LITERATURKRITIK vs. BOOKTUBE Gedanken zum Umgang mit Literatur Denis Scheck Reich-Ranicki Rezension

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Was unterscheidet BookTube und die professionelle Literaturkritik? Taugt BookTube überhaupt etwas, wenn es um die Beschäftigung oder Auseinandersetzung mit Literatur geht? Fragen, die immer wieder zu Streit und Missstimmung führen... Wir wollen das hier auf der Sachebene diskutieren. Die erwähnten Literaturkanäle und Bezugsvideos findet ihr hier unter den Lesemarken. Auf eure Kommentare und euer Feedback freue ich mich!
Einleitung: Profi- vs. Laienkritik 0:00 - 2:04
Was bedeutet professionelle Literaturkritik? 2:05 - 5:43
Was bedeutet Laienkritik? 5:44 - 13:32
Was ist Booktube? 13:33 - 21:48
Wann ist Booktube Werbung? 21:49 - 31:08
Der Streit 31:09 - 36:47
Kritik an Booktube 36:48 - 43:38
Die Ignoranz der Profis 43:39 - 49:10
Vorsicht vor Pauschalurteilen! 49:11 - 1:01:23
Literaturkritik im Fernsehen 1:01:24 - 1:04:07
Fazit 1:04:08 - 1:12:43
Hier die Links zu den erwähnten BookTube-Kanälen:
Großartig wäre es, wenn ihr in den Kommentaren die Liste fortführt. Vielleicht kommt dadurch eine tolle Liste mit spannenden Literaturkanälen zusammen!
Der Aufforderung eines Zuschauers, Ross und Reiter zu nennen, komme ich hiermit gerne nach: In Kapitel 2 und 3 des Videos stütze ich mich in großen Teilen auf Interviews, die im Rahmen eines sehr interessanten Films geführt wurden: "Subjektive Geschmacksäußerung oder fundierte Rezension? Wertmaßstäbe der Literaturkritik im Zeichen des Internets". Er stammt von Jens Jacob und wurde als Masterarbeit der Universität Duisburg-Essen angenommen. Jens Jacob bietet z.B. auch eigene Filmseminare etc. an. In den Interviews äußerten sich u.a. die Literaturwissenschaftler Simone Winko und Thomas Anz, die Kritiker Ina Hartwig und Jürgen Kaube (FAZ) sowie Laienrezensenten und Literaturblogger. Um mich auf wissenschaftliche Untersuchungen im Falle von BookTube stützen zu können (da gibt es noch nicht sehr viel), zog ich den Aufsatz "BookTube - Digitale Literaturkritik auf YouTube" von Nicolai Glasenapp und Timo Rouget aus dem Sammelband "Was wir lesen sollen" von Stefan Neuhaus und Ute Schaffers heran. Ferner stützte ich mich auf diverse Zeitungsbeiträge, die ich im Internet zusammenfand, aber nicht mehr explizit benennen kann und natürlich eigene BookTube-Recherche.
Ihr findet mich auch auf Instagram (literaturundwhisky); dort gibt es noch mehr Informationen und Fotos!
Ich mache keine Werbung, sondern sage ausschließlich meine Meinung. Mein Zeug kaufe ich mir immer selbst.
Рекомендации по теме
Комментарии
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toller, wichtiger, hintergründiger Film. Vielen Dank dafür, ich bin begeistert. So viel Wahres drin und so vieles, über das man nachdenken und debattieren kann. Ich würde jetzt am liebsten auf alles eingehen, aber der Text würde dann zu lange.
Ich find's toll, dass du das ganze Grundgerüst BookTube erklärst und auch berechtigte Kritik an BookTube übst - ich hoffe, dass dieses Video viele sehen; nicht nur BookTuber sondern auch Lesende und - das fände ich besonders spannend - die Profi-Kritiker. Ganz großartig, dieses Video, vielen Dank.

