Nazi-Pädagogik und die Folgen: Johanna Haarer’s langer Schatten

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Wenn der Wille des Babys nicht vom ersten Tag an konsequent gebrochen wird, bekommt man zur Strafe »den kleinen Haustyrann«. Vom Schreien des Kindes muss sich die Mutter dabei nicht irritieren lassen, schliesslich können Kinder in den ersten zwei Lebensjahren weder Schmerz noch Liebe empfinden und erinnern sich auch an nichts.
Diese und andere Ratschläge finden Eltern im erfolgreichsten deutschen Erziehungsratgeber »Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind« von Johanna Haarer, der bis in die 80er Jahre hinein in einer Gesamtauflage von 1,2 Millionen Exemplaren verlegt wurde.

Im Interview spricht Rose Ahlheim ua über die Entstehungsgeschichte des Buches während des Nationalsozialismus und wie es den Blick auf Kinder in der BRD bis heute geprägt hat. Fr Ahlheim ist Kinderanalytikerin und Herausgeberin der Autobiografie von Johanna Haarer und deren jüngster Tochter, Gertrud Haarer. Die Lebenserinnerungen der beiden Frauen zeigen, wie das Schweigen über das nationalsozialistische Erbe das Generationenverhältniss vergiftete und welchen Umgang die Tochter schliesslich damit finden konnte.

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Autobiografie Haarer:

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Комментарии
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Meine Mutter, Jahrgang 46, hat mich, Jahrgang 67, genau so erzogen. kinder sind thyrannen, den man ständig klar machen muss, wer der 'Herr' im Haus ist.

Meine 5 Kinder wurden von mir getragen, gestillt, wenn sie es wollten, gekuschelt und gewertschätzt und sind liebevolle und tolle Menschen.

Ich lebe mit extremem Trauma aus meiner Kindheit, was ich glücklicherweise nicht weitergegeben habe, weil mir klar war, dass das was sie mit mir gemacht hat definitiv völlig falsch war.

e_
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Ich bekomme in einigen Tagen mein erstes Kind. Meine Oma ist jetzt 92, ihr erster Ratschlag war:
"pass bloß auf, dass du das Neugeborene bloß nicht verwöhnst und nicht mit dir herumträgst... das ist nicht gut für Kinder - und gegessen wird wann du es sagst, nicht wann das Baby Hunger hat"
Wäre sie nicht 92 Jahre alt, hätte ich ihr am liebsten eine runtergehauen! Ich war fassungslos angesichts dieser reulosen Grausamkeit gegenüber einem Neugeborenem!

Ich bin jetzt 37 und wurde nicht gänzlich, aber in großen Teilen so erzogen wie Haarer das propagiert hat, meine Eltern umso mehr. Meine Eltern sind beide auf ihre Art fast schon in Teilen gestörte, sicherlich aber total blockierte Menschen, die viele Probleme mit sich herumtragen und darunter sehr leiden - was diese Frau den nachfolgenden Generationen angetan hat lässt sich nicht in Worte fassen. Ich bin so froh das wir heute die Möglichkeit haben uns unser Wissen aus modernen Quellen zu holen! Die Verantwortung, ist besser zu machen, liegt bei uns.

hydrakatze
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Ich bin Jahrgang 1962 und nach dem Prinzip behandelt worden, wenn ein Kind schreit, obwohl es gefüttert und gewickelt ist, lässt man es so lange schreien bis es vor Erschöpfung damit aufhört. Bis heute, mit 60 Jahren habe ich oft das Gefühl nicht gehört zu werden. Und es schreit noch immer in mir

DM-tdrv
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Meine Mutter sagt immer nicht sofort hin gehen wenn der kleine schreit. Hab ich aber getan und ich merke einfach was er für ein Vertrauen und für eine Bindung zu mir hat. Er wird oft getragen und erfährt viel nähe was er als Typ Baby auch braucht. Ihm geht's gut mir geht's gut. Aber kritisiert werde ich von allen Seiten weil ich ihn ja "verwöhne". Gut das ich weiß wie gut ihm das so tut.

fantasy_princess
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Wir leiden an Empathieverweigerung. Und die heutige Leistungs- und Konsumgesellschaft bricht die Kinder, Jugendlichen, Menschen dann nochmal auf seine Weise - nicht weniger gefährlich für jede lebende Seele!!! Vielen Dank für das interessante Interview.

manus.
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Ich bin 1983 geboren, meine Oma 1926 sie stande sehr unter dem Einfluss meiner Oma. Ich wurde nach diesem Buch zu wissen erklärt einiges

nicolekeiser
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Vielen Dank für dieses interessante Interview! Frau Ahlheim weiß über so viele Hintergründe, die mir nun einiges verständlich machen. Auch meine Mutter (geb. 1936) hat noch Methoden nach dieser Überzeugung angewandt. (Ich habe ein Bindungstrauma mit einer daraus resultierenden Borderline Störung). Empathieverweigerung finde ich ein sehr gelungenes Wort.
Mütter, verlasst Euch auf Euer Gefühl, nur so kommt man gemeinsam mit den kleinen Wesen durch die erste, schöne aber sehr anstrengende Zeit! Da ist nämlich oft nix mit 8Std.
Lieben Gruß!

