Bürokratie, Baurecht und Vorbehalte: Kein Platz für Tiny Houses | Die Story | Kontrovers | BR24

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Er könnte so schön sein, der kleine Wohntraum: Platzwunder und Flexibilität, bezahlbar und auch noch umweltfreundlich. Doch dieser Traum kann auch schnell zum Albtraum werden: Bürokratische und rechtliche Hürden, Schwierigkeiten bei der Bauplatzsuche, unterschätzte Kosten. Und dann sind Tiny Houses nicht überall gern gesehen: Während einige wenige Gemeinden den Trend unterstützen, versuchen andere mit allen Mitteln solche Siedlungen zu verhindern. Wie viel Potential steckt hinter dem Trend wirklich und lohnt es sich dafür all die Schwierigkeiten in Kauf zu nehmen?

Autorin: Caroline Hofmann

Wohnung, Villa, Bungalow, Reihenhaus oder Doppelhaushälfte – die Vielfalt von Wohnraum ist in Deutschland groß, doch mit neuen Gebäudeformen tun sich Behörden und Gemeinden vielerorts bislang schwer, unter anderen mit sogenannten Tiny Houses. Eine Definition sucht man sowohl im Duden als auch im deutschen Baurecht vergeblich und auch die Größe ist nicht definiert. Meist spricht man bei bis zu 50 Quadratmetern von einem Tiny House. Wenn die Häuser auf einem Fahrgestell montiert sind, umfasst die Fläche aber oft nur etwa 25 Quadratmeter.

Altersvorsorge auf vier Rädern
Wer in einem Tiny House dauerhaft leben möchte, muss sich darauf gefasst machen, dass die Stellplatzsuche nicht einfach wird oder im extremsten Fall sogar scheitern kann, wie bei Thorsten Thane aus Wolfratshausen. Monatelang hat er an seinem Haus auf Rädern getüftelt und gebastelt. Das Tiny House war sein Lebenstraum und gleichzeitig seine Altersvorsorge: „Ich bin schon lange selbstständig und war lange im Ausland, aber wenn ich sehe, was auf meinem Rentenbescheid steht, war für mich ganz klar: Davon werde ich nicht leben können.“

Komplexe Grundstückssuche
Thorsten Thanes Idee: ein Tiny-House-Dorf in der Region Wolfratshausen. Diesen Plan präsentierte er vor einigen Jahren den Kommunalpolitikern und stößt auf große Vorbehalte. Er und seine Mitstreiter gründeten daraufhin den Verein „einfach-gemeinsam-leben“ und begaben sich auf die Suche nach einem Pachtgrundstück, wo sie ihre Tiny Houses abstellen können. Die Anforderungen an ein solches Grundstück sind hoch, denn sobald ein Tiny House dauerhaft bewohnt wird, gilt es als Immobilie mit den gleichen Anforderungen wie an ein Einfamilienhaus und benötigt u.a. Anschluss an Straße, Wasser, Kanal und vieles mehr.

Ende des Tiny-House-Traums
Trotz intensiver Suche fand sich in den vergangenen Jahren in und um Wolfratshausen kein geeigneter Eigentümer, der bereit war seinen Grund zur Verfügung zu stellen. Thorsten Thane vermutet, dass die potentiellen Verpächter den Unmut in der Gemeinde zu sehr fürchteten. Die Stadt Wolfratshausen und ihr Bürgermeister Klaus Heilinglechner können das nicht nachvollziehen. Sie stünden Tiny Houses grundsätzlich positiv gegenüber. Nach mehreren Jahren ohne Aussicht auf einen Stellplatz gab Thorsten Thane nun auf und verkaufte sein Tiny House .

Stellplatz gesucht und gefunden
In anderen bayerischen Gemeinden hatten Tiny-House-Besitzer mehr Erfolg: Vroni und Thomas Börnicke haben ihren 25-Quadratmeter-Traum in Hallstadt bei Bamberg abgestellt. Sie schätzen die verhältnismäßig niedrigen Pacht- und Anschaffungskosten im Vergleich zu einer konventionellen Immobilie, sowie die Flexibilität, die ihnen ihr kleines Haus bietet. Denn im besten Fall können sie es einfach mitnehmen.