creepycreaturesreviews
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Sehr sehr gute Erklärung bzw. Kommentar zum Thema booktube oder einfach Bücher in social Media. Du strukturiert deine Ausführungen ohne dabei persönlich zu werden. Vielen Dank

jasminsalhab
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Hallo Harald, endlich habe ich die Zeit für dein Video gefunden und möchte mich an dieser Stelle für die Erwähnung und Verlinkung meines Kanals ganz herzlich bei dir bedanken 😊 Ich kann diesen immer wieder aufkeimenden Streit zwischen der professionellen Literaturkritik und Booktube bzw. Buchblogs und die daraus folgende Aufregung auf beiden Seiten nur schwer nachvollziehen und würde mir eine Zusammenarbeit, zumindest aber eine friedliche Koexistenz beider Welten wünschen. Wie du sagst, wurde das Publikum auf Booktube durch die klassischen Formate der Literaturkritik (eben durch den Fokus auf ein schmales Feld der Literatur sowie den eher wissenschaftlichen Fokus, den wohl die wenigsten Leser teilen) ohnehin nie erreicht und es scheint keinerlei Bemühungen zu geben, die professionelle Literaturkritik auf neue Kanäle auszuweiten, Genreliteratur oder eine soziale Komponente wie den Dialog mit Lesern zu integrieren. Da ist es logisch, dass andere Formen der Literaturkritik diese Lücke schließen. Ich kann mich deinem Fazit zu 100% anschließen und danke dir für diese großartige Analyse und die Gelassenheit, mit der du das Thema besprichst. Viele Grüße Sarah

Bookmarked_Sarah
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Wirklich ein ganz tolles Video. Sowohl die professionelle Kritik als auch die Hobby-Kritik super beleuchtet.

helenaspecht
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Wieder einmal ein sehr gutes umfangreiches Video, bei dem man sehr viel mitnehmen konnte. Es war sehr interessant wie du die verschiedenen Sparten beleuchtet hast. Mit meiner Erwähnung habe ich hier wirklich nicht gerechnet. :)
Auch die Beschreibung über Markus Gassers Kanal "Literatur ist alles" fand ich sehr treffend. Ich persönlich folge diesem Kanal ja schon seit Jahren.

Vielen Dank für dieses Video an der Stelle!

buchpflaume
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Ein tolles und gut recherchiertes Video.
Ich reihe mich etwas bei dir mit ein, was das Thema betrifft, man würde seinen Lesegeschmack nicht erweitern und sollte sich daher nicht mit trivialer Literatur befassen. Ich lese oft Unterhaltungsromane sehr unterschiedlicher Couleur, jedoch auch gerne Klassiker. Ich persönlich denke, dass es an erster Stelle erst einmal wichtig ist, dass man überhaupt liest und eine Leidenschaft für das gedruckte Wort entwickelt. Dies beflügelt den Geist, so dass eng gesetzte Ketten eines Genres irgendwann gesprengt werden müssen. Natürlich schließt dies auch Leser mit ein, die sich immer in nur einem Genre wohlfühlen und die engen Ketten nie spüren. Auch hier denke ich aber, dass es besser ist man liest nur trivial, als dass man gar nicht liest.
Booktube mit all seinen Facetten stellt hier sowohl einen Leseanreiz dar als auch die Möglichkeit sich über das Gelesene auszutauschen. Gerade wenn man dies in seinem privaten Umfeld nicht hat, stellt dies eine wundervolle Möglichkeit dar.
Ich selbst habe nie den Anspruch einer professionellen Kritik an meinen Content gesetzt, versuche aber dennoch meine Lesermeinung möglichst begründet darzulegen. Heute habe ich gelernt, dass ich den Schreibstil über Bord werfen sollte, weil es eigentlich um den Erzählstil geht. 😇 Mir persönlich ist auch immer wichtig zu betonen, dass ich meine Meinung sage und diese Meinung nicht die der anderen gleichen muss und sich bitte jeder eine eigene zu bilden hat. Ich finde es im Austausch auch immer besonders spannend andere Ansichten zu Werken mitgeteilt zu bekommen, dies bereichert mich und erweitert meinen Horizont.

