Die Nacht, in der Panzer die Tschechoslowakei überrollten

preview_player
Показать описание
Die Nacht, in der Panzer die Tschechoslowakei überrollten Vor 50 Jahren marschierten Soldaten des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei ein und beerdigten die Hoffnungen auf einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz".Ein Zeitzeuge berichtet.Als die ersten sowjetischen Panzer die Grenze zur Tschechoslowakei überschreiten, reißt das Telefon Richard Seemann aus dem Schlaf.Der Journalist soll so schnell wie möglich in das Prager Funkhaus im Stadtzentrum kommen."Als ich ins Taxi gestiegen bin, habe ich schon das Dröhnen der Flugzeuge mit den Fallschirmjägern gehört", berichtet der heute 84-Jährige.Es ist die Nacht auf den 21.August 1968.Die Staaten des Warschauer Pakts marschieren im sozialistischen "Bruderland" Tschechoslowakei ein, um die Demokratiebewegung des Prager Frühlings niederzuschlagen.Der Reformkommunist Alexander Dubcek hatte dort in wenigen Monaten die Zensur aufgehoben, Wirtschaftsreformen begonnen und mit der stalinistischen Vergangenheit abgerechnet.Doch die Hoffnungen auf einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" werden jäh zerschmettert.Demonstranten auf dem Wenzelsplatz: Die Kommunistische Partei der CSSR hatte für den 23.August zu einem einstündigen Generalstreik aufgerufen.(Quelle: UPI/dpa) In den frühen Morgenstunden sendet Seemann mit seinen Kollegen vom Auslandssender Radio Prag die Nachricht von dem Einmarsch auf Kurzwelle in vielen Sprachen in die Welt – auch auf Deutsch.Internet gibt es längst noch nicht, die Telefonleitungen sind gekappt.Dann kommen die Panzer dem Funkhaus immer näher."Es war ein furchtbares Chaos", sagt der damalige Nachrichtenredakteur.Eine Traube von Menschen versammelt sich vor dem Gebäude.Barrikaden werden errichtet, um mit bloßen Händen Widerstand leisten zu können.Ein sowjetischer Munitionswagen fängt Feuer, explodiert.Die überforderten Soldaten schießen wild um sich.Allein vor dem Rundfunk starben an diesem Tag 17 Menschen.Historiker beziffern die Zahl der von August bis Dezember 1968 getöteten Tschechen und Slowaken auf insgesamt 137.Seemann berichtet, wie einer der russischen Offiziere in die Redaktion der deutschsprachigen Sendungen für Österreich stürmte, einen großen Stadtplan an der Wand entdeckte und fragte: "Gde Tschetka?" – wo sich also die Zentrale der Nachrichtenagentur CTK befinde, um auch diese zu besetzen."Auf dem Stadtplan stand groß Wien, aber nicht in kyrillischen Buchstaben, so dass er es nicht lesen konnte", sagt Seemann."Es war ein furchtbares Chaos": Radiojournalist Richard Seemann steht im August 2018 vor dem Rundfunkgebäude in Prag.(Quelle: Michael Heitmann/dpa) Eine halbe Million sowjetischer, polnischer, ungarischer und bulgarischer Soldaten marschierten damals insgesamt ein, nahmen die Tschechoslowakei in einen gigantischen Zangengriff und besetzten in Windeseile strategisch wichtige Punkte.Kaum jemand hatte zu diesem Zeitpunkt mit einer Invasion gerechnet – trotz der Erfahrungen aus der Niederschlagung der Volksaufstände in der DDR 1953 und in Ungarn 1956.Viele
Рекомендации по теме