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O wohl dem, der die rechte Zeit – von Martin Opitz
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Martin Opitz: O wol dem, der die rechte Zeit
O wol dem, der die rechte Zeit
In allen Dingen siehet
Und nicht nach dem, was allbereit
Hinweg ist, sich bemühet,
Der kennet, was er lieben soll
Und was er soll verlassen;
Er lebet frey und allzeit wohl
Und darff sich selbst nicht hassen.
Die Göttin der Gelegenheit
Ist fornen nur mit Haaren,
Im Nacken bleibt sie kahl allzeit;
Drumb laß sie ja nicht fahren,
Weil du sie bey der Stirnen hast,
Der Tag gehet eylends nieder,
Die Stunden lauffen ohne Rast,
Und kommen gantz nicht wieder.
Illustration: Johann Grün
Der Gott der Gelegenheit ist in der griechischen Mythologie Kairos. Er hat einen kahlen Hinterkopf. Daher kommt auch die Redensart "Die Gelegenheit beim Schopfe packen". Opitz hat aus dem Gott der Gelegenheit eine Göttin der Gelegenheit gemacht.
Martin Opitz kam am 23. Dezember 1597 als Sohn eines Metzgers in Bunzlau, Herzogtum Schweidnitz-Jauer (Schlesien, heute: Polen) zur Welt. Ab 1605 besuchte er die Lateinschule und ab 1614 das Maria-Magdalenen-Gymnasium zu Breslau, ab 1617 war er am akademischen Gymnasium zu Beuthen an der Oder (heute: Bytom Odrzański, Polen). Nach einer Tätigkeit als Hauslehrer immatrikulierte er sich 1719 an der Universität zu Heidelberg, wo er Philosophie und Jura studierte. Wieder arbeitete er als Hauslehrer. Als der 30-jährige Krieg in Heidelberg ankam, ging er als Hauslehrer in die Niederlande (1620). An der Universität Leiden lernte er u.a. den Gelehrten Daniel Heinsius kennen, dessen Lobgesang Jesu Christi er bereits in Heidelberg übersetzt hatte. Nach einem Jahr in den Niederlanden zog er nach Jütland, wo sein Werk "Trostgedichte der Widerwärtigkeit des Krieges" entstand, das erst 13 Jahre später veröffentlicht wurde. Schließlich nahm er die Einladung des Fürsten Gábor Bethlen an und ging nach Weißenburg in Siebenbürgen (heute: Alba Iulia, Rumänien), wo er am Akademischen Gymnasium Philosophie und schöne Wissenschaften lehrte. Er schrieb u.a. das Gedicht "Zlatna" (Name eines Ortes in Siebenbürgen) und begann ein Werk über die Altertümer Dakiens zu verfassen (Dacia antiqua), das nie vollendet wurde. Die Daker waren das Volk, das Rumänien vor der Eroberung durch die Römer besiedelte. Zu ihnen gibt es so gut wie keine Quellen. 1623 kehrte Opitz nach Schlesien zurück, wo er zum Rat des Herzogs von Liegnitz wurde. 1624 verfasste er sein Hauptwerk, das "Buch von der Deutschen Poeterey", in dem er Regeln und Grundsätze einer hochdeutschen Dichtkunst entwickelte. Die Dichtung sollte sich nicht mehr an den antiken Versmaßen orientieren, sondern eine eigene, dem Deutschen gemäße Form finden. Damit entwickelte er die Grundlagen einer modernen Verslehre für die deutsche Sprache.
1628 wurde er zu Martin Opitz zu Boberfeld nobilitiert.
Er war der Begründer der Schlesischen Dichterschule, zu der u.a. Friedrich Logau und Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau gehörten.
Schließlich ging er nach Danzig, wo auch regen Kontakt zu Andreas Gryphius unterhielt. In dieser Zeit entstanden auch seine Dramen "Judith" und "Antigone".
Am 20. August 1639 fiel er im Alter von nur 41 Jahren der in Danzig grassierenden Pestepidemie zum Opfer.
