Ringvorlesung AMOUR FOU: Robert Folger

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Im Rahmen der Ringvorlesung AMOUR FOU (veranstaltet von Wissenschaft&Kunst - Arts&Humanities) hält Robert Folger (Universität Utrecht) am 13.03.13 an der Universität Salzburg einen Vortrag mit dm Titel "Von der Liebeskrankheit zum Liebeswahn in der frühneuzeitlichen spanischen Literatur":

Von der Antike bis in die Frühneuzeit beschreiben wissenschaftliche und philosophische Diskurse ("Vermögenspsychologie") die leidenschaftliche Liebe als pathologisches Phänomen (amor hereos) mit fatalen Konsequenzen für das spirituelle und körperliche Wohl der Liebenden. In der vormodernen Liebeslyrik und der damit verbundenen sozialen Praxis der "höfischen Liebe"wird die Liebeskrankheit als edles Leiden resemantisiert, das den Patienten als maskulines Subjekt nobilitiert. Während das medizinisch-psychologische Model bis ins 18. Jahrhundert hinein im Wesentlichen unverändert bleibt, zeichnet sich in der frühneuzeitlichen Literatur eine Krise der mittelalterlichen Liebeskonzeption ab, die eine Ablösung vormoderner Subjektivität anzeigt: Als die wissenschaftlichen Diskurse starke Subjektivität nicht mehr modellieren können, wird die literarische Imagination zum Leitdiskurs dieser Umstellung, die sich wesentlich in veränderten Liebeskonzeptionen manifestiert.
In Diego de San Pedros Cárcel de amor (Das Liebesgefängnis; 1492) ist die leidenschaftliche Liebe noch allgemein akzeptierte Realität, doch zeichnet sich im letztlich sinnlosen Liebestod des Protagonisten der Legitimitätsschwund traditioneller Modelle maskuliner Subjektivität ab. Im zweiten Teil von Cervantes' Don Quijote (1615) ist die imaginierte, leidenschaftliche Liebe des Ritters zu seiner Dulcinea das Rückgrat des Plots und letztlich Ursache des Scheiterns seiner Mission. Obwohl Cervantes die Psychologie seines Helden getreu den Grundsätzen der pyschologischen Modelle und Liebeskonzeptionen seiner Zeit entwirft, wird die leidenschaftliche Liebe hier als Verrücktheit diskreditiert. In María de Zayas' Novelas amorosas y ejemplares (Exemplarische und Liebesnovellen; 1637) schließlich verkommt die Rede von der leidenschaftlichen Liebe und Liebeskrankheit zu einer Rhetorik des Affekts, die die Vermengung von Liebe und Sex kaschiert und die "hohe Liebe" als Wahn und Trug entlarvt.
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