Dr. Nadine Schumann - Wilhelm Wundt: Philosoph und Pionier der Psychologie

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Leipzig gilt als die Wiege der Psychologie. Der Mediziner, Philosoph und Psychologe Wilhelm Wundt wurde 1875 als Professor für Philosophie an die Universität Leipzig berufen und gründete hier 1879 das weltweit erste Labor für experimentelle Psychologie. Sein Name ist präsent, seine philosophischen Überlegungen wurden weitgehend ignoriert.
Während seiner mehr als 60jährigen Forschungstätigkeit als Philosoph und Wissenschaftler betreute er zahlreiche internationale Nachwuchswissenschaftler, welche anschließend weltweit eigene Institute gründeten und als Wundt-Schüler die Psychologie als eigenständiges Fach in Deutschland und darüber hinaus prägten. Entgegen einseitiger Rezeptionen, Wundt hätte die Psychologie zur Naturwissenschaft gemacht, konzipierte Wundt die Psychologie als „empirische Geisteswissenschaft“. Diese Konzeption von Psychologie kann nur in engem Bezug zu seinen weitgehend unbekannt gebliebenen philosophischen Arbeiten zur Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie verstanden werden.
Als einer der bedeutendsten Gelehrten des 19. Jahrhunderts entwarf er ein systematisches und multimethodisches Forschungsprogramm der Psychologie, welches besonders hinsichtlich seiner philosophischen Überlegungen nicht nur originell ist, sondern auch heute für den zeitgenössischen interdisziplinären Diskurs höchste Relevanz besitzt.

Dr. Nadine Schumann ist Dozentin am Institut für Philosophie der Universität Leipzig und entdeckte in ihrer Promotion Wundt als Philosophen neu. Sie war Gastwissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und ist Mitglied des Leipziger Forschungszentrums für Frühkindliche Entwicklung.

Der Vortrag wurde im Rahmen der Vorlesungsreihe des studium universale an der Universität Leipzig am 22.01.2020 gehalten. Im Wintersemester 19/20 lautete das Thema der Ringvorlesung "Leuchtfeuer Wissenschaft"