Lieferengpässe: Die Medikamentenkrise der EU!

Heute geht es um die Medikamentensituation in Deutschland und auch in ganz Europa. Ich denke viele von euch haben von den Engpässen bei einigen Medikamenten in den letzten Monaten mitbekommen. Jetzt muss man sagen tatsächlich ist es so, dass in Deutschland und den westlichen Europastaaten 90% der neu zugelassenen Medikamente verfügbar sind. In kleineren östlichen Ländern aber einfach mal nur 10%! Und genau deswegen und wegen anderer Schwierigkeiten hat die EU jetzt einfach mal die größte Reform für Arzneimittel seit 20 Jahren vorgelegt! Und da sind schon Punkte dabei, die viele von euch betreffen werden und die im Moment ziemlich stark diskutiert werden. Wieso das so relevant ist und was mögliche Vor- und Nachteile des neuen EU-Pharmapakets ist, darum geht es in diesem Video.

Werbung: Das Video ist unterstützt durch unseren Kooperationspartner Biogen.

Dieses Video ist in meinem Breaking Lab-Team entstanden. Verantwortlich aus der Redaktion: Tabea Desch, Jacob Beautemps; Editing: Jonathan Arndt, Jonas Tietz, Neo Sanjuan Thiele

Vielen Dank an Prof. Dr. Strametz und Tina Taube.

00:00 Intro
00:50 Antibiotika Regelungen
02:41 Unterschiede innerhalb der EU
03:53 Veränderung Unterlagenschutz
08:35 Maßnahmen gegen Lieferengpässe
09:57 ungedeckter medizinischer Bedarf
12:32 Wettbewerbsfähigkeit der EU

Quellen:

Ich bin Jacob Beautemps und mache gerade meinen Doktor an der Universität zu Köln. Vor vier Jahren habe ich zusammen mit Philip Häusser diesen YouTube Kanal gegründet und seit 2018 stehe ich nun selbst vor der Kamera. In meiner Forschung an der Uni geht es um das Thema "What comprises a successful educational YouTube video?: the optimization of YouTube videos’ educational value through the analysis of viewer behavior and development via machine learning." Oder kurzgesagt: Wie lernt man auf YouTube und wie können wir das mit künstlicher Intelligenz optimieren. Dies fließt natürlich stark in meine YouTube Videos mit ein, denn hier geht es auch darum möglichst viel über Physik, Chemie, Technik und andere naturwissenschaftliche Themen zu lernen. Hat dir das Video gefallen? Klick auf "Daumen hoch" und lass ein Abo da! Dein Feedback motiviert mich zu neuen Videos. Dankeschön :-)

[BreakingLab]

Wart ihr von den Lieferengpässen betroffen?

[yuki]

Find ich klasse das du auch über sowas aufklärt und erklärt. Viele bekommen es allerhöchsten am Rande mit und können damit wenig anfangen da sie selber keine Zeit oder Interesse haben sich darüber zu informieren. Das Fachchinesisch auf diesen Papieren verstehen je nur die wenigsten.

[tosa]

Vielleicht sollten Reserveantibiotika nicht an Tiere verfüttert werden.

[phillippflaum]

Hey Jacob könntest du dir vielleicht auch mal den Cyber Resilience Act der EU anschauen und die Auswirkungen auf open source. Es ist wirklich dramatisch und verfehlt das Ziel open source zu stärken vollkommen. Ein Beispiel wäre z.B. das Python in der EU nicht mehr zur Verfügung gestellt werden könnte, da die Python Software Foundation für Produkte haftbar wäre in denen Python verwendet wird.
Das Thema hat leider nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen wie es verdient und wenn sich nichts mehr ändert dann könnte open source software in der EU unmöglich machen.

