Lost Places - Mani Wohn- und Wehrtürme (Vendetta / Blutrache)

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Die alten Wohntürme verfallen inzwischen leider oft, nur bei Vathia wurden einige restauriert. Hier fanden früher die berüchtigten Blutfehden statt. Wir besuchen einige der Reste.

An Baumaterial für die bis zu 20 Meter hohen Wohntürme fehlte es den Manioten nicht. Knapp war nur das Holz, aber in der Not wussten sie sich zu helfen und kaperten Schiffe vor ihrer Küste, um das Holz im Haus zu verbauen. Die starren Steintürme fügen sich in die harte Landschaft, die sie hervorgebracht hat. Turm an Turm erheben sie sich mancherorts zu einer beeindruckenden Skyline.



Gebaut wurden die massiven Turmhäuser zum Schutz und zur Verteidigung. Die Tradition der Blutrache schürte ständig erbitterte Fehden unter den Familien-Klans, die sich oft Monate, sogar jahrelang hinter ihren meterdicken Mauern verschanzten.
In Zeiten der Waffenruhe begannen die Türme zu wachsen – vorausblickend, um bei der nächsten Fehde mit Felsbrocken das gegnerische Marmordach besser zerschlagen zu können.



Auch die Osmanen bissen sich an dem hartnäckigen Volk in ihren Wehrtürmen die Zähne aus. In ihrer fast 300 Jahre andauernden Besatzung (1453 bis 1830) Griechenlands gelang es den Türken niemals, die Mani völlig unter ihre Kontrolle zu bekommen.

Die Mani (griechisch Μάνη) ist ein Landstrich im Süden der griechischen Halbinsel Peloponnes - genauer deren „Mittelfinger“. Die Mani beginnt südlich der Stadt Kalamata und endet an der Spitze des Mittelfingers (Kap Tenaro, auch Kap Matapan genannt). Das Kap liegt südlicher als Tunis und ist nach Tarifa (Spanien) der südlichste Festland-Punkt Europas. Hauptort der Mani ist Areopoli.

Mani wird unterteilt in drei Bereiche: die äußere Mani (Éxo Mani) nördlich von Areópoli, die hauptsächlich in der nordwestlich gelegenen Präfektur Messenien liegt, die innere Mani (Méssa Mani) südlich von Areópoli auf der westlichen Seite, sowie die Östliche Mani (Kato Mani) mit dem Hauptort Gythio. Die letzten beiden Teile liegen in der südöstlichen Präfektur Lakonien.

Ein sehr langes und grausames Kapitel der maniatischen Kultur befasst sich mit der Blutrache (Vendetta). Jahrhundertelang wurde die gesamte Mani von Morden und Blutrachefehden durchzogen. Dabei ging es meistens um Land- und Einflussgewinn. Oftmals wurden aber auch persönliche Zwiste zwischen verfeindeten Familienclans durch die Vendetta gelöst.

Der Ablauf war klar strukturiert. Die Mitglieder des Clans versammelten sich und erklärten der feindlichen Familie, meistens durch ein einfaches Glockengeläute der örtlichen Kirche, den Krieg. Das Ziel der Fehde bestand darin, so viele Mitglieder des feindlichen Clans umzubringen wie möglich. Frauen und Kinder durften nicht erschossen werden, dienten jedoch als Nachschublieferanten für Munition und Verpflegung. Die Männer verschanzten sich in den hohen Wohn- und Wehrtürmen, aus denen sie mit Hilfe von Pistolen, Gewehren und Kanonen versuchten, ihre Feinde auszurotten. Benötigte eine Seite eine sog. Treva (gr. Auszeit), z.B. für Beerdigungen oder die Ernte, so wurde eine Feuerpause ausgehandelt. Die Fehden endeten erst dann, wenn der feindliche Clan ausgelöscht war oder die Stadt verlassen hatte.

Die größte Treva wurde 1821 auf der gesamten Mani ausgerufen. Damals zog Petros Mavromichalis mit den vereinigten Clans der Mani in den Krieg gegen die Türken.

Manche Blutrachefehden dauerten jahrelang und endeten oftmals mit mehreren hundert Toten. Durchschnittlich brachten es manche Clans auf bis zu 500 bewaffnete Männer, welche von ihren Müttern nicht Sohn, sondern Oplo (gr. Gewehr) genannt wurden. Die nachweislich längste Fehde fand in Vathia zwischen vier Familien statt. Sie dauerte über 40 Jahre und forderte mehr als 200 Opfer.
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