#Barock #Barocklyrik #Gedicht
O wol dem, der die rechte Zeit
In allen Dingen siehet
Und nicht nach dem, was allbereit
Hinweg ist, sich bemühet,
Der kennet, was er lieben soll
Und was er soll verlassen;
Er lebet frey und allzeit wohl
Und darff sich selbst nicht hassen.
Die Göttin der Gelegenheit
Ist fornen nur mit Haaren,
Im Nacken bleibt sie kahl allzeit;
Drumb laß sie ja nicht fahren,
Weil du sie bey der Stirnen hast,
Der Tag gehet eylends nieder,
Die Stunden lauffen ohne Rast,
Und kommen gantz nicht wieder.
Illustration: Johann Grün
Der Gott der Gelegenheit ist in der griechischen Mythologie Kairos. Er hat einen kahlen Hinterkopf. Daher kommt auch die Redensart "Die Gelegenheit beim Schopfe packen". Opitz hat aus dem Gott der Gelegenheit eine Göttin der Gelegenheit gemacht.
Martin Opitz kam am 23. Dezember 1597 als Sohn eines Metzgers in Bunzlau, Herzogtum Schweidnitz-Jauer (Schlesien, heute: Polen) zur Welt. Ab 1605 besuchte er die Lateinschule und ab 1614 das Maria-Magdalenen-Gymnasium zu Breslau, ab 1617 war er am akademischen Gymnasium zu Beuthen an der Oder (heute: Bytom Odrzański, Polen). Nach einer Tätigkeit als Hauslehrer immatrikulierte er sich 1719 an der Universität zu Heidelberg, wo er Philosophie und Jura studierte. Wieder arbeitete er als Hauslehrer. Als der 30-jährige Krieg in Heidelberg ankam, ging er als Hauslehrer in die Niederlande (1620). An der Universität Leiden lernte er u.a. den Gelehrten Daniel Heinsius kennen, dessen Lobgesang Jesu Christi er bereits in Heidelberg übersetzt hatte. Nach einem Jahr in den Niederlanden zog er nach Jütland, wo sein Werk "Trostgedichte der Widerwärtigkeit des Krieges" entstand, das erst 13 Jahre später veröffentlicht wurde. Schließlich nahm er die Einladung des Fürsten Gábor Bethlen an und ging nach Weißenburg in Siebenbürgen (heute: Alba Iulia, Rumänien), wo er am Akademischen Gymnasium Philosophie und schöne Wissenschaften lehrte. Er schrieb u.a. das Gedicht "Zlatna" (Name eines Ortes in Siebenbürgen) und begann ein Werk über die Altertümer Dakiens zu verfassen (Dacia antiqua), das nie vollendet wurde. Die Daker waren das Volk, das Rumänien vor der Eroberung durch die Römer besiedelte. Zu ihnen gibt es so gut wie keine Quellen. 1623 kehrte Opitz nach Schlesien zurück, wo er zum Rat des Herzogs von Liegnitz wurde. 1624 verfasste er sein Hauptwerk, das "Buch von der Deutschen Poeterey", in dem er Regeln und Grundsätze einer hochdeutschen Dichtkunst entwickelte. Die Dichtung sollte sich nicht mehr an den antiken Versmaßen orientieren, sondern eine eigene, dem Deutschen gemäße Form finden. Damit entwickelte er die Grundlagen einer modernen Verslehre für die deutsche Sprache.
1628 wurde er zu Martin Opitz zu Boberfeld nobilitiert.
Er war der Begründer der Schlesischen Dichterschule, zu der u.a. Friedrich Logau und Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau gehörten.
Schließlich ging er nach Danzig, wo auch regen Kontakt zu Andreas Gryphius unterhielt. In dieser Zeit entstanden auch seine Dramen "Judith" und "Antigone".
Am 20. August 1639 fiel er im Alter von nur 41 Jahren der in Danzig grassierenden Pestepidemie zum Opfer.
#Barock #Barocklyrik #Gedicht
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