[hanssausage]

Interessanter Beitrag. habe mal vor Jahren eine Massentierhaltungsdoku mit dem Schwerpunkt Puten gesehen. In dieser Doku wurde berichtet das die 2 vorhandenen Arten von Reseveantibiotika dort schon großflächig eingesetzt wurden. Zudem wurden/werden Abfallstoffe (auch Antibiotika) der Indischen Pharmandustrie in die Flüsse geleitet. So entstehen Superresistenzen. Da ist meier Meinung nach der Hebel zuerst anzusetzen. Du wirst deinem Bildungsauftrag gerecht, Weiter so!

[TheDarkSideOfMyOwn]

"Wir als industrie halten das für unrealistisch" oder einfacher gesagt "wo gewinnmaximierung?"

[Basreiter]

Was ist eigentlich der aktuelle Stand mit den Phagen... Wurden da Mal Fortschritte gemacht?

[hackfleischking]

Das große Problem ist nicht die Vielfalt an Antibiotika sondern der Umgang. Wenn nicht mal ein verwaltungsverliebtes Land wie Deutschland es hinbekommt vernünftig damit umzugehen, stimmt da was nicht. Es wird teilweise sehr auffällig Antibiotika verschrieben, die nicht wirken können. Meiner damals besten Freundin hat man als sie ne Virusinfektion hatte Antibiotika verschrieben. Meine Kollegin hatte Wundrose bei der vorher geprüft wurde welche Bakterien im Bein sitzen und es wurde das Antibiotikum verschrieben, dass definitiv nicht wirken konnte. Meiner Oma hat man als sie im Sterben lag und sie darum gebeten hat die künstliche Beatmung einzustellen damit sie gehen kann nacheinander in ihren letzten Stunden noch mehrfach Antibiotika gespritzt.
Das große Problem ist, dass die Krankenhäuser und Ärzte Geld verdienen müssen und ineffektive Behandlungen eben trotzdem als Behandlungen abgerechnet werden und teils viel Geld einbringen. Das ist das erste was wir in den Griff bekommen müssen.

[stevenk]

Das Thema ist so wichtig, dass unsere Politiker es mit Sicherheit vermasseln werden.

[Sinned]

Ich hab im Moment mit einer entzündeten Wunde zu kämpfen. Ich kann euch sagen, aktuell ein Antibiotikum zu organisieren ist echt kein Spaß...Die VIERTE Apotheke konnte es dann immerhin für den Folgetag bestellen. An allen 3 davor wurde ich nach einem kurzen Blick ins System direkt mit "Ist nicht lieferbar" abgewiesen.

[lukasholuschka]

Kann dir nur zustimmen 🙈. Arbeite als Apotheker und jeden tag aufs neue müssen wir Kunden vertrösten dass ihr Medikament nicht lieferbar ist etc. Natürlich kann man einige Medikamente durch andere ersetzen bzw durch andere Wirkstoffklassen nach Rücksprache mit dem Arzt aber trotzdem ist dieser Mangel erschreckend

[thoreeeeee]

Gutes Video und großes lob an die Editoren!

[rolftittmann]

Ein großes Problem für eine Zulassung ist, dass viele, oft sehr kleine Länder eine eigene Zulassung machen. Als Erze Maßnahme sehe ich das die EU eine einzige Zulassung macht die in allen Ländern gilt.

[sarahbernhardt]

Was die Antibiotikaresistenten angeht, wäre ich ja dafür, die industtrielle Tierhaltung auf ein Minimum zu reduzieren oder besser ganz zu verbieten und ich kann allen nur raten, den Konsum an Tierprodukten massiv runterzuschrauben. Ja, auch Eier und Milch, denn auch die tragen dazu bei, weil in der industriellen Tierhaltung der prophylaktische Einsatz ohne medizinische Notwendigkeit von Antibiotika erlaubt ist. Das führt zu Resistenzen. Und das macht den Großteil der Resistenzen aus, das ist die Ursache. Aber anstatt an die Ursache zu gehen, doktert die EU mal wieer nur an den kurzfristigeren Symptomen herum.

[chrissyer]

Musste schon zweimal die Pille jetzt wechseln weil meine ausverkauft war

[hannoe]

Maybe sollte man auch die Antibiotikagsbe in der Massentierhaltung verändern & mal die multiresistenten Keime (mrsa), die vor Allem in Krankenhäusern/Kliniken & Massentierhaltungsstellen sind, in Griff bekommen. Dann wäre schon viel geholfen.