nimmermeer
Автор

Das ist ein wirklich ausführlicher und interessanter Blick auf Booktube und die Literaturkritik. Vielen Dank dafür! Ich selbst habe von Booktube nie professionelle Literaturkritik erwartet - im Gegenteil. Mir ist tatsächlich die persönliche Sicht der Rezensenten wichtiger als eine professionelle Analyse. Auf Booktube oder Buchblogs habe ich auf diese Weise schon oft Bücher und Autoren entdeckt, die ich bis dahin nicht kannte und die mich auch begeistern konnten. Das Feuilleton hat so etwas bei mir noch nie geschafft. Letzteres könnte jedoch auch an meiner Vorliebe für Unterhaltungsliteratur liegen.
Ich denke, Booktube und andere Social-Media-Formate haben das weitaus größere Potenzial, Menschen für Bücher und das Lesen zu begeistern, als die Feuilletons der Zeitungen oder literarische Fernsehformate. Zum einen liegt das an der größeren Vielfalt, zum anderen an der besseren und natürlich, wie du es schon sagst, durch die Persönlichkeit, Sympathie oder einer gewissen Vertrautheit, die mit den Rezensenten verbunden wird. 
In Zeiten schwindender Lese- und Sprachkompetenz ist es mir ein besonders Anliegen, so viele Menschen wie möglich für das Lesen zu begeistern. Dabei ist es zweitrangig, was die Menschen lesen, solange sie es nur tun.

Neben den Kanälen, die Du schon erwähnt hast, sehe ich mir gerne die Videos von "Nimmermehr" und "Jenny's Lesestoff" an. 

Liebe Grüße, Maja

lostbooksbybuchding
Автор

Ich wollte nur mal reinklicken und gucken, wer du bist - und bin dann hängen geblieben. Selten bringe ich die Geduld auf, 72 Minuten am Stück zuzuhören. Du hast mich mit deinem angenehmen Erzählstil ( ;-) ) und der fundierten Auseinandersetzung jedoch bei der Stange gehalten. Vielen Dank für dieses spannende Video.
Spontan fällt mir in Ergänzung zu den von dir genannten Kanälen noch Norman Weiß vom Kanal Notizhefte ein, bei dem man ebenfalls ausführliche Rezensionen finden kann.

knigaljub
Автор

Danke für dieses kluge Video! Ich stimme mit Deiner Meinung über diesen überflüssigen Streit zu 100 Prozent überein. Ich sehe gern auch "Buchzeit" (3Sat mit Gerd Scobel). Hier gibt es noch am wenigsten Eitelkeiten unter den professionellen Literaturkritiker:innen und stattdessen am meisten qualitativen Input über die Bücher, zumindest wenn ich die Literatur-TV-Formate vergleiche. Sehenswert finde ich auch den "Literaturclub" mit Nicola Steiner auf SRF Kultur. Und, unter den Booktuber:innen befinden sich zum Glück auch ein paar mit Tiefgang.

wavecolour
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Erst vor wenigen Tagen bin ich auf "BookTube" gestoßen und sah mich leider bei vielen der mir sofort vorgeschlagenen Kanäle nach wenigen Minuten innerlich gezwungen, weiter zu "switchen", so aufreibend, auf Äußeres bedacht und oberflächlich in Bezug auf Buchinhalte wie ich sie empfand.
Heute nun bin ich dann durch eine Erwähnung auf einem anderen Kanal auf Ihren gestoßen. Zwar habe ich bisher nur ein paar Videos angesehen, möchte mich aber schon jetzt für Ihr Engagement hier bedanken - so ganz ohne Allüren, dafür mit Zeit, Ruhe und Tiefgang. Ganz herzlichen Dank dafür! Eine wahre Wohltat für Geist und Seele!

elariakalaria
Автор

Jetzt bin ich endlich dazu gekommen, mir das Video in voller Länge anzuschauen. Du hast das ganze wunderbar strukturiert und eingeordnet. Die von dir angesprochenen Kanäle sind mehr oder weniger die, bei denen ich selbst oft vorbei schaue. Den Kanal andrea_windermaedchen möchte ich hier noch ergänzen.
Das nicht jeder einen litaraturkritischen Anspruch hat finde ich vollkommen normal. Denn warum soll man erstmal Literaturwissenschaft oder Germanistik studieren, um sich vor die Kamera zu setzen und über sein Hobby zu reden? Das ist eben Fluch und Segen des Internet Zeitalters, wie du schon sagtest, es sind viele interessante Kanäle hier, aber auch viel, mit dem ich nichts anfangen kann.

