Conrad Ferdinand Meyer „Die Bank des Alten“ (1882)

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Rezitation: Walter Franck
aus dem Hörwerk
„Deutsche Gedichte“
erschienen bei Deutsche Grammophone Literatur
ISBN 978-3-8291-1171-1

Text:

Ich bin einmal in einem Thal gegangen,
Das fern der Welt, dem Himmel nahe war,
Durch das Gelände seiner Wiesen klangen
Die Sensen rings der zweiten Mahd im Jahr.

Ich schritt durch eines Dörfchens stille Gassen.
Kein Laut. Vor einer Hütte saß allein
Ein alter Mann, von seiner Kraft verlassen,
Und schaute feiernd auf den Firneschein.

Zuweilen, in die Hand gelegt die Stirne,
Seh’ ich den Himmel jenes Thales blaun,
Den Müden seh’ ich wieder auf die Firne,
Die nahen, selig klaren Firne schaun.

S’ist nur ein Traum. Wohl ist der Greis geschieden
Aus dieser Sonne Licht, von Jahren schwer;
Er schlummert wohl in seines Grabes Frieden
Und seine Bank steht vor der Hütte leer.

Noch pulst mein Leben feurig. Wie den Andern
Kommt mir ein Tag, da mich die Kraft verrät;
Dann will ich langsam in die Berge wandern
Und suchen wo die Bank des Alten steht.

Bilder: Fotocollage
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Комментарии
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Ich liebe dieses Gedicht schon lange, nur kannte ich es in einer anderen Version, wunderschön, vielen Dank.

elisabeth
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Mal wieder traurig. Und doch so wunderschön! Lieben Dank dafür und Grüsse Gitta

gittameier
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