VATIKAN SCHWEIGT: Gebete für Benedikt XVI. - Gesundheitszustand unverändert kritisch | WELT Thema

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"Er bedeutet mir wirklich viel. Das ist unser Papst", sagt die Frau am Donnerstagmorgen in der katholischen Kirche St. Oswald in Marktl am Inn, dem Geburtsort des emeritierten deutschen Papstes Benedikt XVI. Die 70-Jährige hat für den kranken Benedikt gebetet in der Kirche, in der er selbst vor 95 Jahren getauft wurde. Der Taufstein steht noch heute dort. Die Gedanken und Gefühle der Menschen in Marktl zu Benedikt sind aber durchaus zwiespältig.

Nach der Nachricht aus dem Vatikan, wonach sich der Gesundheitszustand Benedikts XVI. zusehends verschlechtert, wurde auch in St. Oswald eine rote Kerze vor seinem Porträt entzündet und eine Gebetsbank davor aufgestellt. Zuvor hatte das Oberhaupt der katholischen Kirche, Papst Franziskus, die Menschen in aller Welt um "ein besonderes Gebet" für den kranken Papst Emeritus gebeten.

In Marktl zieht es zunächst allerdings kaum Menschen in die Kirche. Es herrscht das übliche Treiben auf den Straßen des kleinen, an der Grenze zu Österreich gelegenen Ortes, in dem sich viele Spuren Benedikts finden. Wenige Meter von der Taufkirche entfernt steht das Geburtshaus, in dem Joseph Ratzinger am 16. April 1927 zur Welt kam. Heute ist das sogenannte Papsthaus Museum und Begegnungsstätte. 

Das Heimatmuseum schräg gegenüber wirbt ebenfalls mit dem Konterfei von Benedikt. "Viele Touristen kommen nur wegen ihm nach Marktl", sagt Cornelia Haubrich, die am Donnerstagmorgen über den Marktplatz eilt. Sie war dem Papst einmal "ganz nah", am 11. September 2006 bei seinem Besuch in Marktl während einer Deutschlandreise. Das sei für ihre Familie etwas "ganz Besonderes" gewesen, erinnert sich die 59-Jährige mit einem Lächeln.

Die Pfarrei nennt den Besuch des Pontifex in seiner Geburtsstadt vor mehr als 16 Jahren "das größte Ereignis in der Geschichte Marktls". Vom Papstbesuch kündet heute die sogenannte Benediktsäule in Form einer mehr als vier Meter hohen bronzenen Schriftrolle.

Auch Karin Frauendorfer hat Benedikt XVI. damals bejubelt. Sie ist noch heute "fasziniert" von seinem theologischen Werk. Doch der Missbrauchsskandal, der auch das Pontifikat von Benedikt überschattete, habe ihre Sicht auf die katholische Kirche und Benedikt selbst verändert.

"Benedikt war betroffen und beteiligt, ich bin enttäuscht von ihm", sagt die Marktlerin. Der zögerliche Umgang mit den Missbrauchsfällen habe seinem Ansehen geschadet, ist sie überzeugt. Sie glaubt aber auch, dass der Skandal ihn sehr belastet habe und hofft nun, "dass er seinen Frieden findet".

Vor seiner historischen Wahl zum Papst im Jahr 2005 als erster deutscher Papst seit fast 500 Jahren hatte Benedikt Bayern fest als Ort für seinen Lebensabend im Visier. Durch seine Wahl war ihm das nicht vergönnt. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt 2013 verließ der zunehmend gebrechliche Benedikt den Vatikan dann kaum noch.

Nur noch einmal weilte er im Sommer 2020 zu einem Überraschungsbesuch in seiner bayerischen Heimat, um seinen Bruder Georg Ratzinger ein letztes Mal vor dessen Tod in Regensburg zu besuchen.

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer erinnerte am Mittwoch an diese letzte Deutschlandreise von Benedikt und erklärte: "Benedikt XVI. hat die vielen Jahre für uns gebetet, jetzt beten wir für ihn."

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Video 2022 erstellt
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