Geistlichkeit zur NS-Zeit: Bayerns Klöster unter dem Hakenkreuz | DokThema | Doku | BR

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Im Januar 1941 rief ein Geheimerlass der NS-Führung zum "Klostersturm" auf. Die Dokumentation erzählt anhand von drei Abteien, mit welcher Art von Repressalien und Übergriffen die Ordensgeistlichen zur NS-Zeit zu kämpfen hatten.
Autor: Helge Freund

Erstausstrahlung 2020 (Reupload)

#Klostersturm #Bayern #NSZeit

Das fränkische Kloster Münsterschwarzach, das niederbayerische Kloster Metten und das Kloster Irsee im Allgäu stehen beispielhaft für die Repressalien und Übergriffe – bis hin zur Klosteraufhebung – mit denen die Ordensgeistlichen zur Zeit des Zweiten Weltkrieges zu kämpfen hatten. Die Klosteraufhebungen zielten zum einen gegen das Mönchswesen an sich, das gemäß der nationalsozialistischen Ideologie als schädlich für den deutschen "Volkskörper" angesehen wurde. So galten Ordensleute, die im Zölibat lebten, den Nazis als "unnütze Blindgänger". Am Beispiel des fränkischen Klosters Münsterschwarzach, das am 9. Mai 1941 durch Würzburger Gestapo-Beamte aufgehoben wurde, lässt sich der Kampf um die Hoheit in der Abtei anhand eines bislang kaum bekannten Quellen-Schatzes minutiös rekonstruieren.

Heimlich aufgenommene Fotos, Dokumente und Feldpostbriefe zeigen, wie Gestapo-Beamte vorgingen. Zunächst versuchte man unter fadenscheinigen Gründen dem Konvent eine regimefeindliche Haltung nachzuweisen. Vorab drapierte "Beweise" in Form von regimekritischen Schriften sollten den NS-Klostersturm legitimieren. Doch die Gestapo hatte nicht mit dem Mut der Bevölkerung gerechnet und deren enge Verbundenheit mit "ihren" Benediktinern.

Ohne Furcht vor möglichen Folgen gingen einige Hundert Bauern, Mägde, Knechte und Hausfrauen auf die Straße und bauten sich schützend vor der Abtei auf. Zwei Tage dauerte der Kampf um das Kloster Münsterschwarzach, bis die Staatsgewalt mit einem Großaufgebot anrückte. Das Kloster wurde konfisziert, der Abt und seine Patres ins Exil geschickt.

Rund 50 Laienbrüder sollten die Klosterökonomie weiterführen, überwacht von einem staatlichen Verwalter. Dieser verfügte sogleich, die Brüder hätten sich von ihrem Zölibats-Eid zu lösen und schnellstmöglich zu heiraten und Familien zu gründen. Doch die Mönche dachten gar nicht daran, sich den katholischen Glauben nehmen zu lassen.

Auch im niederbayerischen Kloster Metten, 766 an der Donau gegründet, hielt man nichts von Staatstreue inmitten eines Unrechtssystems, wie es die NS-Herrschaft darstellte. So begab sich der couragierte Abt Corbinian Hofmeister bereits kurz nach der Machtergreifung Hitlers 1933 in den politischen Untergrund. Bei getarnten Reisen nach Rom zum Vatikan unterstützte er die Putschpläne der militärischen Opposition gegen Hitler. Diese sahen vor: Mithilfe von Papst Pius XII. einen Separatfrieden mit den Alliierten zu erwirken. Voraussetzung für diesen Frieden war die Ermordung des Massenmörders Adolf Hitler.

Das dritte Kloster, das in der Dokumentation genauer in Augenschein genommen wird, war zwar bereits eine staatliche Einrichtung – das im 19. Jahrhundert säkularisierte Kloster Irsee im Allgäu. Dort lebten noch 22 Nonnen vom Augsburger Orden der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul. Als Krankenpflegerinnen in der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren-Irsee dienstverpflichtet, wurden die Nonnen dazu angehalten am staatlichen Euthanasieprogramm mitzuwirken.

