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Beerdigung von Hells-Angels-Boss Aygün Mucuk - Eine Heuchlerveranstaltung
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Mit 16 Kugeln wurde der Rockerboss Aygün Mucuk vor seinem Vereinsheim erschossen. Nun fand die Beerdigung des "Höllenengels" statt, Hunderte Rocker erwiesen ihm die letzte Ehre.
Eigentlich wird immer viel gelacht bei den Hells Angels. Laute Männerstimmen, die sich auf den vielen Feiern der Rockervereinigung gegenseitig aufziehen. Heute aber sind sie leise. Die Stimmung ist gedrückt. Gelächter gibt es keins. Nur ein Klatschen durchbricht die Stille, wenn sich die Rocker zur Begrüßung auf die Kutten schlagen. Und das Knattern der anfahrenden Motorräder.
Mehrere Hundert Rocker sind angereist, um Aygün Mucuk das letzte Geleit zu geben. Auf ihren Armen prangt eine schwarze Binde, in Gold steht darauf "RIP Aygün", "Ruhe in Frieden". Ihn tragen sie hier zu Grabe, den Chef des Gießener Hells-Angels-Charters, der am vergangenen Freitag vor dem Vereinsheim seines Klubs von 16 Kugeln getroffen wurde. Und der zu Lebzeiten für viel Aufruhr bei den "Höllenengeln" gesorgt hatte.
Doch heute sind sie alle gekommen, auch die Szenegrößen. Walter Burkard aus Frankfurt, der mächtige Chef vom Main, genannt "Schnitzel-Walter". Und selbst André Sommer, der Chef des Berliner Charters, der auch zu den größten Kritikern der massiven Expansion der Hells Angels in den letzten Jahren zählt. Einer Expansion, die der getötete Mucuk eisern vorantrieb.
Die Berliner Fraktion um Sommer verlässt den Friedhof zuerst. Als Zweiter geht "Schnitzel-Walter" mit seinem Gefolge. Die beiden mächtigsten Traditionalisten. Ein Szenekenner der Polizei sagte SPIEGEL im Vorfeld: "Das wird eine Heuchlerveranstaltung hier." Immer wieder war Mucuk mit seinen Vorstößen und unorthodoxen Methoden angeeckt.
Hunderte Polizisten im Einsatz
Vor den Toren des Friedhofs halten die Prospects Wache, die Anwärter auf eine vollwertige Mitgliedschaft bei den Hells Angels. Sie sollen dafür sorgen, dass keiner der vielen Medienvertreter und Schaulustigen die Feier stört.
Bereits mehrere Stunden vor der Beisetzung hatte die Polizei am Friedhof ihren Einsatz begonnen. Teilweise waren in Gießen Straßen gesperrt. Bei der Anfahrt kontrollierten die Beamten mehrere der angereisten Rocker, Waffen fanden sie dabei aber nicht. Am Friedhof selbst hielten sich die Einsatzkräfte sehr zurück.
Hunderte Beamte waren im Einsatz. "Wir haben uns anlässlich der zurückliegenden Ereignisse natürlich so aufgestellt, wie wir das für richtig halten", sagte ein Polizeisprecher. "Wir reagieren da sensibel."
Schüsse aus kurzer Distanz
Mucuk war am Freitagmorgen tot auf dem Gelände des Klubheims im mittelhessischen Wettenberg gefunden worden. Laut Staatsanwaltschaft wurde der Rockerboss aus einer Entfernung von zwei bis fünf Metern erschossen. Zahlreiche Projektile trafen Mucuk demnach in die Brust.
Der frühere Türsteher war eine der Schlüsselfiguren in einem Bruderkrieg zwischen den alteingesessenen Hells Angels aus Frankfurt und ihren türkisch geprägten Kollegen aus Gießen. (Lesen sie hier die Hintergründe zu den Auseinandersetzungen der hessischen Rocker.)
Wer den Hells-Angels-Chef erschossen hat und warum, ist weiter unklar. "Wir haben noch keinen Verdächtigen ermittelt", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Gießen. Daher gebe es auch noch keinen Hinweis auf das Motiv. "Wir ermitteln in alle Richtungen. Schwerpunkt ist natürlich das Rockermilieu, aber auch da: alle Richtungen."
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