Gesetzliche Betreuung | Doku | NDR | 45 Min

Rechtliche Betreuer regeln das Leben von Menschen, die sich nicht selbst kümmern können. Schwarze Schafe, aber auch Vorurteile belasten den anspruchsvollen Beruf.
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"Ihr seid doch alle Betrüger", so oder so ähnlich reagieren viele, wenn Harald Rohde von seinem Beruf erzählt. Rohde ist Berufsbetreuer, das heißt, er regelt das Leben von Menschen, die sich nicht mehr selbst um alles kümmern können. Sein Beruf ist mit Vorurteilen belastet; viele Menschen haben Angst, einem vom Gericht bestellten Betreuer schutzlos ausgeliefert zu sein. Tatsächlich gibt es immer wieder Fälle von Missbrauch und Betrug.

Aufgaben von Rechtlichen Betreuern: Von Finanzen bis Gesundheitspflege

1,3 Millionen Menschen stehen derzeit unter gesetzlicher Betreuung - das sind doppelt so viele wie noch vor 25 Jahren. Die Klienten von Berufsbetreuer Harald Rohde sind alte, demente Menschen, aber auch junge Menschen mit psychischen Erkrankungen. In den meisten Fällen kümmert sich Harald Rohde um die finanziellen Belange, alle geschäftlichen Verträge und die Gesundheitspflege.

Bei manchen seiner Klienten hat Rohde Zugriff auf das Konto, er hat Einfluss darauf, wo sie wohnen und erhält ihre behördliche Post. “Man kann über viele Sachen verfügen und entscheiden. Ich finde es nachvollziehbar, dass Menschen misstrauisch sind“, sagt Rohde. Oft gebe es aber auch Vorurteile: "Was man immer wieder hört, ist die Geschichte von dem Betreuer, der die alte Dame ins Heim steckt und dann die Wohnung ausräumt. Ein absoluter Klassiker."

Nach Betreuungs-Aufhebung war die Wohnung weg

Vorurteil oder bittere Realität? Peter Wimmer ist genau das passiert. Der 59-jährige kam nach einer Operation in eine Kurzzeitpflege. Ihm wurde ein rechtlicher Betreuer zur Seite gestellt. Dieser kündigte Wimmers Wohnung und ließ sie ausräumen. Doch Peter Wimmer wird wieder gesund und erkämpft, dass die Betreuung aufgehoben wird. Nun steht er auf der Straße. Statt einer 94-Quadratmeter-Wohnung erwartet ihn eine Obdachlosenunterkunft. "Ich will mein altes Leben wieder", sagt er.

Zugang zum Betreuer-Beruf kaum kontrolliert

Für Harald Rohde ist rechtlicher Betreuer kein Beruf, den er einem Berufsanfänger empfehlen würde. "Ich halte das für einen Beruf, den man am besten nach vielen Jahren Berufserfahrung macht, weil man sich in allen Bereichen der Sozialrechtsgebung auskennen muss." Er und verschiedene Betreuerverbände kritisieren, dass von den Behörden keine besonderen Vorkenntnisse eingefordert werden, um diesen Beruf ausüben zu können.

Hohe Anforderungen im Betreuer-Beruf

Doch Betreuer*innen haben zu Unrecht einen schlechten Ruf, findet Rohde. Er lässt NDR Autorinnen Kira Gantner und Simone Horst an seinem Arbeitsalltag teilhaben. Ständig klingelt das Telefon, ständig möchte jemand etwas von ihm, egal zu welcher Tageszeit, auch im Urlaub.

40 bis 60 Betreuungen muss ein hauptberuflicher Betreuer annehmen, um über die Runden zu kommen. Für den einzelnen bleibt oft wenig Zeit. Gleichzeitig haben viele Betreute hohe Erwartungen an ihren Betreuer, der oft die einzige Person ist, der sie unterstützt.

Sind Betreuungsgerichte überfordert?

Gerichte, die die Arbeit der Betreuer kontrollieren sollen, scheinen mit der Aufgabe überfordert. Sie können nicht jedem Fall persönlich nachgehen, sondern müssen den jährlichen Berichten Glauben schenken. So erzählt der Film auch den Fall einer Frau, die versucht, die Betreuung ihrer Tante zu übernehmen, die von ihrer gesetzlichen Betreuerin in einem weit entfernt liegenden Pflegeheim untergebracht wurde. Alle Bemühungen, die Betreuung selbst zu übernehmen scheitern.