Chance für junge Menschen
Thomas Söder, der Bürgermeister von Hallstadt, hat die Börnickes bei ihren Tiny House Plänen unterstützt. Aus seiner Sicht bietet diese Wohnform nämlich neue Chancen für die Kleinstadt: „Der Wohnraum ist sehr, sehr knapp, weil wir einen großen Zuzug haben. Die Baukosten sind gewaltig gestiegen. Die Grundstückspreise sind enorm gestiegen und wir möchten schon, dass junge Menschen in unserem Ort auch eine Zukunft haben.“

Mehr Tiny-House-Projekte in Bayern
Vroni und Jonas Börnicke ist klar, dass sie auf die Unterstützung der Stadt angewiesen waren: „Die Gemeinde muss definitiv offen sein und wenn sie das nicht ist, kann man immer einen Grund finden, der einem das nicht erlaubt.“
Immer mehr bayerische Gemeinden sehen allerdings eine Chance in der kleinen Wohnform, und so entstehen derzeit diverse Tiny-House-Projekte im ganzen Freistaat.

"Die Story" - unser wöchentliches Doku- und Reportageformat aus der Kontrovers-Redaktion des Bayerischen Rundfunks. Jeden Mittwoch um 16 Uhr auf diesem Kanal.

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Комментарии
Автор

Warum ist es in diesem Land immer so unglaublich kompliziert und maximal bescheuert, ich hasse es so sehr.

cheesymusicofficial
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In diesem System sollen die Leute hohe Kredite aufnehmen oder teure Mieten bezahlen um ein Leben lang gezwungen zu sein einem Job unter diktierten, oft schlechten Bedingungen nachzugehen und dauerhaft Steuern in die öffentlichen Kassen zu spülen.

MrSound-cjvt
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Ich lebe seit 2 Jahren in einem großen Wohnwagen auf einem Campingplatz wo die Gemeinde Anmeldung und dauerhaftes bewohnen erlaubt. Ideal gelöst. Seitdem bin ich frei! Im Sommer auf dem Campingplatz und im Winter immer unterwegs! Endlich arbeiten und leben wann und wie und wo ich mag! Herrlich!

gamuss
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"Er soll einfach nur bissl kämpfen... " Was für eine passende Beschreibung für den Umgang der Bürokraten mit dem Bürger. So ehrlich wollte der das wahrscheinlich gar nicht ausdrücken.

Max
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Wenn ein Bürgermeister ein Tiny House will dann gibt es einen wenn der Bürgermeister nicht will geht es so schauts aus in D.

jeannettekleinschuster
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Des Deutschen liebste Argumentation: "Das haben wir schon immer so gemacht." und "Das haben wir noch nie so gemacht."

alphastratus
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Peter Lustig hat einfach 1981 schon im Tiny House gelebt.

wolfiron
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15:58 „wir können natürlich, wenn wir wollen“ Classic🙈

michaelwiedmann
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Ich denke das hat System. Baubranche, Immobilienmarkt etc. das ist ein riesiger Wirtschaftszweig. Die wollen nicht dass sich Leute für kleines Geld selber was bauen können.

woodchild
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Ich bin selbst Gemeinderat, allerdings in Norddeutschland. In meiner Gemeinde habe ich das Thema schon mal angesprochen, und trotz vorhandener Skepsis vor allem bei älteren Kommunalpolitikern, die teilweise den Begriff Tiny House noch nie gehört haben, gab es vor allem bei den jüngeren Kollegen und Kolleginnen durchaus Interesse. Mittlerweile gibt es sogar schon eine langfristige Absichtserklärung ein Areal für Tiny Häuser zur Verfügung zu stellen. Mal sehen, wie sich das entwickelt.

