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Esther Hutfless: Die unvollendete kopernikanische Revolution
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Psychoanalyse und das mehr-als-menschliche Andere
Mit der Entdeckung des Unbewussten und der damit einhergehenden Dezentrierung des Subjekts hatte sich Freud in die großen umstürzenden Theorien der Menschheit eingereiht und sich in eine Linie mit Kopernikus und Darwin gesetzt. Der französische Psychoanalytiker Jean Laplanche versteht diese kopernikanische Revolution bei Freud jedoch als unvollendet. Er radikalisiert Freud und bringt das menschliche Andere als weiteres dezentrierendes Moment im Subjekt ein. Insbesondere in Zusammenhang mit der Klimakrise, der unhintergehbaren Abhängigkeit von unserem Planeten, der Tatsache, dass wir diesen auch mit nicht-menschlichen und mehr-als-menschlichen Anderen teilen, dass wir als Subjekte auch durch andere Bedingungen als ausschließlich menschliche bestimmt sind, wird die Frage aufgeworfen, ob wir nicht auch und gerade die Psychoanalyse weiter im Sinne eines in den Geistes- und Sozialwissenschaften bereits breit diskutierten posthumanen bzw. postanthropozentrischen Denkens erweitern müssen. Dabei wird es auch um die Frage gehen, ob dieser Fokus auf das Nicht-Menschliche und Mehr-als-Menschliche das Ende der Psychoanalyse markiert, oder deren Weiterbestehen garantiert.
Esther Hutfless ist Philosoph:in und Psychoanalytiker:in, Mitglied im Wiener Arbeitskreis für Psychoanalyse und der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung. Hutfless lehrt an der Universität Wien sowie an der Sigmund Freud Privatuniversität Linz. Forschungsschwerpunkte beinhalten: Körper, Geschlecht, Alterität, Dekonstruktion und poststrukturale Theorien, das Verhältnis von Queer Theory, Psychoanalyse und Philosophie sowie die Verschränkung von Psyche/Psychoanalyse und Gesellschaft. Neueste Publikationen: Von Identität zu Differenz zu Alterität. Jean Laplanche und das Denken nicht-normativer Geschlechtlichkeit in der Psychoanalyse (2022); Of Traces, Translations and Deconstruction. Reading Laplanche with Derrida (2021) sowie Queering Psychoanalysis: Psychoanalyse und Queer Theory – Transdisziplinäre Verschränkungen (2017, mit Barbara Zach).
Eine Kooperation des Berliner Institut für Psychotherapie und Psychoanalyse (BiPP), des kulturwissenschaftlichen Instituts der Humboldt-Universität zu Berlin, der International Psychoanalytic University (IPU) und des ICI Berlin, organisiert von Wilhelm Brüggen (BIPP), Monika Englisch (BIPP) und Andreas Gehrlach (HU Berlin), gefördert von der Friedrich Stiftung Hannover
Mit der Entdeckung des Unbewussten und der damit einhergehenden Dezentrierung des Subjekts hatte sich Freud in die großen umstürzenden Theorien der Menschheit eingereiht und sich in eine Linie mit Kopernikus und Darwin gesetzt. Der französische Psychoanalytiker Jean Laplanche versteht diese kopernikanische Revolution bei Freud jedoch als unvollendet. Er radikalisiert Freud und bringt das menschliche Andere als weiteres dezentrierendes Moment im Subjekt ein. Insbesondere in Zusammenhang mit der Klimakrise, der unhintergehbaren Abhängigkeit von unserem Planeten, der Tatsache, dass wir diesen auch mit nicht-menschlichen und mehr-als-menschlichen Anderen teilen, dass wir als Subjekte auch durch andere Bedingungen als ausschließlich menschliche bestimmt sind, wird die Frage aufgeworfen, ob wir nicht auch und gerade die Psychoanalyse weiter im Sinne eines in den Geistes- und Sozialwissenschaften bereits breit diskutierten posthumanen bzw. postanthropozentrischen Denkens erweitern müssen. Dabei wird es auch um die Frage gehen, ob dieser Fokus auf das Nicht-Menschliche und Mehr-als-Menschliche das Ende der Psychoanalyse markiert, oder deren Weiterbestehen garantiert.
Esther Hutfless ist Philosoph:in und Psychoanalytiker:in, Mitglied im Wiener Arbeitskreis für Psychoanalyse und der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung. Hutfless lehrt an der Universität Wien sowie an der Sigmund Freud Privatuniversität Linz. Forschungsschwerpunkte beinhalten: Körper, Geschlecht, Alterität, Dekonstruktion und poststrukturale Theorien, das Verhältnis von Queer Theory, Psychoanalyse und Philosophie sowie die Verschränkung von Psyche/Psychoanalyse und Gesellschaft. Neueste Publikationen: Von Identität zu Differenz zu Alterität. Jean Laplanche und das Denken nicht-normativer Geschlechtlichkeit in der Psychoanalyse (2022); Of Traces, Translations and Deconstruction. Reading Laplanche with Derrida (2021) sowie Queering Psychoanalysis: Psychoanalyse und Queer Theory – Transdisziplinäre Verschränkungen (2017, mit Barbara Zach).
Eine Kooperation des Berliner Institut für Psychotherapie und Psychoanalyse (BiPP), des kulturwissenschaftlichen Instituts der Humboldt-Universität zu Berlin, der International Psychoanalytic University (IPU) und des ICI Berlin, organisiert von Wilhelm Brüggen (BIPP), Monika Englisch (BIPP) und Andreas Gehrlach (HU Berlin), gefördert von der Friedrich Stiftung Hannover