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Jede*r kann es schaffen (dekonstruiert von Brigitte Theißl)
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Jede*r kann es schaffen? Von wegen. Denn Österreich ist eine Gesellschaft der Erben. Nicht nur Liegenschaften und Geldvermögen werden vererbt – sondern auch die Bildung. Brigitte Theißl rechnet mit dem neoliberalen Märchen des Leistungsmythos ab.
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"Ich glaube nicht, dass es eine gute Entwicklung ist, wenn immer weniger Menschen in der Früh aufstehen um zu arbeiten und in immer mehr Familien nur die Kinder in der früh aufstehen, um zur Schule zu gehen", sagte Kanzler Kurz bei einer Regierungsklausur im vergangenen Jahr.
Die Botschaft hinter solchen Aussagen: Wer erwerbslos ist, wer Sozialhilfe bezieht, ist selbst schuld. Die Menschen liegen bequem in der "Sozialen Hängematte". Selbst schuld, denn wer sich nur ordentlich anstrengt, wer will, kommt bis ganz nach oben.
So zumindest das neoliberale Märchen von der Chancengerechtigkeit und vom sozialen Aufstieg. In Wirklichkeit ist Österreich eine Gesellschaft der Erben. In keinem anderen Land der Euro-Zone sind Erbschaften so entscheidend für den sozialen Aufstieg wie in Österreich.
Aber nicht nur Einfamilienhäuser und Geld werden vererbt, sondern auch der Bildungsstatus. Kinder aus akademischen Haushalten haben eine viel höhere Wahrscheinlichkeit, wieder einen Studienabschluss zu erreichen, als Kinder aus Haushalten mit niedriger formaler Bildung.
Auch bei der Bildungsmobilität schneidet Österreich also extrem schlecht ab. Warum aber das Märchen vom Aufstieg für alle? Menschen mit prekären Jobs, Armutsbetroffene sollten sich schämen, sie sollen sich schuldig fühlen, denn die Tüchtigkeit würde den sozialen Aufstieg ja garantieren. Wer gegen eine Politik des guten Lebens für alle auftritt, braucht Argumente – oder besser gesagt eine Erzählung. Gegen dieses neoliberale Märchen müssen wir antreten. Am besten, indem wir über Klassenverhältnisse sprechen und so auch die herrschenden Verhältnisse in Frage stellen.
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Brigitte Theißl ist leitende Redakteurin des femininistischen Magazins "Anschläge" und gemeinsam mit Betina Aumair Autorin des Buchs "Klassenreise – Wie die soziale Herkunft unser Leben prägt".
Hier bestellen!
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"Ich glaube nicht, dass es eine gute Entwicklung ist, wenn immer weniger Menschen in der Früh aufstehen um zu arbeiten und in immer mehr Familien nur die Kinder in der früh aufstehen, um zur Schule zu gehen", sagte Kanzler Kurz bei einer Regierungsklausur im vergangenen Jahr.
Die Botschaft hinter solchen Aussagen: Wer erwerbslos ist, wer Sozialhilfe bezieht, ist selbst schuld. Die Menschen liegen bequem in der "Sozialen Hängematte". Selbst schuld, denn wer sich nur ordentlich anstrengt, wer will, kommt bis ganz nach oben.
So zumindest das neoliberale Märchen von der Chancengerechtigkeit und vom sozialen Aufstieg. In Wirklichkeit ist Österreich eine Gesellschaft der Erben. In keinem anderen Land der Euro-Zone sind Erbschaften so entscheidend für den sozialen Aufstieg wie in Österreich.
Aber nicht nur Einfamilienhäuser und Geld werden vererbt, sondern auch der Bildungsstatus. Kinder aus akademischen Haushalten haben eine viel höhere Wahrscheinlichkeit, wieder einen Studienabschluss zu erreichen, als Kinder aus Haushalten mit niedriger formaler Bildung.
Auch bei der Bildungsmobilität schneidet Österreich also extrem schlecht ab. Warum aber das Märchen vom Aufstieg für alle? Menschen mit prekären Jobs, Armutsbetroffene sollten sich schämen, sie sollen sich schuldig fühlen, denn die Tüchtigkeit würde den sozialen Aufstieg ja garantieren. Wer gegen eine Politik des guten Lebens für alle auftritt, braucht Argumente – oder besser gesagt eine Erzählung. Gegen dieses neoliberale Märchen müssen wir antreten. Am besten, indem wir über Klassenverhältnisse sprechen und so auch die herrschenden Verhältnisse in Frage stellen.
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Brigitte Theißl ist leitende Redakteurin des femininistischen Magazins "Anschläge" und gemeinsam mit Betina Aumair Autorin des Buchs "Klassenreise – Wie die soziale Herkunft unser Leben prägt".
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