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Halle (Saale)/Radewell (D-ST) - ev. Kirche St.Wenzel - Einzel- und Vollgeläut
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Inhalt:
0:07 Glocke 3
1:14 Glocke 2
3:08 Glocke 3
4:32 Vollgeläut mit Innenimpressionen
Radewell, eines der diversen ehemals eigenständigen Dörfer, die heute nach Halle eingemeindet sind, liegt im Süden der Stadt. Erstmals erwähnt wurde Radewell 973 in einer Schenkungsurkunde Ottos des II. als Burgwartort. Der Ort unterstand damals dem Erzstift Magdeburg - im Zusammenhang damit wurde im 11. Jahrhundert vermutlich eine erste Kirche zu Missionszwecken im Ort erbaut. Um 1150 unterstand Radewell dem Moritzkloster Magdeburg, von dem aus die Mission der Slawen geleitet wurde. Radewell als Mutterkirche mit den Filialkapellen Döllnitz, Wörmlitz und Beesen unterstand direkt diesem Kloster. Nach der Auflösung des Moritzklosters fiel Radewell 1520 an das Neue Stift in Halle (unter Kardinal Albrecht von Brandenburg) und später 1541 an das Amt Giebichenstein. 1589 ist ein erster evangelischer Pfarrer im Ort belegt, die Reformation mag edoch sicher schon vorher Einzug gehalten haben. 1813 gehörte Radewell samt dem benachbarten Osendorf dann zum neu geschaffenen Saalkreis. 1920 wurden Radewell und Osendorf, so wie Beesen wenig später, nach Halle eingemeindet und gehören heute zur Stadt und zum Pfarrbereich Süd/Beesen.
Eine erste Kirche ist im 11. Jahrhundert denkbar, das heutige Bauwerk wurde um 1150 gleichsam als Wehrkirche zum Schutz der Bevölkerung erbaut. Das Gotteshaus zeigt sich als einschiffiger Bruchsteinbau mit verputzem Mauerwerk samt starken Strebepfeilern mit einem breiten Westquerturm, an dessen Südseite sich romanische Schlitz- und Bogenfenster erhalten haben. Zudem ist im Durchgang vom Turm zum Kirchenraum eine romanische Doppelarkade mit Würfelfries erhalten. Um 1680 erfolgte eine Barockisierung, bei der der Turm sein heutiges Glockengeschoss samt Walmdach und das Kirchenschiff die Eingangshalle und die Sakristei erhielt. Auch der gerade Chorabschluss mit Rund- und Spitzbogenfenstern datiert aus dieser Zeit. Der Innenraum, überwölbt von einer Holztonne, wird von einer dreiseitigen barocken Empore umschlossen, die in späteren Zeiten umgestaltet wurde, ebenso wäre das Vorhandensein einer für den Saalkreis typischen Doppelempore denkbar. Dominiert wird der Blick nach Osten von dem mächtigen barocken, um 1720 geschaffenen Kanzelaltar, der am Korb Akanthusschnitzereien sowie Christus als Weltenrichter, Mose und Aron zeigt. Unterhalb der Kanzel findet sich eine Darstellung des Abendmahls. 1965 und 1998 wurde die Kirche umfassend und denkmalgerecht saniert. Die Orgel, ursprünglich geschaffen von der Firma Rühlmann aus Zörbig, wurde 2004 durch die aus dem ehemaligen Orgelsaal in der Adam-Kuckhoff-Straße stammende Eule-Orgel (Op.234) der ehemaligen Kirchenmusikschule ersetzt, die durch den Umzug der KMS eine neue Heimat suchte und in Radewell fand. Das mechanische Instrument, einer der ersten größeren Neubauten dieser Art nach dem Krieg, umfasst auf zwei Manualen 15 Register und wurde erst 2020 fachgerecht überholt.
