MILITÄRISCHE LAGE: Ukrainische Truppen säubern Region nördlich von Kiew

Ukrainische Truppen sind am Samstag von der Hauptstadt Kiew weiter nach Norden vorgerückt. Sie bezogen Stellungen in der Stadt Butscha, nachdem sie Gebiete von russischen Streitkräften zurückerobert hatten. Reporter der Nachrichtenagentur AP zählten mindestens sechs Leichen von Zivilisten, die entlang einer Straße und im Vorgarten eines Hauses lagen. Anwohner in Butscha sagten, die Zivilisten seien von russischen Soldaten ohne erkennbare Provokation getötet worden.

«Diese Leute sind einfach gelaufen und sie haben sie ohne jeden Grund erschossen», sagte ein Anwohner, der aus Sicherheitsbedenken seinen Namen nicht nennen wollte. «Im Nachbarviertel Stekolka war es noch schlimmer. Sie schossen ohne eine Frage zu stellen.»

Die ukrainischen Soldaten, unterstützt von einer Kolonne aus Panzern und gepanzerten Fahrzeugen, befestigten Seile an den Leichen und zogen sie von der Straße, weil sie befürchten, dass diese mit Sprengsätzen präpariert sein könnten.

Die Ukraine und ihre westlichen Verbündeten berichteten von wachsenden Belegen für einen Rückzug russischer Streitkräfte aus der Umgebung von Kiew und einen Aufbau der russischen Truppenstärke in der Ostukraine.

In den Orten um die Hauptstadt waren infolgedessen überall Anzeichen erbitterter Kämpfe zu erkennen. Zerstörte gepanzerte Fahrzeuge beider Armeen wurden in Straßen und auf Feldern zurückgelassen, zusammen mit verstreuter militärischer Ausrüstung.

Ukrainische Truppen waren am Eingang des Antonow-Flughafens im Kiewer Vorort Hostomel stationiert. Sie demonstrierten die Kontrolle über die Landebahn, die Russland in den ersten Tagen des Krieges zu erstürmen versucht hatte.

Auf dem Gelände lag die Antonow An-225 «Mrija», eines der größten jemals gebauten Flugzeuge, zerstört in einem Hangar, übersät mit Löchern von der russischen Attacke im Februar. «Die Russen konnten kein solches (Flugzeug) bauen, also haben sie es zerstört», sagte Alexander Merkuschew, der Bürgermeister des Kiewer Vororts Irpin. In Irpin ereigneten sich einige der heftigsten Schlachten des Krieges. Merkuschew sagte, die russischen Truppen hätten viele Leichen, viele zerstörte Gebäude zurückgelassen und viele Orte vermint.

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