KK-yviq
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Vielen Dank für dieses wunderbare Gespräch.
Sie haben mir sehr geholfen zu verstehen, warum meine Mutter so oft so böse zu mir war, und meine Sensibilität immer als etwas Schwaches abgewertet hat, denn in meinen Augen hat sie ihre tiefe unverstandene Rache an mir "abgearbeitet", und musste sich letztlich so stark von mir distanzieren, um bloss nicht mit ihrer Sensibilität
und kindlichen Ohnmacht, konfrontiert zu werden.
Wenn ich nicht vor vielen Jahren in einem Tagebuch der Mutter meiner Mutter gelesen hätte, (in dem sie sehr detailliert und sachlich aufschrieb, dass sie meine Mutter so lange schreien ließ, bis diese vor Erschöpfung einschlief, usw.), hätte ich nie gewusst,
was da bei meiner Mutter zerstört wurde.
Ich hatte zuvor so viel darüber nachgedacht, warum meine Mutter mich nicht verstehen und lieben möchte, aber ich habe mir nie ausdenken können, dass sie derart als Kind seelisch bzw. körperlich misshandelt worden ist.
Mein Vater wurde als Säugling ohne Betäubung am Magen
Unfassbar.

petras
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Ich bin etwas erschüttert über Kollegen, die in Kindergärten als Erzieher, Kinderpfleger und Sozialpädagogen tätig sind und diese Frau nicht kennen aber ihre Methoden immer noch anwenden. Gehirnwäsche pur.

Giograno
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Das alles erklärt so viele Verhaltensweisen meiner Eltern und meiner Schwiegereltern (Anfang/Mitte der 50er Jahre geboren). Die Konsequenz ist, dass wir sie unsere Kinder nicht betreuen lassen.

Annitzky
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Wie perfide, dass die Mütter die Babies auf den Buchdeckeln dieser Bücher so liebevoll anschauen.
Unglaublich.

petras
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Danke fürs Hochladen dieser interessanten Dokumentation!!

susannebuchholz
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Mir wurde bewußt das auch ich unter Nazissmus in meiner Kindheit litt. Als ich verstand was damals geschah hat es mir geholfen damit fertigzuwerden. Und ich konnte vergeben und loslassen. Das war sehr befreiend für mich. Denn hätte ich es nicht getan hätte ich mir nur noch mehr geschadet. Ich habe zum Glück mein Kind mit Liebe erzogen. Meine Tochter und ich verstehen uns wunderbar. Auch das ist für mich ein Wunder das ich Liebe geben konnte obwohl ich nicht soviel Liebe erfuhr.

christinakunz
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Danke für dieses extrem kurzweilige Interview.

Schnatterinchen
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Ich bin 1959 geb. Und so noch von meiner Mutter behandelt worden .Ich habe kein vertauensverhältnis zu ihr und Eigendlich für mein persönliches Gefühl keine Mutter, weil unsere Instinkte sind anders .Ich bin mit 42 Jahren noch Mutter geworden und habe meine Tochter verwöhnt nach den Vorstellungen meiner Mutter, aber sie hat meine liebe die ich meiner Tochter habe zukommen lassen zumindest stehen lassen könne. Ihre Kommentare waren immer na ja bei uns waren die Erziehung noch anders, jeder wollte einem reinreden was richtig War. Ich habe nie verstanden das sie sich nicht auf ihr eigene liebe zu uns kindern verlassen hat .die liebe zu unseren Kindern dekt doch diesen Irrtum auf, wenn ich sie zulasse .

martinabraun
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Als ich noch Kind war und auch später habe ich oft den Spruch gehört, dass man das Kind schreien lassen muss sonst wird es verwöhnt und außerdem kräftigt es die Lunge. Aber ich verstehe jetzt einiges besser.

angiehiuz
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Hierzu passt auch die Doku "Vererbte Narben - Generationsübergreifende Traumafolgen (2017)"

sandraw
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Mir liefen schon nach den ersten 6 Minuten die Tränen…😢

janettelehrich
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Das ist dann der Anfang eines unempathischen Lebens, denn was man selbst bekam, kann man weitergeben.
Ein Horrortrip!
Danke für das Video!
Ich kannte das Machwerk dieser Empathie-gestörten Frau.

unterdeneichen
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Das erklärt vieles, warum meine Mutter so ist wie sie ist. Und warum ich nun so bin, wie ich bin. Ich mag auch keine Körpernähe und mag keine Gefühle offen zeigen. Ich kann mich nicht erinnern, mit der Mutter über Gefühle gesprochen zu haben. Es war auch sehr selten, dass mich meine Mutter in den Arm nahm. Ich glaube nur einmal, als mein Vater einen Herzinfarkt erlitt und ich meine Mutter trösten wollte. Meine Mutter wirkt kalt und gefühllos. Sie wird jetzt 83 Jahre alt. Ich bin kinderlos, wollte nie Kinder haben.

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