Die A-Klasse im Elchtest - Wolfgang Inhester erinnert sich an eine der größten Krisen bei Mercedes

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Oktober 1997, der Tod von Lady Di in einer Mercedes S-Klasse hatte sich aus Mercedes-Benz-Sicht gerade etwas beruhigt. Man konnte wertvolle Hilfe bei der Aufklärung des Unfalls leisten und dachte schon ans Durchatmen auf der bevorstehenden Tokyo Motor Show, da traf die Stuttgarter ein weiterer Crash bis ins Mark. Diesmal war es ein skandinavischer Autotester, der Schwede Robert Collin, der bei einem harten Wechselmanöver die brandneue A-Klasse, das neue Vorzeigemodell der Marke, um neue Köuferschichten zu begeistern, aufs Dach legte.
Das Drama um das später "Elchtest" genannte Fahrmanöver nahm unaufhaltsam seinen Lauf. Wolfgang Inhester war damals der Kommunikationschef und erkannte früh, dass es ein größeres Problem für die Marke werden könnte. Er entwickelte die Krisenkommunikation und eine Strategie, die Mercedes-Benz am Ende allen Unkenrufen zum Trotz sogar Sympathiepunkte sammeln ließ!
Wie er das Drama um die umgekippte A-Klasse erlebt hat und warum Niki Lauda eine der Schlüsselfiguren wurde, erzählt Wolfgang Inhester in diesem Video.
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Комментарии
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Ich war 1997 zur Markteinführung der A-Klasse Verkaufsleiter in einem Mercedes-Benz Autohaus. Auf der Kundenseite haben wir mit der Art und Weise, wie die Krise beseitigt wurde, viel Respekt und Anerkennung bekommen. Ganz anders sah es auf der Straße aus. Die Menschen, die immer schon eine Aversion gegen die Marke Mercedes-Benz hatten, haben noch mindestens ein Jahr später mit Spott und Häme reagiert, wenn eine A-Klasse im Straßenbild zu sehen war. An der Ampel wurde wild gestikuliert, so als wenn man die A-Klasse kippen wollte und lachte sich dabei über den eigenen Scherz kaputt. Auf dem Parkplatz wurde man angesprochen und gefragt, warum man die von Mercedes gelieferten Stützräder nicht montiert hat usw. Da musste man schon starke Nerven haben, auf die immer gleichen blöden Witze souverän zu reagieren. Was Wolfgang Inhester in dem Interview auch nicht erwähnt, aber ein echtes Problem war: Die Fahrwerksveränderungen, die eingebaut wurden (neben dem ESP), waren im Kern lediglich härtere Federn und Dämpfer. Damit hatte die A-Klasse jedoch jeden Fahrkomfort verloren und war ein furchtbar "harter Bock". Konnte man es sich beim weichen Fahrwerk noch erlauben, billige Sitzkonstruktionen der Firma Johnson Controlls zu verwenden, waren die Sitze dem harten Fahrwerk nicht mehr gewachsen. Kunden beschwerten sich jahrelang über die Sitze und auch deren Geklapper. Fakt ist, dass die Gesamtabstimmung bei diesem Modell bis zum Produktionsende nicht gut war. Gerettet wurde die A-Klasse übrigens ausgerechnet von den Mercedes-Benz-Kunden, die man mit der A-Klasse eigentlich gar nicht ansprechen wollte: Den Senioren. Die waren besonders treu und haben uns schnell verziehen und schätzten bei dem Auto von Anfang an den hohen Einstieg und haben das Modell gerne gekauft. Hausintern haben wir die A-Klasse deshalb im Laufe der Zeit nur noch als Krankenfahrstuhl bezeichnet, denn je mehr Rentner in dem Ding hockten, umso weniger kauften junge Menschen das Auto. Das gehört auch zur Wahrheit der Geschichte...

