WOZZECK - Oper von Alban Berg

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Hintergrund der Oper „Wozzeck“ von Alban Berg (1885–1935) und dem ihr zugrunde liegenden Dramenfragment von Georg Büchner ist ein authentischer Fall: Am 3. Juni 1821 ersticht in Leipzig der 41-jährige Johann Christian Woyzeck seine Geliebte, die 46-jährige Witwe des Chirurgen Woost, vor ihrer Wohnungstür. Er wird vor Gericht gestellt, wo der Verteidiger die Zurechnungsfähigkeit seines Mandanten infrage stellt. Die daraufhin angeordnete gerichtsärztliche Untersuchung zieht sich über drei Jahre hin, bis nach zweimaliger Begutachtung durch den Leipziger Medizinprofessor Clarus alle Gnadengesuche abgelehnt und der für zurechnungsfähig erklärte Angeklagte und zum Tode verurteilt wird. Der ehemalige Medizinstudent Georg Büchner verfolgt die Debatten und gewinnt daraus Mitte der 1830er Jahre den Stoff für sein Drama „Woyzeck“, das aufgrund des frühen Todes des Autors ein Fragment bleibt.

Erst 1913 erfolgt die erste Bühnenaufführung am Münchner Residenztheater. Ein Jahr später erlebt Alban Berg das Stück an den Wiener Kammerspielen und beginnt 1915 mit der Arbeit an seiner Oper. Angesichts des gerade ausgebrochenen Ersten Weltkrieges verstärken sich die Zeichen menschlicher Denaturierung, ohne dass Berg sie in plakative Gesellschaftskritik ummünzt.

Der international erfolgreich und mehrfach zum Opernregisseur des Jahres gekürte Norweger Stefan Herheim widmet sich dem Wozzeck-Drama, an dem ihn nicht die sozialpsychologische Fallstudie interessiert, sondern der gesamte Komplex von Verbrechen und Strafe, von Gerichtsbarkeit und dem durch sie verfügten Töten im Namen der Gerechtigkeit. Sein Ausgangspunkt: Ein Mann ist heute zum Tode verurteilt und wird in die Todeszelle gebracht. Der historische Woyzeck wurde auf dem Leipziger Marktplatz öffentlich hingerichtet. Büchners Drama bleibt Fragment, der Autor stirbt 23-jährig. Bergs Wozzeck ertrinkt beim Versuch, sich seiner Mordwaffe zu entledigen. Für Herheim ist die Verurteilung zum Tode metaphorisch und konkret vorhanden: „Wozzeck ist nicht nur ein gesellschaftlich Ausgestoßener, ein Mörder, sondern ein Hinzurichtender. Die Situation einer heute gerichtlich verordneten Hinrichtung ist unsere Ausgangs-Verortung für den Blick auf Fragen um Leben und Tod. Wozzeck wird mit der Giftspritze hingerichtet. Doch sobald das Gift seinen Blutkreislauf erreicht, beginnt die Musik, und es vermischen sich seine Erinnerung, Angst, Wahn, Hoffnung und Verzweiflung zu surrealen Bildern, die den Prozess des Sterbens über die Länge der Oper dehnen.“ Herheims Inszenierung bewegt sich in einem doppelten Naturalismus: in der Verortung in der extremsten Wirklichkeit mit den Sterbeminuten eines Hinzurichtenden als auch in der modernen Musik, die etwas Radikales vor Ohren und Augen führt. Die weiße Todeszelle wird in ihrer Klaustrophobie so auch zur kleinen Leinwand, auf der sich gewaltige Bilder abzeichnen.

Oper in drei Akten (15 Szenen)
Text von Alban Berg nach dem Drama „Woyzeck“ von Karl Georg Büchner in der Ausgabe von Karl Emil Franzos
In deutscher Sprache mit Übertiteln
Dauer: ca. 1 ¾ Stunde, keine Pause
Empfohlen ab 16 Jahren

Musikalische Leitung: Axel Kober
Inszenierung: Stefan Herheim
Bühne und Kostüme: Christof Hetzer
Licht: Andreas Hofer
Video: fettFilm
Chorleitung: Gerhard Michalski
Kinderchorleitung: Justine Wanat
Dramaturgie: Alexander Meier-Dörzenbach

Wozzeck: Bo Skovhus
Tambourmajor: Corby Welch
Andres: Cornel Frey
Hauptmann: Matthias Klink
Doktor: Sami Luttinen
Marie: Camilla Nylund
Margret: Katarzyna Kuncio
1. Handwerksbursch: Thorsten Grümbel
2. Handwerksbursch: Dmitri Vargin
Der Narr: Florian Simson

Kinderchor: Akademie für Chor und Musiktheater
Chor der Deutschen Oper am Rhein
Düsseldorfer Symphoniker

Premiere am 20. Oktober 2017 im Opernhaus Düsseldorf

Video: Ralph Goertz
© Deutsche Oper am Rhein
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