FAHRENHEIT 451 - Kritik & Analyse zu einem aktuellen Klassiker von Truffaut

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Wenn das FIFA-Regime für „Brot und Spiele", sprich für die Fußball-WM, sorgt, geht das Kino für gewöhnlich in den Sommerschlaf. Lieber schaut man nun den Comicfiguren und Transformers auf dem Rasen zu. Das ist bedauerlich, aber vielleicht nur folgerichtig. Dem Amüsierbetrieb der Kulturindustrie ist jedes Mittel recht, um die Bürger bei Laune zu halten und vom Denken abzuhalten. Welcher Film könnte also aktueller sein als Francois Truffauts Science-Fiction-Klassiker „Fahrenheit 451" aus dem Jahre 1966 nach einem Roman von Ray Bradbury. Aktuell deshalb, weil die dystopische Prophezeiung längst Realität geworden ist. Schlimmer noch, die Wirklichkeit hat die Fiktion wieder einmal überboten. Bradbury und Truffaut ahnten noch nichts von der Digitalisierung der Welt, den omnipräsenten Smartphones, den Ebooks. Immerhin den Serienhype haben beide schon vorweggenommen. Der große Mime Oskar Werner spielt einen Feuerwehrmann namens Montag, ein ungebildeter Technokrat, der im Auftrag der Regierung mit seinen Kollegen die verbliebenen Bücher verbrennt. Jedes Buch ist gefährlich. Es könnte unglücklich oder melancholisch machen, es könnte Streit oder gar Haß schüren. Verbrannt wird hier alles -- egal ob es von Nietzsche, Nabokov, Hitler oder Dickens ist. „Fahrenheit 451" zeigt uns, wie das Medium Buch zerstört wird. Heute braucht man dazu keine Flammenwerfer mehr. Heute zerstört man dieses Jahrhunderte alte und bewährte Medium mit Ebooks und der Ideologie der Digitalisierung (Open Access, Digital Humanities). Doch es geht in „Fahrenheit 451" nicht nur um das Buch als Gegenstand. Hinzu kommt die Ideologie der Gleichmacherei, die die Ansprüche und das Niveau der Hochkultur nicht mehr länger dulden will. Schließlich muß man ja ‚die Menschen dort abholen, wo sie stehen', wie demagogische Politiker und Wirtschaftsvertreter gerne behaupten. Weniger Kultur, stattdessen ruft Montags Vorgesetzter den WM-Seligen zu: „Mehr Sport für alle! Jubel, Trubel, Gemeinschaftsgefühl!". „Fahrenheit 451" ist der Film der Stunde. Mehr dazu im Video!
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Комментарии
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Fahrenheit 451 ein erschreckend aktueller Stoff. Danke für die treffende Analyse!

Patschenkino
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Dieser Kanal ist wichtig. Nicht aufhören Herr Schmitt Junior!

stephanwarpig
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Super Video, ich liebe diesen Kanal, aber viel wichtiger: Ich liebe dieses Sammlung der Blauen Bände :)

aqhatalhalef
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Als Kind habe ich diesen Film in den Siebzigern mit meinem Vater angeschaut und nie vergessen.
Voriges Jahr im ersten Lockdown , erinnerte ich mich an den Film und versammelte meine Familie vor dem Monitor. Den alten Film kannte keiner,
aber ein gut gemachter Film kann auch nach Jahren noch punkten .
Das Dystopien sich in Teilen so erfüllen , hatte ich bis Ende 2019 nicht erwartet . Viele hatten vor totalitären Tendenzen gewarnt .
Es ist wie mit dem Frosch und der langsam ansteigenden Wassertemperatur. Die Maße merkt bis kurz vor dem Point of no Return nichts .

uweroscher
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Fahrenheit 451 ist mit seinem 200 Seiten ein relativ dünnes Buch.
Ich bin dennoch erstaunt wie viel Inhalt in wenigen Zeilen erfasst wird.
Das Bradbury von den Verbrennen von Bücher auf das Verbrennen von Kultur in allen Medien überleitet hat mich beeindruckt.
Den Film werde ich mir ansehen sobald ich das Buch beendet habe.
Hoffentlich finde ich ihn...
Vielen Dank für die Analyse dieser Werke.

Paula-vzfl
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In diesem Zusammenhang wäre eine Analyse von "Equilibrium" interessant.

sombresuggestive
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Wunderbar, dass Sie diesem Meisterwerk eine Bühne bieten....


