Ernst Jandl: ode auf n

Geöffnete Ohren Festival Aachen, Dreifaltigkeitskirche
Künstlerische Leitung: Lutz Felbick
Veranstalter: Evangelische Kirchengemeinde Aachen

Weltgebräuche Ernst Jandl / Martin Haselböck / Rudolf Josel
22.10.1990

Ernst Jandl (1925-2000) gehört zu den Autoren, die radikal nicht nur in ihren jungen Jahren waren. Seine Poesie hat er mit Witz und einem ungeheuren Ernst betrieben, eine nie erlahmende Neugier trieb ihn an, Formen zu suchen und zu erproben, auf die vor ihm noch niemand gestoßen ist.

Haselböck, der Jandl in langjähriger Bewunderung und Freundschaft verbunden war, konnte den Dichter für eine Werkzusammenstellung mit komponierter und improvisierter Orgelmusik interessieren. In der Zusammenstellung der verwendeten Texte klingt jene Sakralsphäre an, die die Orgel in ihrer Funktion als Kirchen- und Konzertinstrument ambivalent weiterdeutet.

1. schweres hebt schweres
2. es ist ein schnitter (der schnitter)

3a. wir sind die menschen auf den wiesen (sommerlied)
3b mit der einen Hand der Knabe zeigt nach oben (die seele)

4. Jeeeeeeee....suss (part1)
5. Jeeeeeeee....suss (part2)
6. weiß der teufel, was
7. hosi
8. luft /blüh/ kuckuck/ schmetterling
9. die beiden klavierlehrerinnen
10. Etüde in f
11. wieder im herbst und
12. jetzt wird es bald läuten /
13. Zwischenspiel

14. weltgebräuche
15. nachbarschaft
16. kriegskrüppel 1955
17. ode auf n
18. was können sie dir tun
19. feuer
20. einfach/ein tag/eine nacht
21. einen sprach ich ja haben (kein Mund)
22. restaurant
23. mein kind breit deine arme aus

24a. wie viel kinder haben sie eigentlich (sieben Kinder)
24b. der bernhardiner
24c. ich bekreuzige mich (zweierlei Handzeichen)

25a. wohin und wie
25b. ich will nicht aufhören
25c. sohn, sohn

Geöffnete-Ohren-Festival

Im Herbst 1984 startet Lutz Felbick, Kantor an der Evangelischen Dreifaltigkeitskirche, in Eigeninitiative das Geöffnete-Ohren-Festival. Er etabliert damit einen neuen Spielort für avancierte Jazzmusik in Aachen, bei dem er u.a. mit dem Ensemble Common Sense (um Martin Fredebeul) als Organist auftritt. Zugleich öffnet er einen Rahmen für facettenreiche Konzerte im frei fließenden Grenzbereich zwischen Jazz und Neuer Musik, mit Vorträgen (Joachim E. Berendt) bis hin zu Dada-Rezitationen mit Ernst Jandl. Bis 1991 finden die „Geöffnete-Ohren-Festivals“ in der Dreifaltigkeitskirche statt mit hochkarätig besetzten Ensembles aus dem gesamten Spektrum freier und improvisierter sowie stilübergreifender Musik. Besonders beachtenswert ist der Ansatz, gezielt Aachener Formationen in das Festival Line-up einzubeziehen und mit auswärtigen Bands zu kontrastieren. Auf den Plakaten erschien jeweils das Gesicht eines Jungen, der nach einer Operation zum ersten Mal in seinem Leben hören kann. Dieser Moment wurde im Bild dokumentiert.

Die Konzerte des Geöffnete-Ohren-Festivals 1984-1995:

1984
Rimaak, Common Sense, European Tuba Quartett, E.A.O.

1985
Common Sense, Kölner Saxophon Mafia, Double-X-Projekt, Peter Sonntag's Bass-E-Tronic-Band

1986
Trioscope, Common Sense, Lumpp-Read-Küttner, Jürgen Sturm's Ballstars, Jazz Ensemble Ruhr

1987
Joachim E. Berendt, Obertonchor Düsseldorf (Ltg. Christian Bollmann), Common Sense

1988
Markus Stockhausen, Peter M. Hamel, Common Sense, Obertonchor Düsseldorf

1989
Uwe Kropinsky - David Friesen, Itchy Fingers, Albert Mangelsdorff, Jörgensmann-Wauer, Paul Mertens

1990
JATO (Jazz at the Organ von und mit Lutz Felbick), Weltgebräuche mit Ernst Jandl - Martin Haselböck - Rudolf Josel, Dietmar Hippler Quartett, Bollmann-Exler

1991
JATO, Jürgen Sturm´s Gebete der Nacht, Charlie Mariano - Philipp Catherine - Hein van de Geyn, Lebendige Schöpfung (von und mit Markus Stockhausen, Andy Lumpp, Britta Stockhausen)

1992
JATO, Reverend Johnny Thompson and The Johnny Thompson Singers, Philadelphia, USA, Blindman-Kwartet

1995 (Veranstalter: Theater Aachen)
Scetches mit Christoph Titz, Werner Lauscher, Michel Bisceglia, Marc Lehan, Roland Peil;
Aparis mit Markus und Simon Stockhausen, Jo Thönes

Dr. Lutz Felbick
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