'Gemeinsam einsam' im Lockdown. Kübra Gümüşay im Gespräch mit der wbg

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"Gemeinsam einsam" im Lockdown. Kübra Gümüşay im Gespräch mit der wbg über soziale Sehnsucht, Sprache und die Ethik der Abgrenzung

Kübra Gümüşay hat im letzten Jahr bei Hanser ihr viel rezipiertes Buch "Sprache und Sein" veröffentlicht. Das Buch ist auf der Shortlist für den WISSEN!Preis der wbg, der die besten Sachbücher im Bereich der Geisteswissenschaften prämiert.

Er wird am 23. Januar 2021 ab 11.05 Uhr in der Sendung „Lesart“ des Deutschlandfunk Kultur vergeben.

Die Autorin und Aktivistin spricht mit uns darüber, wie sie ihr Buch geschrieben hätte, wenn es erst 2021 publiziert worden wäre, welche Themen der Pandemie sie besonders beschäftigt haben und wie sie die sprachliche Repräsentation der Krise beurteilt. Denn Corona hat eine Vielzahl von Neologismen provoziert, die sprachlich bemerkenswert und ethisch bedenklich sind: Dabei machen nicht nur extreme und extremistische Gruppierungen an den Rändern des politischen Spektrums mit (Un-)Worten wie "Corona-Diktatur" Stimmung. Auch Regierungsvertreter:innen und Staatenverbünde wie die EU versuchen zu 'framen', etwa wenn mit "Rückführungspatenschaften" eine bestimmte politische Agenda sozialverträglich zu vermitteln versucht wird.

Bereits in den 1970er Jahren hatte der französische Medientheoretiker Jean Baudrillard gefordert, weniger über die Welt und mehr über die Zeichen zu sprechen, die diese Welt konstruieren ("Agonie des Realen"; Merve, 1978). Die zugrundeliegende Annahme ist, dass Medien gesellschaftliche Ereignisse nicht nur referieren, sondern selbst induzieren, bisweilen auch konstruieren. Kübra Gümüşay diskutiert mit uns im Anschluss an Baudrillard die These, dass in Zeiten des Lockdowns medial vermittelte Themen stärker auf uns wirken. Uns fehlen schlicht die sozialen Gesprächssituationen, in denen wir Ereignisse sonst gemeinsam verarbeiten. Umso problematischer ist diese Situation angesichts einer medial (über?)repräsentierten politischen und wirtschaftlichen Ethik der Abgrenzung, die mit unserer Sehnsucht nach sozialem Miteinander geradezu in Konflikt zu stehen scheint.

Das Gespräch führt Dr. Marcus Willand.

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