Denis Schecks Sendung mochte ich lange Zeit, habe ich 2004 glaube ich zum ersten Mal gesehen und mochte die Verbindung der schönen Bilder von Städten; landschaften, Menschen in Verbindung mit Literatur. Allerdings hat er gute Denis schon manchmal so eine Eliten Attitüde, die in dem Satz kulminiert:"Vertrauen Sie mir, ich weiß was ich tue und lesen Sie xyz".
Diesen Satz verwendet er zwar schon seit Anbeginn der Sendung, aber mittlerweile stößt er mir ungut auf, vor allem weil diese Empfehlungen oft nicht meinen persönlichen Geschmack treffen. Jedenfalls war das bei den paar Malen so, als ich ihnen gefolgt bin. Außerdem scheint da dieses "ich weiß was gut für dich ist" durch, was bei mir auf Ablehnung stößt.

Hier bei Booktube muss man eben ggfs. etwas suchen, bevor man die Kanäle findet, die einem was geben, aber wenn man sie gefunden hat, ist es umso schöner, wenn man nicht auf die paar Hanseln im Fernsehen oder in Zeitungen angewiesen ist.

Sebastian-iolh
Автор

Hervorragend! Ich habe mich darin wieder gefunden.
Als ich mir den Literatur-Videos eingestiegen bin, hatte ich mir eine Unzahl an Kanälen abonniert. Welche Kanäle man schätzen lernt bzw. zu mir persönlich passen, habe ich schnell herausgefunden. Die decken sich auch mit den hier genannten Kanälen. Ich würde dann noch Notizhefte und Literaturnews erwähnen. Letzterer weil hier ein Literaturstudent seine Meinung darbietet. Bei Notizhefte deckt sich mein Buchinteresse für Geschichte.
Die Abonnementzahlen oder die Klicks eines Kanals interessieren mich nicht, sondern der Inhalt. Ich liebe auch lange Videos. Weiter so und vielen Dank.

gerhard
Автор

Danke für das sehr interessante Video. Ich bin froh, mit dir und deinen Videos, einen weiteren wertvollen Buchkanal gefunden zu haben. Davon gibt es leider auf YouTube viel zu wenige. Erst kürzlich habe ich das Video einer Booktuberin geschaut, die stolz ihr Bücherregal präsentiert hat. Viele der gezeigten Bücher hat sie gar nicht gelesen, sehen aber hübsch im Regal aus😳 Da sind Bücher wohl nur Dekoration. Es geht doch um den Inhalt der Bücher, eine gute Übersetzung, und nicht darum, wie toll die Bücher im Regal aussehen. Neben deinen genannten Kanälen schaue ich die Videos von Andrea Wintermädchen sehr gerne. Und ganz neu entdeckt habe ich den Kanal von Sandra Falke. Das scheint ein sehr interessanter neuer Kanal zu sein.

MrsDarcy-fezw
Автор

Schöne und sehr ausführliche Sendung. Ich höre die gerne zu und weiß es zu schätzen, dass du viel beschreibst, bevor du in die Wertung hineingehst und auch durchaus differenzierst. Zu unserer Meinung bzgl der "Werbeformate" haben wir uns ja schon ausgetauscht, aber hier gehst du ja deutlich tiefer in zahlreiche Facetten des Themas. Vielleicht schreibe ich nochmal ein längeres Feedback, aber morgen wartet leider die Arbeit und ein Wochenende auf Tour. Deswegen nur kurz: Ich fand die Ausführungen bereichernd und habe finde es gut, dass der Status Quo der Buchkritik einmal reflektiert wird.