J-RvdM
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Ich war damals Analyst in einer deutschen Investmentbank und von diesem Zeitpunkt an haben wir unsere Stresstestanalysen in Elchtest umbenannt. Unsere Kunden fanden es klasse.

mfkliegenschaften
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Ich war damals bei AutoBild, wo wir zwei A-Klassen hatten. Ein Kollege startete eine Runde Slalom (wie er damals zu den üblichen Standards gehörte) mit den Worten: “ich gehe mich ein bisschen ein wedeln.”
Drei Pylonen später kugelte die A-Klasse über die alte Landebahn.
Er pflegte aber auch einen eher ruppigen Fahrstil.
Der zweite mit anderer Bereifung hatte bei einem zweiten Versuch einen Felgenschaden erlitten.
Da wurde ein Rad vom ersten Wrack montiert und auch der ist umgefallen. Mercedes hat sich an dem Foto mit unterschiedlicher Bereifung festgehalten. Das “Einwedeln” hatte niemand fotografiert.

Ich bin später den Test mit einigen (deutlich billigeren) Konkurrenzmodellen gefahren, teils mit über 80 und nicht eine der Kisten fiel aus der Spur.
Die Überheblichkeit der Mercedes-Leute war schon immer besonders.

jjmuni
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Wir fahren heute noch A-Klasse.... Seit vielen Jahren einen 2007er 180. Hat inzwischen 220 tkm und hat uns nie im Stich gelassen. Es ist eines der sichersten Autos seiner Kategorie und wirklich in allen Belangen praktisch! Kompakt, innen geräumig und Spritverbrauch hält sich auch in Grenzen.... Ach und Rentner sind wir deswegen keine 😅

oliverabb
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es war nicht nur die A.-Klasse! Der Smart kurz nach Marktstart war davon schlimmer betroffen obwohl Mercedes sich kurz vor der einführung entschloss das Model umgerüstet auf den markt zu bringen (Breitreifen hinten, härteres Fahrwerk, indiskutable indirekte Lenkung). damit war das Auto nun eine humpelkiste par exelance. Das unfassbare daran, die Ingenieure schickten ein Fahrzeug auf den Markt was auf glatter strecke "unfahrbar" war. Der Kurze Radstand, das E.gaspedal in verbindung mit dem automatisierten Getriebe führten dazu das der Smart sich ständig unverhofft Drehte und abflog. Es gab erhebliche unfälle. Mercedes reagierte. Alle ausgelieferten Smart's wurden ins werk zurückgezogen und umgerüstet was mit dem abgespeckten ESP, namens Trust, geschah. Dort wurde nur die Motorleistung weggenommen, es gibt aber keine Bremseingriffe... Wohlgemerkt alles nach der Elchtest erfahrung

marcoschmidt
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1997 war ich (höchstbezahlter) Marketingleiter der Daimler Benz AG und habe diese Zeit in bester Erinnerung. Plötzlich hatte ich nichts mehr zu tun, weil die Obersten meinten, sie würden die Kommunikationsinstrumente besser spielen können als ich. Anfangs war ich völlig verzweifelt, weil meine gewohnt guten Ideen ungehört verklangen. Doch dann dachte ich mir "wes Brot ich fress des Lied ich sing" - und zur Zeit wurde eben nicht mehr gesungen. Also habe ich mich gepflegt zurückgelegt und bin mit meinen beiden Assistentinnen zwei Wochen an die Côte d'Azure gefahren (eine wurde später sogar meine Frau). Als wir zurückkamen, hatte sich der Nebel gelichtet und das Kind war sozusagen bis nach China in den Brunnen gefallen. Dennoch erhielt ich für 1998 eine saftige Gehaltserhöhung, damit ich ja bei der Firma blieb. Dennoch habe ich bis heute eigentlich nichts mehr gearbeitet und sitz die meiste Zeit im Paulanergarten und denke mir Märchen aus.

apoplexic
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Ich habe einen noch ohne ESP Testgefahren, kurvige Steige runter und rauf ins Donautal, da kippte nichts.
Ich fahre die vierte Heute, einen A190
Bauj. 2002 top Zustand, macht noch immer Freude und ist super praktisch,

kalleebner
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Ein ganz tolles Video mit genau den Werten und charakterlichen Eigenschaften die Deutschland zu dem Land gemacht haben, zu dem wir sind! Wunderbar! Toll! Unglaublich! Ich liebe es!

claushaas
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Audi erging es später (98/99) nicht besser. Die ersten TT (8N) hatten bei nahezu Höchstgeschwindigkeit, = größer 200km/h das Problem mit zu wenig Abtrieb an der Hinterachse. Es kam sogar zu einigen schweren Unfällen mit Todesfällen.

