Vom Blauen Nil ans Rote Meer - alte und neue Züge im Sudan | Eisenbahn-Romantik

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In Khartum, der Hauptstadt des Sudan, vereinen sich der Weiße und der Blaue Nil. Fünf Millionen Menschen leben hier, 40 Millionen im ganzen Land. Seit kurzem sind die Sudanesen wieder Eisenbahnfreaks, seit auf zwei Strecken, neue chinesische Triebwagen fahren. Aus der Volksrepublik kommen auch die wenigen Diesellokomotiven, die die Güterzüge aus der Hafenstadt Port-Sudan am Roten Meer über die 850 km Distanz in die Metropole schleppen. Eine über hundert jährige Eisenbahntradition und eines der längsten Schienennetze Afrikas könnten eine gute Voraussetzung sein, die Entwicklung des Landes voranzubringen. Doch die Realität sieht anders aus. Fünf Wochen lang war das Eisenbahn-Romantik-Team auf Schienen und Wüstenpisten unterwegs, um der Frage nachzugehen, warum im Sudan die meisten Züge stehen statt zu fahren.
Ursprünglich kamen alle Lokomotiven aus USA oder Europa, auch vierzig Henschel-Diesellokomotiven. Nur zehn davon sind noch betriebsfähig. Der Vizedirektor der Bahn spricht das Problem direkt an: Die Kooperation mit Deutschland und den anderen europäischen Ländern scheiterte an den Sanktionen. Alle sind von Amerika beeinflusst. Dabei könnte unsere Bahn eine der leistungsfähigsten werden. Wir haben eine große Vision. Die Eisenbahn als modernes Transportmittel für die ganze Region. Es sind vor allem Ersatzteile die fehlen. Hunderte Lokomotiven stehen in den Betriebswerken und können, trotz vorhandenem Knowhow, nicht repariert werden. Tausende ungenutzter Wagons säumen die Strecken. Nicht den Mächtigen schadet das Embargo, es sind die normalen Bürger, die es trifft.
Mit dem ‚Al Nil‘ dem neuen ‚Schnellzug‘, mit maximal 70 km/h, wegen der Kamele und Viehherden, geht es durch die Wüste nach Atbara. Hier ist das Zentrum der sudanesischen Bahn, hier war einst das größte Betriebswerk Afrikas. Riesige Hallen, noch aus der Kolonialzeit. Gerade werden Radsätze aufgearbeitet, neue Reifen aufgezogen. In einer Ecke stehen zwei Kessel, bei näherem Hinsehen entpuppen sie sich als die letzten Zeugen der längst vergangenen Dampflokära. Auf einem achtzig Jahre alten Film, den das SWR-Team in einem Archiv entdeckte, sind die Loks noch voll unter Dampf zu sehen.
Die Mitfahrt mit einem Güterzug von Port Sudan hinauf ins Gebirge nach Summit auf 900 Meter, ist der Höhepunkt der Reise. Beim Beladen im Hafen läuft noch alles händisch. Ein Massengutfrachter aus Indien mit Zucker hat angelegt. Mit 25 km/h müht sich die Lok die 15 Promille Steigung hoch. Es ist eine beeindruckende Gegend. Ich mag meine Arbeit. An manche Orte kommt man nur mit der Bahn. Ich hoffe, für die nächste Generation, dass es wieder mehr Züge gibt, damit sie diese Landschaft kennenlernen können. Ob der Wunsch des Lokführers bald in Erfüllung geht? Seit über zehn Jahren fahren auf der Strecke keine Personenzüge mehr, nur Güterzüge, wie seit 100 Jahren, vom Blauen Nil ans Rote Meer und zurück.

(Hinweis der Redaktion: Produziert wurde der Film 2018 VOR der Entmachtung des Präsidenten al-Baschir. Alle Aussagen und Fakten entsprechen dem damaligen Stand und wurden seit dem nicht aktualisiert.)

