GRÜNE K-FRAGE: Während alle ihre Kanzlerkandidaten suchen - schweigen die Grünen

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Gehen wir einmal davon aus, dass die Sozialdemokraten ihre Restvernunft zusammenraffen und im September den weithin bekannten, angesehenen und regierungserfahrenen Vizekanzler Olaf Scholz (62) zum Kanzlerkandidaten ausrufen.

Gehen wir weiterhin davon aus, dass die Union die Merkel-AKK-Nachfolge in der denkbar interessantesten Weise regelt, zum Beispiel mit Spahn/Laschet/Röttgen/März als Parteivorsitzendem und Markus Söder (53) als Kanzlerkandidaten. Was heißt das für die Grünen?

Vor Corona sah es noch so aus, als könne die schicke, grüne Partei sogar die CDU überflügeln; selbst als Zweitplatzierte schien sie die Wahl zu haben zwischen dem VizekanzlerInnenposten in einer schwarz-grünen Regierung und der Führung eines grün-rot-roten Bündnisses.

Der erste grüne Bundeskanzler – das wäre eine Weltsensation gewesen. Doch den Grünen entgleitet das Momentum. In der Corona-Krise machten sie einen eigenartig entrückten Eindruck. Das neue Grundsatzprogramm, dessen Entwurf die Parteichefs in der vergangenen Woche vorstellten, hätte gut in eine Zeit ohne Pandemietrauma gepasst. Heute wirkt der darin erhobene politische „Führungsanspruch“ fast komisch.

Außerdem wird die viel gefeierte Doppelspitze für die Grünen nun zum Problem: KanzlerkandidatIn kann am Ende, bei aller zur Schau gestellten Harmonie, immer nur eine(r) werden. Benennt die Partei keinen Kanzlerkandidaten, sondern, wie sonst, ein Spitzenkandidatenduo, um die Eintracht nicht zu stören, gibt sie den Führungsanspruch auf, den sie eben noch im Programm behauptet hat. Trifft sie eine Entscheidung, werden Dinge sichtbar, die Grüne eigentlich gar nicht mögen: Ehrgeiz, Machtwille, Durchsetzungsvermögen.

Ein harter Konkurrenzkampf passt schlecht zu Robert Habecks nachdenklichem Image. Und doch hat Habeck (50) seine Interessen in der Vergangenheit oft mit weich verpackter Härte durchgesetzt, zuletzt, als er den Listenplatz seines Freundes Konstantin von Notz für die kommende eigene Bundestagskandidatur brauchte.

Auf der anderen Seite beschreiben politische Weggefährten Annalena Baerbock (39) auch nicht gerade als Person, die sich die Butter vom Brot nehmen lässt. Die Zeit arbeitet für Baerbock, auch wenn sie bisher weniger bekannt ist als der ehemalige Landesminister Habeck und über keinerlei eigene Exekutiverfahrung verfügt. Haben Union und SPD erst ihre Kandidatenmänner aufgestellt, könnten die Grünen auf die Idee kommen, dass eine junge, lebensfrohe Frau der größere Hingucker wäre.

#kanzlerfrage #baerbock #habeck

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