Digitalisierung und Medien in Russland: Neue Chancen für die Zivilgesellschaft? (1/2)

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Russlands Führung und Geheimdienste versuchen, das Internet unter ihre Kontrolle zu bringen und neue Technologien zur Ausweitung ihrer autoritären Herrschaft zu nutzen. Die Liste der Verbote, Internetblockaden, Blogger-Verhaftungen und anderer repressiver Methoden ist lang: Die staatliche Aufsichtsbehörde Roskomnadsor blockiert Messenger-Dienste, die die Daten ihrer Nutzer nicht hergeben, und Webseiten, die als „extremistisch“ eingestuft werden.
Im Jahr 2017 wurden an jedem Tag statistisch 244 Seiten im Internet gesperrt. Ausländische Medien wie „Radio Liberty“ oder „Voice of America“ und die dort Beschäftigten können als „ausländische Agenten“ kriminalisiert werden. Weitere Einschränkungen werden erwartet.

Andererseits bietet der Online-Journalismus nach wie vor Freiräume: Da werden ganze Redaktionen per Crowdfunding gerettet, und man schließt sich in neuen Medienformen zusammen. Im Internet können neue Formate der Information, Verflechtung und Mitbestimmung gefunden und erprobt werden. Medienkanäle in Messenger-Diensten ersetzen die Tageszeitungen, neue Aufklärungsportale wenden sich an verschiedene Zielgruppen, von Eltern über Wissenschaftsinteressierte bis zu Historiker/innen. Webportale entstehen als journalistisches Angebot mit vielfältigen Beiträgen aus Forschung, Kunst und Kultur. Sie berichten so breit und offen über die Gesellschaft, wie es die staatlich kontrollierten Medien längst aufgegeben und verlernt haben. Regionale Blogger und Zwei-Personen-Redaktionen erfinden eine neue ehrliche und originelle lokale Berichterstattung - die Gründungswelle im Internet verdeutlicht eine lebhafte Neuorientierung des russischen Journalismus.

Aufzeichnung vom 11.2.2017.

Mit:
Damir Gainutdinov, Agora, Moskau
Gemma Pörzgen, Reporter ohne Grenzen, Berlin
Egor Mostovshchikov, Webportal Batenka, Moskau
Anastasia Lotareva, Webportal "Takie Dela", Moskau
Aleksey Shlyapuzhnikov, ProWladimir/Sol', Wladimir
Sprache: Russisch/Deutsch mit Simultanübersetzung

Eine Kooperation der Heinrich-Böll-Stiftung mit Solidarität mit der Bürgerbewegung in Russland e.V. (Solidarus)
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