Nachbarländer von DE haben zum Beispiel deutlich weniger Multiresistente Keime in Krankenhäusern, es ist also durchaus möglich.

Durch Änderungen im Tierschutz könnte die regelmäßige Antibiotikagabe im regulären Futter untersagt werden. Außerdem werden in der Massentierhaltung auch schon Reserveantibiotika gefüttert, da die regulären eben nicht mehr wirken.

Ein weiteres Problem ist, dass Menschen Fleisch der Tiere mit mrsa's Essen, diese Keime (wie z.B. auch bei Salmonellenvergiftungen) auf den Menschen pber gehen und tata, eine neue mrsa Infektion, die durch die Gabe der Reserveabtibiotika ins Tierfutter gegen eben diese Notfallantibiotika auch resistent sind. Eine Behandlung mit diesen Antibiotika ist nicht mehr möglich.

Das Erschreckende: ich habe zur Coronazeit 6 Wochen in einem Labor gearbeitet, welches Proben von Patienten aus Krankenhäusern & Arztpraxen analysiert und die identifizierten Erreger auf Resitenzen Testet. Es gab fast im Stundentakt Patienten, die sich mit mrsa's infiziert hatten, für die es keine wirksamen, zugelassenen Antibiotika mehr gab.

Das ist sehr erschreckend.

Daher: Nehmt Antibiotika ordentlich, bis die Packung leer ist. Sonst könnten einzelnd Bakterien die eben eine stärkere Antibiotikabehandlung gebraucht hätten überleben, sich weiter vermehren und an andere Menschen weitergegeben werden. Passiert dies häufiger, entwickeln sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Resitenzen.

Außerdem sollte man versuchen den Konsum von Fleisch & Fisch, bei dem das Tier zu Lebzeiten mit Antibiotika gefüttert wurde, so weit wie möglich zu reduzieren.

Immer gut Hände waschen (99% der Keime gehen mit Wasser & Seife schon ab bei gründlichem Höndewaschen) und unnötiges Händedesinfizieren vermeiden, da hier dasselbe Prinzip wie bei Antibiotika gillt.

Sterben nicht alle Bakterien ab, können sich Resistenzen gegen das Desinfektionsmittel bilden.
Daher kritisiere ich auch, dass in der Corona Pandemie für jeden überall Drsinfektionsmittel zugänglich gemacht wurde... Aber das ist ein amderes Thema

[hannoe]

Zu der Antibiotikaentwicklung:

Für Forschende selbst ist es auch eher unattraktiv ein neues Antibiotikum herzustellen, da es gerne mal 20 Jahre benötigt, bis zu großen Testungen. Entsprechend geht fast die ganze Karriere dafür drauf. Bei Verträgen die i.d.R auf wenige Jahre (2-5 Jahre soweit ich weiß) befristet sind, ist das nicht möglich, da zur weiterbeschäftigung erfolgreiche Papers (Veröffentlichungen von Ergebnissen) nötig sind.

[ja.n.]

Also ich finde Therapien zur abmilderung der Symptome, wie am Beispiel MS, auch wichtig.

[fuchschen]

Ich hatte das letztes Jahr mit Allergelösung. Ich wollte im Herbst eine Hyposensibilisierung gegen Birke und Gräser anfangen. Hatte das Rezept rechtzeitig im September geholt. Im November hieß es dann, die Lösung sei erst im Mai 2023 lieferbar. Zu spät zum anfangen. Jetzt fang ich dieses Jahr an, musste aber noch mal durch den Frühling mit heftigen Beschwerden. War ärgerlich.

[raptor]

Ich finde das klingt politisch und für die Patienten gut. Allerdings sehe ich für die Hersteller nur Nachteile. Das Video ist sehr gut! Mich würde nur noch mehr die Lösungsvorschläge der Industrie interessieren.