Dahrenhorst
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Ich bin vor 10 Jahre auf der USA gekommen um meiner Freundin näher zu sein und die Schreiner Lehre zu machen. Tiny Häuser kenne ich schon aus meiner Kindheit dort. Ich finds immer schade wie umständlich die deutsche es sich selber machen. Wohnraum ist knapp und teuer, Familie und Lebenskonstellationen haben sich in den letzten 100 Jahre dramatisch verändert, aber die Lösungen bleiben gleich.

bfelb
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Wenn das so weitergeht mit der wirtschaftlichen Situation, dann werden sich sehr viele in Wohnwagen und Trailerparks wieder finden. Dann noch sagen" alles Hippies " wird schwer.

maikkruger
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Stures Deutschland ... mehr muss man hier nicht sagen ... und der Amtsschimmel ... grausam!! Da sollte man diese veralteten Bauvorschriften einfach mal zeitgemäß überarbeiten ....

stefanvane.
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Tiny-House ist eine super Sache. Ich wünsche der Familie ganz viel Freude mit ihrem neuen Heim. Deutschland muss, was das angeht, flexibler werden.

Pohlmaster
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Es ist zum Kotzen, wie einem das Leben in einem Tiny House beinahe unmöglich gemacht wird.

Gastritis
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Der Staat: "wir brauchen mehr Wohnraum" ; Bürger : "ich möchte gerne ein platzsparendes Tiny Haus bauen" ; ABGELEHNT! :D ich liebe Deutschland einfach :D :D

benjaminbarth
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"Der Flächennutzungsplan erlaubt hier keine Wohngebäude" - Ja, dann muss der halt geändert werden! Die Dinger sind doch nicht in alle Ewigkeit in Stein gemeißelt 🤦🏻

mariadasilva
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15:55 genau so ist es! Auch bei uns wurden Dinge, die nicht im Bebauungsplan standen genehmigt- ich habe mir sagen lassen: kein Problem, dann kostet der Bauantrag halt mehr gebühren ....

Und in einem Fall wurde der ursprüngliche Bebauungsplan sogar nachträglich geändert. Dort waren Reihenhäuser vorgesehen - aber gut betuchte Bürger haben sich dort jetzt prachtvolle Einzel-Häuser hinstellen lassen .... Da hat garantiert einer von denen den Bürgermeister gut gekannt .... oder sich finanziell über eine Spende bei einem Gemeindeprojekt Vetternwirtschaft und Korruption - gibt es auch im Kleinen....

Korrektur: ich hatte "Bauplan" geschrieben, aber "Bebauungsplan" gemeint .... --> geändert!

system
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Ich hätte mir das am bayrischen Bodensee schon lange gekauft. Eines für mich und eines für meinen Vater der Rentner ist, denn die Mieten bei uns stehen in keinem Verhältnis zum Einkommen. Ein Lagerist verdient nun mal keine 3000, - € im Monat (wie unsere verflossene Kanzlerin mal behauptet hat, der Durchschnittslohn der Deutschen liege bei 3000, - € netto im Monat). Aber weder auf bayrischer noch auf baden-württembergischer Seite ist es zulässig ein Tiny House zu stellen da es sich auf einem Anhänger befindet und kein eigenes Baugrundstück nötig macht. Wir haben in Deutschland eine massive Wohnungsnot aber alles was unser Politiker können, ist Bürokratie und den Leuten die etwas anderes möchten und dieses Problem auch entlasten können, Steine in den Weg legen. Egal ob es Tiny Häuser, Dauercamping oder Hausboote mit Erstwohnsitz Berechtigung sind, die Behörden stellen sich in 98% der Fälle quer und verweigern dies.

lateuerjackson
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In England machen sie das auf dem Plätzen mit den Wohnwagen easy: Es ist ein Campingplatz und einmal im Jahr müssen alle den Platz für 14 Tage räumen.... somit keine Dauerwohnung

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