Mythencheck: Ist das Wichtigste in der Prävention sex. Gewalt, dass Kinder lernen, Nein zu sagen?

Mythencheck: Das Wichtigste ist, dass Kinder lernen, laut und deutlich Nein zu sagen!?
Ja, es wäre schön, wenn es so einfach wäre, Kinder vor sexualisierter Gewalt zu schützen. Leider muss dafür schon ein wenig mehr getan werden.
Natürlich sollen Kinder dazu befähigt werden, ihre Gefühle und Grenzen wahrzunehmen, und auch darin bestärkt werden, diese nach außen zu tragen.
Denn ein grenzwahrender und achtsamer Umgang trägt u.a. dazu bei, sich gut und sicher zu fühlen.
Sogenannte "kindzentrierte Ansätze" sind darauf ausgerichtet, Heranwachsende altersangemessen über sexualisierte Gewalt zu informieren, sie dazu zu befähigen, Gefährdungssituationen als solche zu erkennen und bei Vertrauenspersonen offenzulegen.
Fest steht aber, ein ausreichender Schutz vor sexualisierter Gewalt ist dies definitiv nicht.
Für bereits von sexualisierter Gewalt betroffene Kinder kann auch unbewusst eine ungünstige Botschaft vermittelt werden, nämlich: „Hättest du nur laut genug ‚Nein‘ gesagt, dann wäre dir das nicht passiert!“
Wir wissen, dass Täter und Täterinnen, die sexualisierte Gewalt ausüben möchten, meist über ein hohes Manipulationspotential verfügen und ganz genau wissen, wie sie die Grenzziehung oder ein „Nein“ des Kindes umschiffen.
Täter und Täterinnen verfügen über zahlreiche Strategien, um sich Kinder gefügig zu machen, unabhängig davon, wie selbstbewusst ein Kind auftreten mag.
Um das Risiko zu minimieren, dass Kinder sexualisierte Gewalt erfahren, bedarf es um somit um ein Vielfaches mehr.
Das Wichtigste ist also nicht, dass Kinder lernen, laut und deutlich Nein zu sagen, oder Kampftechniken für den Ernstfall trainieren.
Das Wichtigste überhaupt ist, dass WIR Erwachsenen die Verantwortung für den Schutz von Kindern wahrnehmen.
Dazu erfahrt ihr mehr in unserem nächsten Video: Was braucht es, damit wir Erwachsenen Kinder und Jugendliche besser vor sexualisierter Gewalt schützen können?