dasLiterarischeViertel
Автор

Hallo Harald, vielen Dank für das unterhaltsame und so gedankenkitzelnde Video!
Du weißt ja vermutlich, dass auch ich vor einem halben Jahr ein Video zu dem Thema gedreht habe, allerdings aus einer etwas anderen Motivation heraus und bei weitem nicht so breit analysierend. Zunächst konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich über eine Stunde schauen würde, daher habe ich das Video überflogen und immer wieder einzwei Minuten reingehört. Doch dann fand ich alles so spannend, dass ich doch von vorne begonnen und mir alles komplett angehört habe. ;-) Deine Redegewandtheit hat mich abgeholt und lange getragen.
Besonders anschlussfähig für mich sind deine Worte zu privaten Werbesendungen, die sich gerne Buchrezensionen nennen, obwohl die Kanäle vor Rezi-Exemplaren, Affiliate-Links, Produktwerbung und Arvelle-Unpackings wimmeln. Auch mich gruselt es bei der Vorstellung, dass derlei Videos bei manchen Zusehern unreflektiert als Beiträge zur Literatur gewertet werden, selbst wenn die Ausführlichkeit der Rezension weit hinter der Ausführlichkeit der Zusammenstellung aller Werbepartner in der Videobeschreibung zurückbleibt. Andererseits behauptet ja vermutlich keine/r dieser Kanalbetreiberinnen, qualitativ hochwertige Rezensionen zu drehen. Dadurch sind ohnehin jegliche Aussagen über Bücher ins Recht gesetzt, der Verweis auf die fehlende Toleranz der "Tradierten" und die prinzipielle Offenheit der Medien für alle sind sicher teilweise richtig, wirken aber in den Händen mancher YouTuber wie die unumstößliche Legitimierung des Gesülzes, Gelabers und Vermarktens.
Seit einigen Monaten fühle ich mich dem Thema der Buchrezensionen auf YouTube allerdings kaum noch verpflichtet, auch meine Rage von einst ist verschwunden, die Rage oder Aufgebrachtheit im Angesicht der neoliberalen Kleinst-Werbebanner als Buch-Kanal, die sich BookTuber willfährig um die schmalen Schultern wickeln, um im Gewand der glänzenden Werbewelt Bedeutsamkeit auszustrahlen, während eigentlich ihre submissive Abhängigkeit vom Markenprestige zum Vorschein kommt. Tatsächlich habe ich seit einigen Monaten eine deutliche Ablehnung zu diesen Phänomenen gefunden, die sicher nicht sympathisch klingt, mich aber gut davor schützt, alles aufsaugen und reflektieren zu wollen, was auf dem Bücher-YouTube so passiert. Das macht auf Dauer kaputt. Wenn also heute ein BookTuber Profit aus dem Ukraine-Krieg zieht, indem er im Modus der Tiefbetroffenheit seine 10 besten Bücher zeigt, die er am letzten Lebenstag lesen würde, dann ist diese Inanspruchnahme des Leids in eigener Sache so geschmacklos, dass es mich schon gar nicht mehr interessiert. Im Podcast von Böhmermann und Schulz habe ich zuletzt einen interessanten Gedanken gehört: In einem anderen Zusammenhang sprach Schulz von der Tendenz vieler Menschen in den sozialen Medien, sich selbst zu spielen. Sein Beispiel waren die "Try not to headbang"-Videos vieler Rockerfans. Tatsächlich fand auch ich diese Videos (die ich ohne Schulz niemals gefunden hätte) unangenehm bis zur Fremdscham. Etwas milder, aber tiefsitzender sehe ich das Vorspielen der eigenen Leserexistenz auf BookTube samt ritualisierter Liebesgrüße an die Zuseher oder tiefemotionaler Entschuldigungen, man habe es nun nicht geschafft, dieses oder jenes Video zu drehen, nach dem ohnehin niemand gerufen hatte. Die ritualisierten Reaktionen der Zuseher, man solle sich nicht stressen, das sei doch nur ein Hobby etc., bleiben dennoch nie aus. Da wird für mich als Zuseher wie bei den Anti-Headbang-Challenges klar, wie standardisiert und vorgeformt hier mittlerweile Sozialverhalten ausgeübt wird. Aber gut, was solls, viele macht das Ritual glücklich.
Andererseits fühle ich mich mittlerweile im Kreis einiger sympathischer, grundehrlicher, authentischer Bücherliebhaber sehr wohl. Du sowie alle von dir genannten Kanäle (und einige weitere) gehören dazu, daher fällt es mir auch deutlich leichter als vor einem Jahr, die zahllosen positiven Seiten von BookTube zu würdigen. Obwohl ich insgesamt kein sonderlich konzentrierter BookTube-Zuseher bin und selten länger als zwei Minuten in ein Video hineinschnüffel, erfreuen mich die unterschiedlichsten Video-Themen sowie die liebevolle Behandlung der Weltliteratur sehr.
P.S.: Vielleicht fehlt mir auch der Kontext zum Weidermann-Ausschnitt, aber ich empfinde ihn dort als nervös, vielleicht etwas unsicher, aber nicht als arrogant. Man bekommt ja nicht direkt den Dialog mit, sondern nur seine Antworten. Vielleicht möchte er ja gerade sein Gegenüber reden lassen, um etwas über ihm unbekannte Autoren zu erfahren. Er ist sicherlich naiv und inkompetent in Bezug auf Phantastik, aber kann man ihm das vorwerfen? Das Feuilleton beschäftigt sich damit nun mal nur randständig, der Gegenwartsroman dominiert. Das mag traurig und eine überholte Ausblendung sein, aber Weidermann ist (wie Tingler, Heidenreich, Scheck, Mangold, Wilke...) in einem Nischenfeld beheimatet. Ihm das vorzuwerfen, ist recht einseitig. Hm?
Es reicht. Liebe Grüße
Max