Durch die Schallfenster tönen heute drei Glocken in die weite Aue hinein, welche eine bewegte Geschichte aufweisen, zumal über ihre Vorgängerinnen nichts bekannt ist - nur der Glockenstuhl aus Holz kündet von den ungefähren Maßen der Vorgängerinnen. Die drei Eisenhartgussglocken wurde 1972 von der profanierten St.Stephanus-Kirche in der Innenstadt beschafft, für die sie 1956 von Schilling&Lattermann gegossen wurden. Leider kranken alle drei Glocken heute an ernsthaften Mängeln der Läuteanlage: der Motor von der kleinsten Glocke bleibt in der Zugposition hängen, die Schaltung an der mittleren Glocke ist am Schalter oftmals defekt und die größte Glocke wird vom Motor nicht hoch genug gezogen, sodass der Klöppel nicht anschlagen kann - somit blieb für diese Aufnahme, außerhalb von Glocke 2, nur das Anschieben per Hand - die Außenaufnahme ist der Tatsache eines Fehlers beim Einstellen des Aufnahmegerätes im Turm sowie eines leergelaufenen Kameraakkus geschuldet, sie sei hier aber trotzdem gezeigt.
Das geplante Motiv, ein Te Deum auf g', wurde nur knapp verfehlt, da die große Glocke ein deutliches ges' zum klingen bringt.
Ein herzlicher Dank sei der Gemeinde um Pfarrer Golz, sowie den Anwohnern für ihre unendliche Geduld beim Versuch des Läutens und ebenso Martin für die Unterstützung gesagt.
Glocke 3
Schilling&Lattermann, 1956
Durchm.: 93,2cm
Schlagton: c"
Zier: an der Schulter halbumlaufend vorne: REX VENI CUM PACE,
an der Schulter hinten mittig Gießerzeichen, darunter Jahreszahl "1956"
Glocke 2
S&L, 1956
Durchm.: 105,3cm
Schlagton: b'
Zier: an der Schulter halbumlaufend vorne:
UNAM SANCTAM ECCLESIAM, an der Schulter hinten mittig Gießerzeichen,
darunter Jahreszahl "1956"
Glocke 1
S&L, 1956
Durchm.: 126,9cm
Schlagton: ges'
Zier: an der Schulter halbumlaufend vorne: LASSET EUCH VERSÖHNEN MIT GOTT,
an der Schulter hinten mittig Gießerzeichen, darunter Jahreszahl "1956"
Video, Audio, Bild und Schnitt: JRorgel, 2020
Alle Verwendung von Bildern, Texten, Daten und Aufnahmen bedarf meiner Genehmigung!
0:07 Glocke 3
1:14 Glocke 2
3:08 Glocke 3
4:32 Vollgeläut mit Innenimpressionen
Radewell, eines der diversen ehemals eigenständigen Dörfer, die heute nach Halle eingemeindet sind, liegt im Süden der Stadt. Erstmals erwähnt wurde Radewell 973 in einer Schenkungsurkunde Ottos des II. als Burgwartort. Der Ort unterstand damals dem Erzstift Magdeburg - im Zusammenhang damit wurde im 11. Jahrhundert vermutlich eine erste Kirche zu Missionszwecken im Ort erbaut. Um 1150 unterstand Radewell dem Moritzkloster Magdeburg, von dem aus die Mission der Slawen geleitet wurde. Radewell als Mutterkirche mit den Filialkapellen Döllnitz, Wörmlitz und Beesen unterstand direkt diesem Kloster. Nach der Auflösung des Moritzklosters fiel Radewell 1520 an das Neue Stift in Halle (unter Kardinal Albrecht von Brandenburg) und später 1541 an das Amt Giebichenstein. 1589 ist ein erster evangelischer Pfarrer im Ort belegt, die Reformation mag edoch sicher schon vorher Einzug gehalten haben. 1813 gehörte Radewell samt dem benachbarten Osendorf dann zum neu geschaffenen Saalkreis. 1920 wurden Radewell und Osendorf, so wie Beesen wenig später, nach Halle eingemeindet und gehören heute zur Stadt und zum Pfarrbereich Süd/Beesen.
