SILENCE - Kritik & Analyse zum neuen Film von Martin Scorsese

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Martin Scorsese hat einen kommerziellen Flop gedreht, doch künstlerisch ist er auf seinem Höhepunkt: „Silence“ ist eine großartige Romanverfilmung, glänzend besetzt mit Andrew Garfield, Adam Driver und Liam Neeson. Diesen stillen Film über Jesuiten auf Mission im Japan des 17. Jahrhunderts, die von der dortigen Inquisition verfolgt und gefoltert werden, wird man so schnell nicht vergessen. Mehr dazu von Wolfgang M. Schmitt jun. im Video!

Literatur:
Endō Shūsaku: Das Schweigen. Septime-Verlag.
Markus Friedrich: Die Jesuiten: Aufstieg, Niedergang, Neubeginn. Piper-Verlag.
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Der Film ist ein Meisterwerk in meinen Augen. Es ist kein Film um zu "entertainen" und es ist kein Film, der einem einfache Antworten auf grosse Fragen liefert. Viel mehr ist es eine fragmentarische Auseinandersetzung mit dem Göttlichen und dem Menschlichen. Diese Auseinandersetzung muss ein Stück weit im eigenen Innern stattgefunden haben, um mit diesem Film überhaupt irgendwas anfangen zu können. Ist dies der Fall, nimmt einem dem Film mit auf eine Reise, die ultimativ zum eigenen Selbst, zum eigenen Sein führt. Und einem in den besten Momenten darüber hinaus trägt.

Asteroidea
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Danke für diese überzeugende Analyse. Schön finde ich übrigens, dass in der Videobeschreibung die Bücher nochmals aufgelistet sind. Würde mich sehr freuen, wenn Sie das auch in kommenden Videos so handhaben könnten, das ist wirklich hilfreich.

tonydancer
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Endlich habe ich mir den Film gegeben. Ein Hoch auf Netflix. Es ist ein Film, wie es sie viel zu wenige in der Kinolandschaft gibt. Einer, der den Zuschauer mit Denkweisen konfrontiert, die ihm fremd geworden sind. Der mich dazu bringt, mich mit historischen Hintergründen auseinanderzusetzen. Ja, der Film führt mir vor, wie religiöse Hingabe aussieht. Und die wird mir auch nach dem Schauen fremd bleiben. Aber er zeigt mir die Facetten des Glaubens, was er den Menschen bedeuten und welche Konflikte er heraufbeschwören kann. Die ganze Zeit will ich Andrew Garfields Charakter zurufen: "Wie kannst du die Engstirnigkeit der Japaner kritisieren und selbst glauben, im Besitz der einzigen Wahrheit zu sein?" Ich will ihm Tipps geben, wie er den Japanern diplomatisch antworten kann. Ihm sagen, dass die Geste des Abschwörens nicht seinen Glauben zerstören muss. Dass er den japanischen Gläubigen das Gleichnis vom verlorenen Sohn und die Geschichte von Petrus erzählen soll, dem Jünger, der Jesus verleugnete, um sich selbst zu retten, aber seinen Glauben dennoch bewahrte.
Aber all das ist natürlich Unsinn. Dem Priester geht es um Identität. Darum, zu wissen, wer er ist. Wir sehen ihm dabei zu, wie er im Angesicht hingebungsvoll glaubender Menschen mit seinem eigenen Glauben ringt und ausgerechnet dessen Unterdrückung seine Überzeugung festigt, nur um dann feststellen zu müssen, dass er ihn schlussendlich doch verleugnen muss, wenn er in seinem Sinne handeln will. Eine spirituelle Achterbahnfahrt, die wir heute kaum noch nachvollziehen können, selbst wenn wir es wollen.
Trotzdem kann es sinnvoll sein, es zu versuchen. Ja, Pater Rodriguez hat ein engstirnig-autoritäres, ja geradezu totalitäres Weltbild, und alles, was er in Richtung der japanischen Inquisitoren sagt, bestätigt eigentlich nur, was sie über das Christentum denken ( deshalb ist es auch ungerecht, den Film dafür zu kritisieren, er kritisiere das Christentum nicht - das Verhalten der Hauptfigur auszustellen ist auch eine Form der Kritik ). Er ist so vermessen, sich mit Jesus selbst zu vergleichen, nur damit sein Leidensweg ihm sinnhaft erscheint. Dennoch sollte man nachvollzogen haben, was er durchmacht, um zu verstehen, was am Ende aus ihm wird. Denn der abgefallene Priester trägt jetzt keine dogmatischen Überzeugungen mehr vor sich her und praktiziert keine religiösen Riten, aber er hört nie auf, christlich zu empfinden. So wie wir alteingesessenen Europäer. Auch wir glauben ja nicht mehr an die Lehren der Kirche, und wenn, dann höchstens in abstrahierter Form. Niemals würden wir die Bibel wörtlich auslegen. Selbst der Glaube wird stets von unserem kritischen Verstand begleitet. Aber wir sind in unserem ganzen Denken immer noch christlich geprägt.
Es ist auch interessant zu beobachten, wie Rodriguez eine christliche Tugend lernt, die er offenbar vorher nie auf dem Schirm hatte: Demut. Er hört auf, jene zu verachten, die vor ihm vom Glauben abfielen, und nimmt den japanischen Judas, der ihn an die Inquisitoren verriet, als Freund an. Und bei aller Gottlosigkeit, für die man uns heute kritisieren kann, muss man uns doch eine Fähigkeit zugute halten, die erst durch die Abwesenheit unumstößlicher Dogmen möglich wird: Toleranz.

