STOLPERSTEINE STAATSTHEATER

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Dokumentartheater von Hans-Werner Kroesinger. URAUFFÜHRUNG. Einladung zum THEATERTREFFEN 2016

Sie sind aus den öffentlichen Räumen aller deutschen Städte nicht mehr wegzudenken, und auch vor dem STAATSTHEATER KARLSRUHE liegen bislang zwei: Die Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunter Demnig, die an die Opfer des Dritten Reiches erinnern. Die beiden Steine vor unserem Haus gedenken der Sängerin Lilly Jankelowitz und des Schauspielers Paul Gemmeke. Sie erinnern an das traurigste Kapitel der deutschen Kulturgeschichte: Theater, eben noch Orte der Freiheit und der Avantgarde, ließen sich als erste große Institutionen unmittelbar nach der Machtergreifung gleichschalten. So auch in Karlsruhe – einer Stadt, die sich heute rühmt, ein Ort der Toleranz zu sein, und doch die Hauptstadt des „ersten judenfreien Gaus” war.
Hans-Werner Kroesinger und Regine Dura sind die wichtigsten freien Dokumentartheatermacher in Deutschland. Ihre Inszenierungen entstehen nach umfangreichen Materialrecherchen als Stückentwicklungen mit ihren Schauspielern, u. a. zu Themen wie dem Genozid in Ruanda, der europäischen Grenzagentur Frontex oder der Südosteuropa-Front des Ersten Weltkriegs. 2007 erhielt Kroesinger den Brüder-Grimm-Preis des Landes Berlin für seine Jugendtheaterinszenierung KINDERTRANSPORTE im Theater an der Parkaue. Für das STAATSTHEATER erarbeiteten Dura und Kroesinger 2011 die Straßenbahn-Performance KARLSRUHE – STADT DER GERECHTEN.

STOLPERSTEINE STAATSTHEATER ist als eine der zehn bemerkenswertesten Inszenierungen der letzten zwölf Monate zum BERLINER THEATERTREFFEN 2016 eingeladen.

"Der Regisseur Hans-Werner Kroesinger und die Dramaturgin Regine Dura haben aus Personalakten des Staatstheaters Karlsruhe rekonstruiert, wie antisemitische Diskriminierung und die Entlassung linker und liberaler Theaterkünstler*innen nach 1933 im Detail funktioniert hat. Schauspieler*innen lesen an einem großen Arbeitstisch, an dem sie zusammen mit den Zuschauer*innen sitzen, Akten, Zeitungsberichte, Memoiren, Zeitzeugen-Interviews. Sie wechseln dabei immer wieder für kurze Passagen ins Spiel. Man erfährt wie in Karlsruhe jüdische Schauspieler*innen, eine jüdische Souffleuse und der Intendant entlassen, verhaftet, ins Exil oder in den Suizid getrieben wurden. Die einzelnen Künstler*innen werden nicht auf ihren Opfer-Status reduziert, es entstehen knappe, dichte Porträts. Das bürokratische Prozedere, das den sozialen Ausschluss und die Vorbereitung des Völkermords juristisch im Detail regelt, die Legitimation durch Verfahren, die noch in den Hetzartikeln des lokalen NS-Blatts die Diskriminierung gerne durch Nennung der entsprechenden Paragrafen rechtsstaatlich kaschiert, die höflichen, formal stets korrekten Briefe eines Oberregierungsrats, die der jüdischen Souffleuse die Rechtmäßigkeit ihrer Entlassung bescheinigen, machen die Inszenierung zu einem Lehrstück über das wertfreie Funktionieren staatlicher Bürokratie.“ Jurybegründung der Einladung zum Theatertreffen 2016

REGIE Hans-Werner Kroesinger BÜHNE & KOSTÜME Rob Moonen MUSIK Daniel Dorsch KÜNSTLERISCHE MITARBEIT Regine Dura DRAMATURGIE Annalena Schott THEATERPÄDAGOGIK Verena Lany
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