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Bruckner - Sinfonie Nr. 8 | Philippe Jordan | WDR Sinfonieorchester

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Die Sinfonie Nr 8. c-Moll von Anton Bruckner, gespielt vom WDR Sinfonieorchester unter der Leitung von Philippe Jordan. Live aufgezeichnet am 20.12.2024 in der Kölner Philharmonie.
Anton Bruckner - Sinfonie Nr 8. c-Moll. Fassung von 1890
00:00:00 I. Allegro moderato
00:15:18 II. Scherzo. Allegro moderato - Trio. Langsam
00:30:16 III. Adagio. Feierlich langsam, doch nicht schleppend
00:56:41 IV. Finale. Feierlich, nicht schnell
WDR Sinfonieorchester
Philippe Jordan, Leitung
Werkeinführung:
Unter den bedeutenden Komponisten des 19. Jahrhunderts ist Anton Bruckner derjenige, der sich von Zweifeln an der Qualität seiner Kompositionen über Gebühr hat beeinflussen lassen. Das Ringen mit dem Material hat wohl jede Komponistin und jeden Komponisten mehr oder weniger umgetrieben. Johannes Brahms etwa hat teils jahrelang gefeilt, wieder verworfen, korrigiert, neu konzipiert. Andere haben bei umfassender Kritik schnell die Reißleine gezogen und fast trotzig am eigenen Entwurf festgehalten, so Peter Tschaikowsky. Bruckner hingegen hat sich jeden Kritikpunkt zu eigen gemacht, ja: er scheint sich dessen nicht wirklich bewusst gewesen zu sein, dass er der autonome Walter des von ihm geschaffenen Werks hätte sein dürfen. Bei ihm ging das so weit, dass er sich unterwürfig für seine vermeintlichen Fehler entschuldigte. Zu seiner 8. Sinfonie etwa schrieb er an den Dirigenten Hermann Levi: "Freilich habe ich Ursache mich zu schämen – wenigstens für diesmal – wegen der 8ten. Ich Esel!" Was war geschehen? Zeit seines Lebens hat Bruckner in seinen Sinfonien ungewohnte Formverläufe ersonnen, mit plötzlichen Abbrüchen von Steigerungswellen, die bei seinen Zeitgenoss:innen Unverständnis auslösten – beim Publikum und den Zeitungskritikern sowieso, aber auch bei seinen Vertrauten. Den Freunden war daran gelegen, dass die Aufführungen seiner Werke ihrer grundsätzlichen Qualität gemäß mit Publikumserfolgen bedacht würden. Die Überraschungen im musikalischen Verlauf standen der bekömmlichen "Konsumierbarkeit" seiner Sinfonien jedoch im Wege. Und Bruckner vertraute seinen Beratern. So hat er seine Sinfonien oft nicht nur einmal grundlegend umgearbeitet, sondern gleich zweimal oder gar mehrfach. Über Jahrzehnte hinweg standen die Zeitungsrezensenten und auch das Publikum Bruckners Sinfonien ratlos gegenüber. Mit der 7. konnte er eine Kehrtwende erzielen: Die Uraufführung am 30. Dezember 1884 unter Arthur Nikisch wurde noch zwiespältig aufgenommen, aber gut zwei Monate später dirigierte Hermann Levi das Werk in München und landete damit den Erfolg, von dem Bruckner lange Jahre geträumt hatte. In einem Hochgefühl machte er sich an die Komposition seiner Achten. Bald ließ er in einem Brief an Schalk verlauten, er habe soeben die Skizzen zum Finale abgeschlossen und damit den "bedeutendste[n] Satz meines Lebens" konzipiert. Es dauerte noch etwa zwei Jahre, bis Bruckner die Skizzen ausgearbeitet und instrumentiert hatte. Voller Euphorie schickte er die vollständige Partitur im September 1887 an Hermann Levi. Doch größer hätte die Fallhöhe kaum sein können. Levi hielt die Komposition für grundlegend misslungen. Den gemeinsamen Freund Franz Schalk ließ er wissen: "ich bin furchtbar enttäuscht. Tagelang habe ich studirt, aber ich kann mir das Werk nicht zu eigen machen." Vor allem finde er »die Instrumentation unmöglich, und was mich besonders erschreckt hat, ist die große Ähnlichkeit mit der 7ten, das fast Schablonenmäßige der Form«. Er befürchte, so Levi weiter, dass Bruckner »diese Enttäuschung ganz niederbeugen wird«. Dessen ungeachtet schenkte er ihm bald gnadenlos reinen Wein ein. Er sei "geneigt anzunehmen, daß in den letzten Jahren der Isolirung und des fortwährenden Kampfes mit der Welt Ihr Sinn für Schönheit und Ebenmaß und Wohlklang sich einigermaßen getrübt habe. Wie wäre sonst Ihre Behandlung der Trompeten und Tuben (überhaupt der Bläser) zu erklären!" [...]