KainUndAbelBooks
Автор

Hallo,
und vielen Dank für dieses ausführliche, zwar kritisierende, aufrüttelnde, aber dabei wertfreie Video. Ich möchte auf einige Inhalte dieses Videos eingehen, aber kann sicherlich nicht alles abdecken können. Ich möchte mich vorab kurz vorstellen, denn wir kennen uns nicht. Mein Name ist Jenny, Jennifer oder "Frau Denter" - was auch immer bevorzugt wird. Aber an der Auswahl sieht man bereits, durch das Medium bin ich es gewohnt den Vornamen zu benutzen. Ich betreibe den Booktube-Kanal "Letters & Life" - Nun auch bereits seit einigen Jahren und merke selber, dass man Youtube, Booktube, das freie Sprechen und für die eigene Meinung einzustehen eben über die Zeit lernt. Ich erfülle ganz deutlich die hier genannten "Booktuber-Kriterien", und ich freue mich darüber und fühle mich nicht angegriffen. In der Grundschule sagte übrigens meine Klassenlehrerin, die uns "Lesen und Schreiben" und "Deutsch" lehren sollte, dass aus mir nie etwas würde, das ich nicht lesen kann und weitere unschöne Dinge. Mein Start zum Lesen war demnach... unschön. Dennoch liebe ich heute die Geschichten, endlos zu versinken, Charaktere zu begleiten, aber auch Denkanstöße aus den Büchern zu bekommen. Ich lese also "Trivialliteratur" (Zu dem Wort selbst möchte ich später einmal kommen). Soviel nun vorab. Ich möchte an 1-2 Stellen gleich vielleicht etwas "aufrüttelnder" sein. Die Erklärung zu meiner Person finde ich daher wichtig und ich möchte klarstellen, dass ein gewisses forsches Vorgehen nicht als Kritik aufgefasst wird. Ich fand dieses kommentierte Video nämlich wirklich vorbildlich!