Diese Folge von Rüdiger Lorenz mit der Nummer 959 haben wir im März 2019 zum ersten mal unter dem Titel ausgestrahlt: Vom Blauen Nil ans Rote Meer. #eisenbahn-romantik #swr

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Комментарии
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Super, interessante und informative Doku. Ich wusste nichts von diesem Embargo. Mit EISENBAHN ROMANTIK lerne ich Geschichte und Geographie vieler Länder kennen, und das im Zusammenhang mit der Bahn. Vielen Dank!!

uwekoch
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Klasse Reisebericht in schönen Bildern

Schmiddko
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Die musik ist toll. So auch den rest. ;)

Romin.
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Was für fantastische Bilder, Danke für diesen Tollen Bericht!!!!

Thomas-yzlv
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Mal wieder sehr interessant. Danke dafür.

wolfstock
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Ich war vor 4 Jahren im Sudan im Urlaub, ich kam mit dem Schiff aus Aswan Ägypten über den Nasser Damm, schon das beantragen des Visas in Aswan war ein Abenteuer, beim Deutschen Pass war der rechte Arm gleich oben.
Ich wollte eigentlich von Wadi Halfa mit der Bahn nach Khartoum aber da fuhr zu dem Zeitpunkt kein Zug, diese fahren scheinbar noch aber sehr unregelmässig .Der Sudan ist ein super Reiseland, ich habe selten so freundliche Menschen getroffen .Es gibt hier kaum Tourismus und man fällt auf wie ein Bunter Hund.Einheimische die etwas Englisch können suchen sofort Kontakt zu einem.Bezahlung war wegen des Embargos nur mit Cash möglich, die Tauschkurse auf dem schwarzmarkt 3 mal so hoch wie auf einer Bank .Ein relativ billiges Reiseland auch wenn Preise bei Touristischen Sehenswürdigkeiten enorm angezogen haben wie die Pyramiden bei Meroe 25 US Dollar oder der Tempel von Karima 10 Us Dollar

outdooradventureHungary
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Sehr cooler Bericht!
Sudan steht schon auf meiner Liste, auch wegen der Pyramiden in Meroe! 👍👍👍👍👍

Austriansamurai
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Sehr interessant und informativ, danke

alexk
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Danke für den Bericht, aus einem Land, von dem ich bislang kaum etwas wusste.

dirkvonhoegen
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Spitzen Aufnahmen, sehr gelungener Film ! LG Herbert

World.of.Railways
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Traditionen das Elephante noch bleiben....Vielen Dank allen Opas & Omas....

tanthiennguyen
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Diese Stadt wirkt echt sehr schön also zu einem Urlaub würde ich nicht nein sagen

Henryzc
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Wieder eine sehr interessante Doku zu einem fernen Land. Danke für das Video. LG Tino

ErzgebirgsMoBaHO
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Man bekommt das Gefühl, dass 2/3 der gesamten Infrastruktur und technischen Entwicklung in in den größten Teilen Afrikas aus der Kolonialzeit stammt aber sämtliche Infrastruktur auch seit dieser Zeit nur noch auf Verschleiß gefahren wird und mit der Zeit immer mehr vergammelt.

ezadoo
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wie die gleise da aussehen :D
krass, dass da überhaupt ne bahn fahren kann.

.lululu
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Ein hoch interessanter Bericht.
Vielen Dank fürs Zeigen.
Gruß mit Pfiff wheely04

wheely
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Ich liebe halt euer Intro mann das ist so cool ich war auch mal beim Öchsle

vadimmatt
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Aber uns fehlen doch die Ersatzteile...
...unfähig eine GFK Abdeckung zu kleben ;-)

So hat man sie halt kennengelernt :-P
Tolle Doku, danke ;-)

тнеЈокег
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10:23 – Es ist gut, das aus der Kirche keine Moschee gemacht wurde, sondern ein Eisenbahnmuseum .
Gruß aus den Niederlanden

oranjebovenoranjeboven
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07:45 Warum läuft dann das Bild erst vorwärts und dann rückwärts, in den beiden Szenen?

Schöne Reportage 😉

NihilHumani