Danach wurden ebenfalls analog zur A-Klasse alle bereits in Kundenhand befindlichen TT zurückbeordert und mit ESP, sowie einen Heckspoiler nachgerüstet.

Wäre interessant hierzu mal Audi-Verantwortliche in einer weiteren Folge zu hören, wie es damals dazukommen konnte und wie das intern gemanagt wurde.

achimohmeis
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Ich finde es sinnvoll, wenn ein Fahrzeug auch ohne Elektronik sicher ist und man dann ZUSÄTZLICH die Elektronik drauf packt. Die Elektronik einzubauen, um eine gefährliche Fehlentwicklung nicht einstampfen zu müssen halte ich für keine gute Idee. 👀

Ohlukei
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Mein ehemaliger Teamleiter aus der Leitungssatzentwicklung hat gerne mal erzählt wie das war. Unter welchem Zeitdruck die Änderung in die Serie eingeflossen ist, durch die Entwicklungsfahrzeuge,
Qualität abprüfen, die Fertigungswerke umstellen, mit allen Länder und Motorvarianten. Eine wirkliche Herkulesaufgabe. Das waren aber noch Zeiten, wo man eben nicht alles mit CAD/CAM fertigen kann.

keyewhoknows
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Wenn Du zu dem Thema irgendwann mal jemanden von Bosch interviewen könntest wäre das der Knüller - die haben ja vorher versucht MB das ESP anzubieten und dort wurde das, nach meiner Erinnerung, mit dem Argument abgelehnt: "unsere Kunden können Auto fahren".

bastianfrom
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moin, Danke für das Interview 👍🏼 Ich hätte mir gewünscht, das bei ca Minute 32 die Nachfrage gekommen wäre: Na, dann sagen Sie doch mal, was haben Sie den Festgestellt WAS ES WAR ? Details ! .... 🙈 PS ich meine mich zu erinnern, das MB neben dem erwähnten ESP damals u.a. auch andere Stabis und hinten auch eine Spurverbreitung eingebaut hatten .... . PS und wie Er erwähnte, das Auto wurde "härter" bzw unkonfortabler nach den "Maßnahmen ... Grüße

StephanKHahn
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War es nicht so, daß damals im "Sandwitchboden" Batterien angedacht waren, die dann 5 vor 12 per Managemententscheidung gecancelt wurden, und damit (auch im Smart) der Schwerpunkt nach obern rutschte, und dann das Desaster seinen Lauf nahm? So erzählt von einem ehemaligen Techniker im Tesla USA Forum, der dabei war.

uliheckmann
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Sehr interessant so ein Blick hinter die damaligen Kulissen. Ich kann mich noch an die Schlagzeilen erinnern.

Pusche
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Sehr interessant. Sehr schön. Ich nehme mal an, dass es auch ein gezielter Angriff auf die Marke war. So wie beim Dieselskandal. Beim Opel habe ich nie verstanden, warum dieser Schrott Auspuffkrümmer ständig gerissen ist. So etwas habe ich bei keinem anderen Auto erlebt.

diabeteshilfe_de
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Das ist wie Netflix bitte mehr Mercedes Content

DBON
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Die VHS-Kassette hab ich noch. Schönes zeithistorisches Dokument.
Übrigens mit Karl Senne in der Moderatorenrolle.

achimohmeis
Автор

Ein wirklich sehr interessanter und aufschlussreicher Kanal. Leider fehlt mir die Zeit um alles anzusehen was mich interessieren würde.
Hatte selbst einen der letzten W168, einen A210 Evo. Hatte nie eine kritische Situation!

no.b.
Автор

Alte Schule. Ich höre gern die Geschichten über Autos. Hab auf dem Elch mein Führerschein gemacht. Es war kein schönes Auto. Aber dadurch echt der Sicherste seiner Klasse.

Robrech