Megabjoernie
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Sehr tolle Kritik. Wenigstens haben gewisse Leute den Film richtig geschaut.

el_duderino
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Kannst du bitte eine Kritik für a cure for wellness veröffentlichen, es gibt in dem film so viele fragen und Verstrickungen und er ist trotzdem sehr gut künstlerisch und musikalisch umgesetzt. Bin auf deine Kritik/Analyse sehr gespannt, denn ich glaube du kannst einige fragen aufklären.
Gracias :)

MrToast
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Ich habe den Film Gestern im Fernsehen gesehen und er hat mich tief bewegt, aber natürlich auch zum nachdenken angeregt. Darum habe ich mir diesen Beitrag angesehen / angehört . Nun geht es mir besser, nun kann ich Alles besser einordnen. Ich danke für den Beitrag.

margitwolff
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Ein sehr beeindruckender Film und eine sehr gute Filmanalyse!

creatioexnihilo
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Hab den Film erst beim zweiten Mal kucken wertschätzen gelernt. Es ist wirklich keine leichte Kost. Nix lädt da zum Zukucken ein. Aber wenn man sich auf die Kerngeschichte wirklich einlässt, dann ist das letzte Bild dieses Films voll tragisch-schöner Wucht und rührt zu Tränen. Wenn man den Film wirklich von Herzen kuckt, dann ist es völlig egal, welcher Konfession oder welchem Glauben man anhängt. Es geht hier nicht um römisch-katholische Fragen, sondern um Glaubensfragen an sich. Egal woran man glaubt. Der Film kann einem sehr viel geben. Es ist wirklich erstaunlich, welche erzählerische Tiefe Scorsese da erreicht hat. Aber wie gesagt: an der Oberfläche betrachet ist der Film stinklangweilig, uninteressant und vielleicht sogar auf den ersten Blick irrelevant. Aber unter der Oberfläche ist dieser Film von einer philosophischen Wucht und spirituellen Kraft, dass.... mir fehlt leider die Eloquenz von Meister Schmitt, um das vernünftig zu formulieren.

of
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Hast du A cure for Wellness schon gesehen? Ich habe ihn letztens angeschaut, und mich würde deine Meinung dazu interessieren :)

PlienxXxPandaSmiles
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Das war der beste Film den ich bisher gesehen habe für mich. Voll auf die Top1 gedonnert. Ein Meisterwerk, sowohl, als auch.

saschapurner
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Eine sehr gute Kritik, danke dafür.
Mir persönlich stellt sich jetzt noch die Frage, ob die Erkenntnis des Missionars im Film, dass nicht jeder missioniert werden möchte bzw kann, auch als Rechtfertigung/Kritik für die Europäische Abschottungspolitik verstanden werden kann.
Wie sehen Sie das?

MrRementer
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Die aufgeworfene Frage ob die Globalisierung inquisitorisch auftritt und die Abschottungspolitik missionarisch oder umgekehrt ist ein besonders spannende. Das Paradoxe ist wohl, dass jene Politik, die die Globalisierung missionarisch ins Leben rief, Angst vor der eigenen Mission hat und sich protektionistisch berufen fühlt die gerufenen Geister auszusperren...?

MusicDiscoveryNet
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'Silence' ist sicherlich kein Meisterwerk, aber in der Darstellung des religiösen Selbstkonflikts sehr gelungen. Das ist 135 Jahre nach dem Ausspruch 'Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet.' für Viele nur schwer nachvollziehbar. Allerdings ist Nietzsches Urteil kein Jubelschrei, sondern eine nüchterne Konstatierung ...

