abwesenheit von Herrschaft, die als repressiver Modus von Macht verstanden werden kann.[3] Demnach sind bestimmte Machtverhältnisse wie die Beeinflussung durch freiwillig angenommene Autoritäten (Mentoren, Trainer, Berater etc.) mit Anarchie vereinbar, werden aber nicht durch Repression erzwungen. Insbesondere existiert in Anarchien keine lenkende Zentralgewalt, also kein Staat. Bekannte Anarchien sind dennoch von sozialen Normen und Regeln geprägt, unter anderem zur institutionalisierten Abwehr der Entstehung von Herrschaft.
Neben der Politischen Theorie ist der Begriff der Anarchie als Beschreibung in die Internationalen Beziehungen eingegangen. Alle Metatheorien dieser Disziplin nehmen in unterschiedlichem Maße an, dass Anarchie in den Internationalen Beziehungen bestehe, da es keine weltweite Regulierungsinstanz gebe.
Begriffsgeschichte
Der Politiker Niccolò Machiavelli
Im Laufe der Zeit wurde das Wort „Anarchie“ neutral zur Beschreibung eines Zustandes und zuweilen abwertend zur Beschreibung eines unerwünschten Sachverhaltes verwendet, bevor es schließlich zur Beschreibung eines erwünschten Gesellschaftsmodells diente.
Die Gedankengänge zur Anarchie entstanden bereits im Altertum. Der eigentliche Begriff „Anarchie“ entstand erst im 19. Jahrhundert als Gegenbewegung und politisches Gegenkonzept zur Monarchie und zur Demokratie. Ursprünglich bedeutete Anarchie in der griechischen Antike die Abwesenheit des Alleinherrschers (Archon).
Die Dichter Homer (8. Jahrhundert v. Chr.) und Herodot (490 bis etwa 420/25 v. Chr.) nennen Anarchia eine Gruppe Menschen oder Soldaten „ohne Anführer“. Bei Xenophon (um 580 bis 480 v. Chr.) wird der Begriff erstmals für Herrscherlosigkeit verwendet: die „Anarchia“ ist ein Zeitraum ohne obersten Staatsbeamten, den Archon.[4] Euripides (480–407 v. Chr.) bezeichnet damit Seeleute ohne Leiter. Aristoteles (384 bis 322 v. Chr.) beschrieb Anarchie als „Situation von Sklaven ohne Herren“. Max Nettlau sieht hingegen die bloße Existenz des Wortes „An-Archia“ als Beleg, „dass Personen vorhanden waren, die bewusst die Herrschaft, den Staat verwarfen“, und „erst als dieselben bekämpft und verfolgt wurden, haftete diese Bezeichnung an ihnen im Sinn der der bestehenden Ordnung gefährlichsten Rebellen“.[5]
Das lateinische Lehnwort „anarchia“, das dem antiken Rom nicht bekannt war, taucht zum ersten Mal im Mittelalter auf und wird in seiner negativen Bedeutung verwendet: Niccolò Machiavelli nutzt den Begriff Anarchie zur Beschreibung von Degenerationserscheinungen der Demokratie. Machiavellis Staatstheorie unterscheidet in Anlehnung an Aristoteles zwischen drei positiven (Monarchie, Aristokratie und Demokratie) und drei negativen Herrschaftsformen (Tyrannei, Oligarchie und Anarchie).[4]
“ANARCHIA est, quando in civitate nullus senatus, judicia, leges. Majus est malum, quam tyrannis”
„ANARCHIE existiert, wenn es keinen Senat, kein Recht und kein Gesetz gibt. Sie ist von größerem Übel als die Tyrannei.“