DexterMorgan
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Geniale, treffende Analyse... ich begegne dem, was sie ansprechen, jeden Tag! Und es macht mich traurig und Zukunftspessimistisch!

pete
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An einer Stelle heißt es: "Wir verbrennen Montag Molière, Dienstag Dostojewskij, Mittwoch Thomas Mann, Freitag Faulkner, Samstag und Sonntag Schopenhauer und Sartre." Die wenigsten dürften mit diesen Namen Vorstellungen verbinden, wöfür diese Männer stehen.
Man darf sich an dieser Stelle fragen, ob wir mit der Abschaffung bzw. Verstümmelung der Lesekultur auch sukzessive unser Selbstverständnis abschaffen. Martin Heideggers Ausdruck "Seinsvergessenheit" sollte in unserem Fall als die Vergessenheit des Buches als Medium der Verständigung von Kulturen, verstanden werden: Wir vergessen demzufolge, dass hinter Büchern immer auch Menschen stehen. Menschen, die etwas zu erzählen haben, das über ihre Zeit hinaus verstanden werden soll. Was an die Stelle von Dichtung tritt ist für Heidegger klar. Aber sind wir wir uns auch im Klaren darüber, was es bedeutet, wenn Literatur wie von Herr Schmitt erläutert, nicht mehr als wirkmächtig und wichtig wahrgenommen wird?

Jasnogorodskij
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Das kommt mir vor wie elitäres Denken, und Sentimentalität. Als hätten "damals" alle Flaubert und Goethe gelesen, das ist absurd. Eher Groschenromane, über die Herr Schmitt sich dann auch beklagt hätte.

sebastianeckert
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Rein technisch gesehen sind E-Books Dateien, die man sich einmal auf sein Gerät herunterlädt. Um es zu zensieren muss also eine neue Version erstellt und dann auch heruntergeladen werden. Des Weiteren wäre die Zensur gleichermaßen im nächsten Druckbuch vorhanden, da die Datenquelle für beides (meist) dasselbe Satzprogramm ist. Mit freundlichen Grüßen, ein E-Book Hersteller ;)

Boxman
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Ironisch, dass wir in unserem Deutschkurs einmal die Wahl zwischen diesem Buch und dem (meiner Meinung nach) viel schlechteren Faserland hatten und die Wahl auf letzteres fiel...

KomboAndy
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Ein guter Roman/Film hat einen Anfang, eine Handlung und ein Ende.
Eine Serie hat nur einen Anfang.

djordjeblaga
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Fahrenheit 451 ist mein absoluter Liebling was Bücher angeht. In meinem bisherigen 25 jährigen Leben hab ich es vielleicht sieben- oder achtmal gelesen.

dannyg
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Hallo, habe Heute bei Ken FM in seinem neustenBeitrag, da ich mich erinnert habe an diesen Film was jetzt gerade an Vorbereitungen getroffen werden Uns Eingetrichtert werden soll von den offizellenMedien .Wer kennt noch den Film Fahrenheit 451mit Oska Werner.Ihre Filmanalyse find ich passend und Scharf, doch jetzt noch Aktueller .Habe aber keinen Kommentar bekommen.

manfredhartung
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Gib’s von dem Roman Fahrenheit 451 auch eine Zusammenfassung?

guntherfeist
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excellente kritik. der roman von ray bradbury ist auch sehr lesenswert

derjapango
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Der Rant gegen das Medium E-Book überzeugt mich nicht. Ja, der Leser wird trackbar (mir auch ein Dorn im Auge), aber dennoch rezipiere ich doch zuallererst mal einen Text. In dieser Grundfunktion gleichen sich E-Book und Totholz-Book.
Wo ein Text rezipiert wird, da kann ein williger Geist eintauchen. Das Medium tritt in den Hintergrund. Deshalb halte ich die weiteren Medium-spezifischen Eigenschaften für nachrangig (die Trackbarkeit hier mal außen vorgelassen), zumindest was den tatsächlichen Lesekonsum angeht.

Natürlich gibt es anwendungsspezifische Vor- und Nachteile. Wer freut sich nicht darüber, in den Urlaub anstatt mit 3 kg Bücher nur mit einem E-Book á 300g zu fahren! Wer kann nicht schätzen, dass die einmal gedruckten Buchstaben in einem Buch beständig dort bleiben, selbst wenn es einmal mit baden will, oder - etwas weiter hergeholt - der Verlag das Buch wegen Urheberrechtsverstößen aus dem Verkehr zieht. Diese Vorteile des jeweiligen Mediums sollen hier einmal pars pro toto stehen.

Ich finde, beide Medien haben ihre Existenzberechtigung. Ist die eigene Kompetenz geschult genug, die Vorteile zu genießen und die Nachteile zu berücksichtigen, so ist doch ein Schritt nach vorne getan. Kein Grund, gegen das eine Medium ins Feld zu ziehen, als sei man mitten auf der Bühne bei Jugend debattiert.

ascion
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Ich finde diesen Film sehr verstörend, Bücher zu verbieten und Leser zu verfolgen in einem totalitären Staat ist eine beunruhigende Vision ...

petargrubanovic
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Ich muss sagen, dass ich den Sinn der Verfilmung dieses Buches nicht verstehe. Denn in diesem Buch geht es ja um die Verbannung der Bücher, woran Filme einen nicht unwesentlichen Anteil haben. Man hört ja nun so oft "Ich will das Buch nicht lesen, ich warte lieber auf den Film". Und dies war auch bei diesem Buch von Bradbury der Fall? Das hat ja fast schon etwas ironisches an sich.

BenwaysPatient