Original-Filmaufnahmen aus der Zeit, Tagebücher, Zeugenaussagen, Fotos und viele Original-Dokumente belegen, wie die Nonnen versuchten, sich dem Ordensgebot des Gehorsams heimlich zu widersetzen, um ihre Schützlinge vor dem Gas-, Hunger- oder Gifttod zu retten.
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Комментарии
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erstaunlich, welche Themen der BR anpackt. Kompliment für diese enorme Dokumentation, die entsetzlich unter die Haut und ans Herz geht.
Vielen Dank, BR 🙏🏽✨

kamaurahamukti
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Den Fortschritt einer menschl. Gesellschaft kann man daran messen, wie Sie mit den sozial Schwächsten umgehen.

tobiaswolfelsperger
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Ich bin, als gläubiger Mensch, sehr berührt von diesen Geschichten und fühle den Grusel, welchen die Betroffenen Geistlichen und auch die armen Menschen durchmachen mussten. Diese Dokumentation ist wirklich gelungen und bezeugt gut, weshalb es auch heute noch so wichtig ist, sich zu erinnern, damit sich so Etwas niemals wiederholen kann.

Haendelman
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Die Kirche war schon immer politisch, damals wie heute.

Shiva-nvki
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Vielen Dank für das Video. Hochachtung vor den Menschen die Widerstand leisteten. Auch der kleinste Akt ist viel wert.

markusmarwedel
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Hallo :-) Vielen Dank für das Dokomentationsthema. Lieben Gruß

Schweigsam
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Ich finde nicht dass man sich hier so vor die Nonnen stellen muss... Sie wussten es auch und nur weil ihnen Gehorsamkeit gelehrt wurde ist das lange keine entschuldigung!

Ben-nuqh
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Ist ja nett, wie sich ganze Städte für die Kloster aufgelehnt haben, allerdings heißt das, es wäre bei dem Abtransport der Juden vielleicht auch möglich gewesen...

presidentobummer
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Kann es sein das hier die beteiligung der Katholischen Kirche am dritten Reich verharmlost, bzw nicht darüber gesprochen wird?

danielachmann
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Alle Priester und Nonnen die gegen das Regime gekämpft haben sollten vom Vatikan heilig gesprochen werden. Ganz großer Respekt das sie ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt haben um andere zu helfen.

lelolole
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Es hat sich nichts geändert. Die Kirche hat damals nichts dagegen getan und heute auch nicht ( die Kirche ist eine Institution, es geht doch nicht um den Menschen, sondern nur ums Geld)! Sagt doch schon alles aus...
Es wird Zeit für den Gnadenstoß in die Bedeutungslosigkeit!

__Aletheia__
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Was heißt „innerer Konflikt"?
DU SOLLST NICHT TÖTEN!
Aber wenn man das, was man verzapft, selbst nicht glaubt, ………..

ottschi
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Finde sehr interessant und wichtig.. Danke für gute Doku

aurelrelex
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Kann ich mir kaum ansehen !
Wie grausam der Mensch ist.
Nicht auszuhalten.

SRullEliz
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Der Gehorsam endet vor Gott. Gerade Nonnen sollten das Wissen. Sie haben ihr Leben Gott geweiht nicht dem Bischoff.

carolamitzka-maassberg
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Wie ist das mit dem Zippo Feuerzeug am Anfang des Videos zu verstehen? - Ist das Product Placement? / Schleichwerbung? Oder hatten die Nazis wirklich amerikanische Zippo Feuerzeuge???

rpmagency
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Vielen Dank für diese interessante Dokumentation. Wie schweigsam mystisch das Böse alles vonstatten ging. Doch darunter gab es auch gute Seelen. Aber gruseliges Verhalten ist das alles schon.
Komisch, irgendwie spiegelt sich da etwas für mich in unsere Zeit wieder. Ein Hoffen auf Irrtum fällt mir dabei nur schwer.

loreley
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Sehr informativ. Was es heute braucht, ist Mut. Mehr sage ich nicht dazu ...

andreapirringer
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"Du solltest dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist".
Exodus 23, 2

duel
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Ein sehr interessanter und informativer Bericht... danke 👍💕👍
Danke, daß hier Aller gedacht wird, die sich aufgelehnt haben...
Aller der Menschen die mutig waren und sich nicht haben einschüchtern ließen.
Und damit sehr oft ihre Inhaftierung und ihren Tod hinaufbeschworen.
Traurig, traurig das alles.
Und sehr beängstigend.
Tjaaa... weiter möchte ich mich hier nicht äußern.

helgahampel