Ich möchte versuchen Chronologisch zu bleiben und gehe meine Notizen durch. Das stellt aber keine Hierarchie in der Gewichtung meiner Aussagen dar.
Zuerst möchte ich zur Einführung und dem Unterschied über wissenschaftliche Literaturkritik und der Darstellung der "Meinung" durch Booktuber im Allgemeinen zustimmen. Am Ende kommen Sie auch noch einmal darauf zurück und zeigen Beispiele, dass nicht alle Booktuber gleich sind. Meine Besprechungen sind keine wissenschaftlichen Besprechungen, ich maße mir auch dieses "Können" nicht an. Ich habe größten Respekt für die Arbeit mit und am Text. Booktuber sind homogen. Das ist eine der Aussagen die absolut zutrifft. Ich möchte übrigens auch herausgreifen, dass ich nicht das Handeln aller Booktuber unterstütze. Wir sind eben "verschieden". Aber ich möchte an einer Stelle einhaken, weil Sie auch an einem folgenden Punkt zu finden sein wird. Wir benötigen keine besonderen Qualifikationen. Das mag aus Sicht der rein inhaltlichen Besprechung stimmen. Es wirkte aber so, als sei damit alles gesagt. Das stimmt so nicht. Viele Booktuber (natürlich kann ich aus erster Hand nur von mir sprechen) lesen vielleicht "schnell" oder "oberflächlich", aber beschäftigen sich sehr, sehr viel mit ihrem Hobby. Ich schaue andere Kanäle, kommentiere (es ist ja ein soziales Konzept), schaue in Verlagsprogrammen nach spannenden Titeln. Ich lese in Leserunden und tausche mich dabei intensivst aus. Ich bereite sehr gewissenhaft meine Inhalte vor. Der Dreh und der Schnitt sind dann noch "on top". Ich investiere sehr viel Zeit in Booktube und ich bin auch der Meinung, dass dazu Eigenverantwortung, Disziplin, Planung und Fleiß gehören. Dafür will ich kein Lob, aber es ist so und ich habe das Gefühl, das wird oft nicht so gesehen. Auch, wenn es inhaltlich keiner besonderen Qualifikation bedarf ist es mir wichtig hier dieses Statement zu hinterlassen. Auch, wenn ich erst Ende 20 sein mag, viele von uns sind jenseits der 30. Aber es stimmt schon, es wird viel Wert auf Äußerlichkeiten gelegt.
Damit sind wir beim Punkt der Optik. Und davon spreche ich mich nicht frei - eine gewisse Eitelkeit habe ich ebenso. Das gestehe ich mit einem Schmunzeln ein. :) Diese ist aber nicht bei allen Booktubern zu finden. Bei mir liegt es daran, das ich so bin. Ich mache mir auch die Haare, für einen freien Sonntag auf dem Sofa. Weil ich mich so wohl fühle. Natürlich schaut man sich eine schöne Optik gerne an. Das spielt mir vielleicht in die Karten - ja. Das gebe ich gerne zu. Und das ist auch in Ordnung. Denn im Fernsehen habe ich auch selten Personen / Moderatoren gesehen, die kein gepflegtes Äußeres haben. Zumindest nicht in ernst zu nehmenden Formaten. Ja, hier war ein forscher Ton zu finden. Ich bitte das zu entschuldigen. Im Überblick gebe ich Ihrer Argumentation mit stereotypischen Eindrücken aber ganz Recht.

Lettersundlife
Автор

So ein wunderbares, inspirierendes Video! Werd ich gleich noch einmal hören. Auch die Kommentare sind toll. Denen ist kaum noch etwas hinzuzufügen.
Aber Volker Weidermann möchte ich verteidigen. Seine Rezensionen waren stets tiefgründig, einfühlsam und sogar literarisch geschrieben. Zuletzt waren sie das einzige, was mir im Spiegel noch lesenswert erschien. Er hat seinen Platz dort sicher nicht umsonst verlassen, hat sich bestimmt nicht mehr wohl gefühlt. Beim literarischen Quartett schien er mir manchmal unsicher, Maxim Biller hat ihm ja auch zugesetzt. Ihr Bekannter hat ihn ja vielleicht im falschen Moment erwischt? Mit Phantasie und Krimi kann ich auch nichts anfangen, aber auch für diese Leser muss es natürlich eine Plattform geben. Man muss froh sein über jeden, der liest…
Vielen Dank für den schönen Abend!

utab.
Автор

Ich möchte noch Thoralf von LiteraturNews ergänzen. Der macht verschiedenste Videos, mit sehr viel Liebe und Enthusiasmus, steht sicher erst am Anfang, lässt aber auf viel hoffen, und ich persönlich habe durch ihn schon etliche "Perlen" für mich entdeckt.

Gaby_S
Автор

Einer der besseren Buch Kritiker
Sehe und höre dir gerne zu
So viel Wahrheit

rolisander
Автор

Danke für dieses Kritiker kritische Video! Besonders das Bild des Elfenbeinturms hat mir sehr gefallen und trifft die Realität sehr genau. Diese Angst der Elite vor der "ungebildeten" Masse gibt es ja in so gut wie allen Bereichen, nicht nur der Literaturkritik. Aber dass diese Experten ihre Möglichkeiten und Einflussbereiche schlicht und einfach verschlafen haben, fand ich sehr passend. Vielleicht haben Sie hier manchem einen Spiegel vorgehalten.
Ein sehr interessantes und alle Seiten beleuchtendes Video!

marielin