Für Anfang 2023 hat das Bundesjustizministerium eine Reform des Betreuungsrechts auf den Weg gebracht. Wird sie die Probleme lösen? Was sagt der Bundesjustizminister dazu? Eine lebensnahe Reportage über das schwierige Thema "gesetzliche Betreuer".

Bild-Credit: Foto: Simone Horst/Kira Gantner | Look: Kristine Bohl

#Betreuung #Betreuungsrecht #gesetzlicheBetreuung

[christinemuller]

Herr Rhode, meine Hochachtung für Ihre wertvolle Arbeit! 🤝♥️🌻

[Dorothea-yb]

Da kommen mir die Tränen, wenn ich sehe, wie mit Menschen teilweise umgegangen wird.Und wütend macht es mich sowieso.😡😥

[Thegrumpyjuggler]

Ich habe mir vor ungefähr 11 Jahren eine gesetzliche Betreuerin geholt und kann ja schon fast von Glück reden, dass ich diese wundervolle Person als Betreuerin erwischt habe. Sie kümmert sich zwar nur um gewisse Belange wie z. B. die durchaus komplizierte Beamtensprache übersetzen bzw. sie hilft mir bei solchen Sachen, weil ich da nicht immer durchblicke und den meisten Beamten einfach nicht traue. Sie hat sich auch hervorragend um meine Schulden gekümmert, weshalb ich nun schuldfrei bin. Leider geht sie bald in Rente, aber niemandem gönne ich den Ruhestand mehr als ihr.

Es tut mir leid um diese Leute, die solche Asis als Betreuer erwischt haben, einfach unfassbar wie man solche Menschen auch noch beklauen kann.

[sarahsa]

Immer wieder schön zu sehen, dass es in dieser eiskalten Welt noch so tolle Menschen wie Herrn Rhode gibt.

[annanoone]

Es gibt echt solche und solche Betreuer. Man kann nicht alle über einen Kamm scheren. Manche erreicht man einfach nie und sie kümmern sich kaum, während andere super engagiert sind. Empathie und gute Kommunikation finde ich am wichtigsten.

[jens_ledege]

Ein wirklich toller Mensch der Herr Rohde .
Sollte öfter solche Menschen geben .
Schade das so etwas passiert .

[etziowingeler]

Rhode ist echt ein wertvoller Mensch. Schön zu sehen, dass es auch "solche" gibt. Wunderbar

[Typ]

Ich habe einige Monate in diesem Bereich gearbeitet und schnell festgestellt, dass ich dafür nicht gemacht bin. Mein größter Respekt an all die Kollegen, die diesen Job verantwortungsvoll, selbstreflektiert und mit Herz machen. ❤

[bockauf]

Mein Mieter wurde im alter Blind. Da er nicht mehr selbstständig einkaufen konnte und die 80 jährige Nachbarin ihn nicht immer mitversorgen konnte, wollte ich das er unterstützt wird. Eines Tages stand ein Betreuer mit Amtsarzt vor der Tür. Nach 2 Minuten sind die beiden wieder gefahren und wussten das er depressiv ist und ausziehen muss.. Depressiv? Ganz ehrlich! Ich war erschrocken, wie einfach man seines Lebens enteignet wird. Ich habe Angst vor dieser Situation! Einem Kumpel ist es jetzt ebenso ergangen. Er hat letztens, mit 50 Jahren, einen Schlaganfall gehabt. Auch für ihn wurde alles geregelt. Wohnung gekündigt, Auto verkauft und er wurde ins Altenheim abgeschoben. Er ist empört über seine Situation, kann nicht glauben was passiert ist, bittet mich und Bekannte immer wieder um Ratschläge und Hilfe. Leider fehlt mir da die Kompetenz und habe ihm zu einem Rechtsbeistand geraten. Bin mir aber nicht sicher ob man sich in einer solchen Situation selbst noch helfen darf! Das ist schon ziemlich absurd!