Jasnogorodskij
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Dass der Film wohl ein Flop war, musste ich schmerzlich erfahren. Im örtlichen Independant-Kino lief er nur zwei Wochen, und ich verpasste die Gelegenheit, ihn zu sehen. Jetzt muss ich ihn mir auf anderen Wegen zugänglich machen. Und deine Kritik hat mir so viel Appetit gemacht, dass ich schon jetzt verzweifle wie ein Junkie, dem die Drogen ausgegangen sind ... Doofes Bild, aber ein anderes fällt mir nicht ein.

Megabjoernie
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Ich kann der Analyse diesmal nicht zustimmen, was eher selten passiert.
Silence behandelt ein interessantes und relevantes Thema, hat in seinen vielen stillen Momenten (siehe Titel!) auch starke Augenblicke und erschafft absolut sehenswerte Bilder.
Was Scorsese aber fehlt ist eine kritische Distanz zu dem von ihm hier intensiv behandelten Thema. Damit ist noch nicht einmal seine Religion gemeint- viel eher sein eignenes Werk und dessen Figuren. So aber wird der Film zu einem völlig humorlosen, morbiden Werk, das inflationär Symbole verwendet und ihnen im übrigen ständig selbst eine Heiligkeit andichtet.
Nebenbei: Das Argument, Scorsese halte sich diesmal eben ganz an den Roman, ist nicht haltbar, und von Ihnen selbst auch schon widerlegt worden. Der Film hat keine Verpflichtung gegenüber dem separat zu beurteilenden literarischen Werk.Gute Beispiele hierfür sind Kubrick und Hitchcock, deren Genialität zum Teil auch aus einer gepflegten Respektlosigkeit gegenüber den Vorlagen erwuchs.
Ein interessantes Phänomen bei Silence:
Durch das beinahe völlige Fehlen jedes Spannungsbogens beginnt der Zuschauer, sich seine kathartischen Momente selbst zu suchen- so war bei einer der zahllosen Folterszenen plötzlich Gelächter im Publikum des Kinosaals zu hören. Unbewusst beginnt der wie immer voyeuristische Zuschauer, auf die nächste Brutalität zu warten, um endlich wenigstens diese einfachste Form der filmischen Befriedigung zu erhalten. Es fehlte eigentlich bloß, dass der Inquisitor bei seinem Eintreffen auf der Leinwand mit Applaus seitens des Publikums empfangen worden wäre. Natürlich lässt sich dies auch zu einer Kritik am Zuschauer umformen- große Regisseure wie Hitchcock, Tarantino (oder eigenlich bisher auch Scorsese) aber sind dem Zuschauer einen Schritt voraus und nutzen seine Erwartungen im Dienste ihres künstlerischen Anspruchs.

Niemand erwartet von Scorsese einen atheistischen Film. Aber für den Nächsten hoffe ich unabhängig davon wieder auf einen Guten.

YellowheadAnimations
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Ich muss gestehen, dass mich die Argumentation teilweise wirklich enttäuscht hat. Bei Kritikpunkten am Film (ich möchte an dieser Stelle gar nicht beurteilen, ob gerechtfertigt oder nicht) einfach darauf zu verweisen, dass es genauso in der Romanvorlage geschehe, ist viel zu einfach und nicht zielführend.

Eine Romanverfilmung sollte ja immer auch unabhängig vom Ursprungswerk funktionieren. Wenn gewisse Szenen also als nicht gut beurteilt werden, ist es vollkommen unerheblich, ob es auch im Roman so dargestellt wird oder nicht.

patrickfey
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man muss es halt mal so ausdrücken das die breite Masse dumm wie💩 ist und deswegen werden solche Filme immer floppen.

picklerick
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könntest du mal die Rampage Trilogie drannehmen ?

dracometeors
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Was mir an dieser Analyse, die ich insgesamt recht gelungen finde, fehlt, ist die Tatsache, dass hier in einer scheinbar ideologiekritischen Auseinandersetzung überhaupt nicht der Fanatismus der Jesuiten kritisch hinterfragt wird. Was ist denn eigentlich so schlimm daran, auf ein Stück Holz zu treten beispielsweise? Nur weil sich Scorsese so unglaublich fasziniert von dieser Geschichte ist und sich auf ein anderes Leben vorzubereiten scheint, dann braucht man ihn nicht blindlings folgen. Das ist meiner einziger wirklicher Kritikpunkt an dem Film und an Ihrer Analyse.

michaelgordon
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Auch wenn das pingelig zu erwähnen ist, aber Sie sprechen Scorsese nicht korrekt aus..

le_gus
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