Text: Otto Hagedorn
Anton Bruckner - Sinfonie Nr 8. c-Moll. Fassung von 1890
00:00:00 I. Allegro moderato
00:15:18 II. Scherzo. Allegro moderato - Trio. Langsam
00:30:16 III. Adagio. Feierlich langsam, doch nicht schleppend
00:56:41 IV. Finale. Feierlich, nicht schnell
WDR Sinfonieorchester
Philippe Jordan, Leitung
Werkeinführung:
Unter den bedeutenden Komponisten des 19. Jahrhunderts ist Anton Bruckner derjenige, der sich von Zweifeln an der Qualität seiner Kompositionen über Gebühr hat beeinflussen lassen. Das Ringen mit dem Material hat wohl jede Komponistin und jeden Komponisten mehr oder weniger umgetrieben. Johannes Brahms etwa hat teils jahrelang gefeilt, wieder verworfen, korrigiert, neu konzipiert. Andere haben bei umfassender Kritik schnell die Reißleine gezogen und fast trotzig am eigenen Entwurf festgehalten, so Peter Tschaikowsky. Bruckner hingegen hat sich jeden Kritikpunkt zu eigen gemacht, ja: er scheint sich dessen nicht wirklich bewusst gewesen zu sein, dass er der autonome Walter des von ihm geschaffenen Werks hätte sein dürfen. Bei ihm ging das so weit, dass er sich unterwürfig für seine vermeintlichen Fehler entschuldigte. Zu seiner 8. Sinfonie etwa schrieb er an den Dirigenten Hermann Levi: "Freilich habe ich Ursache mich zu schämen – wenigstens für diesmal – wegen der 8ten. Ich Esel!" Was war geschehen? Zeit seines Lebens hat Bruckner in seinen Sinfonien ungewohnte Formverläufe ersonnen, mit plötzlichen Abbrüchen von Steigerungswellen, die bei seinen Zeitgenoss:innen Unverständnis auslösten – beim Publikum und den Zeitungskritikern sowieso, aber auch bei seinen Vertrauten. Den Freunden war daran gelegen, dass die Aufführungen seiner Werke ihrer grundsätzlichen Qualität gemäß mit Publikumserfolgen bedacht würden. Die Überraschungen im musikalischen Verlauf standen der bekömmlichen "Konsumierbarkeit" seiner Sinfonien jedoch im Wege. Und Bruckner vertraute seinen Beratern. So hat er seine Sinfonien oft nicht nur einmal grundlegend umgearbeitet, sondern gleich zweimal oder gar mehrfach. Über Jahrzehnte hinweg standen die Zeitungsrezensenten und auch das Publikum Bruckners Sinfonien ratlos gegenüber. Mit der 7. konnte er eine Kehrtwende erzielen: Die Uraufführung am 30. Dezember 1884 unter Arthur Nikisch wurde noch zwiespältig aufgenommen, aber gut zwei Monate später dirigierte Hermann Levi das Werk in München und landete damit den Erfolg, von dem Bruckner lange Jahre geträumt hatte. In einem Hochgefühl machte er sich an die Komposition seiner Achten. Bald ließ er in einem Brief an Schalk verlauten, er habe soeben die Skizzen zum Finale abgeschlossen und damit den "bedeutendste[n] Satz meines Lebens" konzipiert. Es dauerte noch etwa zwei Jahre, bis Bruckner die Skizzen ausgearbeitet und instrumentiert hatte. Voller Euphorie schickte er die vollständige Partitur im September 1887 an Hermann Levi. Doch größer hätte die Fallhöhe kaum sein können. Levi hielt die Komposition für grundlegend misslungen. Den gemeinsamen Freund Franz Schalk ließ er wissen: "ich bin furchtbar enttäuscht. Tagelang habe ich studirt, aber ich kann mir das Werk nicht zu eigen machen." Vor allem finde er »die Instrumentation unmöglich, und was mich besonders erschreckt hat, ist die große Ähnlichkeit mit der 7ten, das fast Schablonenmäßige der Form«. Er befürchte, so Levi weiter, dass Bruckner »diese Enttäuschung ganz niederbeugen wird«. Dessen ungeachtet schenkte er ihm bald gnadenlos reinen Wein ein. Er sei "geneigt anzunehmen, daß in den letzten Jahren der Isolirung und des fortwährenden Kampfes mit der Welt Ihr Sinn für Schönheit und Ebenmaß und Wohlklang sich einigermaßen getrübt habe. Wie wäre sonst Ihre Behandlung der Trompeten und Tuben (überhaupt der Bläser) zu erklären!" [...]
Text: Otto Hagedorn
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