[PalastRatte]

Ich hatte 7 Jahre die Betreuung bis zum Tod meines behinderten Bruders.
Als ein weiterer Bruder vor zwei Jahren krank wurde, habe ich auch für ihn die Betreuung übernommen. Wegen seiner Genesung ruht diese Betreuung jetzt. Wir haben es uns als Geschwister so eingerichtet, dass sich eine weitere Schwester um die Verwaltung seiner zweiten Wohnung kümmert und dass wir alles gemeinsam absprechen würden im Notfall. Man kann dankbar sein, viele Geschwister zu haben und sollte auch in der Coronazeit zusammenbleiben.

[AJ-sdkw]

Ich hatte in der Psychiatrie eine Patientin, die wollte unbedingt 100km weiter weg, zurück zu ihren Eltern in die Gegend, weils ihr da besser geht und sie soziale Kontakte hat. Wenn ihre Eltern mal zu Besuch waren, konnte man richtig sehen wie glücklich sie war.
Der gesetzliche Betreuer hat es verweigert und meinte, das ist schlecht für ihre psychische Verfassung, weil sie ein Trauma von ihrer Familie hat..
Der wollte einfach nicht seinen Klienten und das damit verbundene Geld abgeben..

[HerrShark]

Ich muss sagen der Herr Rhode ist laut der Dokumentation echt ein Betreuer den wir häufiger brauchen. Er rüber wie jemand der seinen Job macht weil er ihn liebt. Ich möchte nichts schlecht reden, und wünsche das er den Job weiter so macht wie in der Doku dargestellt.

[MsStemo]

Die Doku zeigt gut wie wichtig dieser Job ist, aber leider auch das der betreute Glück haben muss. Das ist endlos traurig und darf einfach nicht sein.

[RiesterMeister]

Danke für die Doku liebes NDR Team. Ich bin Arzt und zu meiner Zeit im Krankenhaus habe ich Betreuer verflucht, weil man die selten erreichen konnte und keine differenzierten Aussagen bekommen hat. Nun hab ich eine andere Ansicht

[hansglueck]

Sehr gut dem Thema genähert... ich betreue selbst gerade meine Mutter und muss sagen: Wenn Herr Rhode die Mehrheit wäre hätten wir kein Problem... leider glaube ich persönlich das er in einer absoluten Minderheit ist... schöne Grüße Jürgen

[andykilroy]

Lasst uns den Zustand einer Gesellschaft daran bemessen, wie sie mit ihren Schwächsten umgeht.
Gute Nacht Deutschland...

[FetaundMütter]

Ich arbeite im Pflegeheim. Es ist unglaublich was es für Betreuer gibt. Nicht selten das sie sich bei einem Auszug die Taschen voll machen. Habe ich fassungslos selbst erlebt.

[murderycatdoll]

Ich bin seit Jahren in gesetzlicher Betreuung und kenne zwei Seiten. Mein erster Betreuer hat seine Arbeit nicht gut gemacht und meine Situation psychisch wie finanziell stark verschlechtert, einfach weil ich absolut hilflos war....ganz schlimm! Jetzt habe ich die BESTE Betreuerin, die man sich nur vorstellen kann! Seit vielen Jahren. Ich vertraue ihr 1000% und weiß, ich bin "sicher"! Es ist ein so tolles Konzept aber kann SO nach hinten losgehen. Ich hoffe so sehr, dass die schwarzen Schafe mehr ausdünnen und die Menschen gute Unterstützung bekommen. Wie er sagt...viele wissen nicht, was die Arbeit als Betreuer eigentlich bedeutet... Es ist schwere Arbeit und kein schneller Nebenverdienst.

[GBOAGMach]

Die Welt braucht mehr von der Art von Herr Rhode....

[RoXanne-wort]

Genau aus den traurigen Gründen, die im Video gezeigt werden hat mein Bruder ganze vier Betreuer (Haupt und Ersatz) aus dem engsten Familienkreis. Bevor irgendwer, der ihn nicht kennt oder dem er auch total egal ist die rechtliche Habe über ihn bekommt stehen wir wie eine Mauer davor. Jeder hat ein würdevolles Leben verdient völlig egal ob alt, krank oder behindert, das soll ihm niemand weg nehmen können.