Eine erste Kirche ist im 11. Jahrhundert denkbar, das heutige Bauwerk wurde um 1150 gleichsam als Wehrkirche zum Schutz der Bevölkerung erbaut. Das Gotteshaus zeigt sich als einschiffiger Bruchsteinbau mit verputzem Mauerwerk samt starken Strebepfeilern mit einem breiten Westquerturm, an dessen Südseite sich romanische Schlitz- und Bogenfenster erhalten haben. Zudem ist im Durchgang vom Turm zum Kirchenraum eine romanische Doppelarkade mit Würfelfries erhalten. Um 1680 erfolgte eine Barockisierung, bei der der Turm sein heutiges Glockengeschoss samt Walmdach und das Kirchenschiff die Eingangshalle und die Sakristei erhielt. Auch der gerade Chorabschluss mit Rund- und Spitzbogenfenstern datiert aus dieser Zeit. Der Innenraum, überwölbt von einer Holztonne, wird von einer dreiseitigen barocken Empore umschlossen, die in späteren Zeiten umgestaltet wurde, ebenso wäre das Vorhandensein einer für den Saalkreis typischen Doppelempore denkbar. Dominiert wird der Blick nach Osten von dem mächtigen barocken, um 1720 geschaffenen Kanzelaltar, der am Korb Akanthusschnitzereien sowie Christus als Weltenrichter, Mose und Aron zeigt. Unterhalb der Kanzel findet sich eine Darstellung des Abendmahls. 1965 und 1998 wurde die Kirche umfassend und denkmalgerecht saniert. Die Orgel, ursprünglich geschaffen von der Firma Rühlmann aus Zörbig, wurde 2004 durch die aus dem ehemaligen Orgelsaal in der Adam-Kuckhoff-Straße stammende Eule-Orgel (Op.234) der ehemaligen Kirchenmusikschule ersetzt, die durch den Umzug der KMS eine neue Heimat suchte und in Radewell fand. Das mechanische Instrument, einer der ersten größeren Neubauten dieser Art nach dem Krieg, umfasst auf zwei Manualen 15 Register und wurde erst 2020 fachgerecht überholt.
Durch die Schallfenster tönen heute drei Glocken in die weite Aue hinein, welche eine bewegte Geschichte aufweisen, zumal über ihre Vorgängerinnen nichts bekannt ist - nur der Glockenstuhl aus Holz kündet von den ungefähren Maßen der Vorgängerinnen. Die drei Eisenhartgussglocken wurde 1972 von der profanierten St.Stephanus-Kirche in der Innenstadt beschafft, für die sie 1956 von Schilling&Lattermann gegossen wurden. Leider kranken alle drei Glocken heute an ernsthaften Mängeln der Läuteanlage: der Motor von der kleinsten Glocke bleibt in der Zugposition hängen, die Schaltung an der mittleren Glocke ist am Schalter oftmals defekt und die größte Glocke wird vom Motor nicht hoch genug gezogen, sodass der Klöppel nicht anschlagen kann - somit blieb für diese Aufnahme, außerhalb von Glocke 2, nur das Anschieben per Hand - die Außenaufnahme ist der Tatsache eines Fehlers beim Einstellen des Aufnahmegerätes im Turm sowie eines leergelaufenen Kameraakkus geschuldet, sie sei hier aber trotzdem gezeigt.
Das geplante Motiv, ein Te Deum auf g', wurde nur knapp verfehlt, da die große Glocke ein deutliches ges' zum klingen bringt.
Ein herzlicher Dank sei der Gemeinde um Pfarrer Golz, sowie den Anwohnern für ihre unendliche Geduld beim Versuch des Läutens und ebenso Martin für die Unterstützung gesagt.
Glocke 3
Schilling&Lattermann, 1956
Durchm.: 93,2cm
Schlagton: c"
Zier: an der Schulter halbumlaufend vorne: REX VENI CUM PACE,
an der Schulter hinten mittig Gießerzeichen, darunter Jahreszahl "1956"
Glocke 2
S&L, 1956
Durchm.: 105,3cm
Schlagton: b'
Zier: an der Schulter halbumlaufend vorne:
UNAM SANCTAM ECCLESIAM, an der Schulter hinten mittig Gießerzeichen,
darunter Jahreszahl "1956"
Glocke 1
S&L, 1956
Durchm.: 126,9cm
Schlagton: ges'
Zier: an der Schulter halbumlaufend vorne: LASSET EUCH VERSÖHNEN MIT GOTT,
an der Schulter hinten mittig Gießerzeichen, darunter Jahreszahl "1956"
Video, Audio, Bild und Schnitt: JRorgel, 2020
Alle Verwendung von Bildern, Texten, Daten und Aufnahmen bedarf meiner Genehmigung!
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