Mag. Markus Koza - Der ökosoziale Gewerkschafter

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Der AUGE-Gewerkschafter und Kandidat der Grünen zum Nationalrat Mag. Markus Koza erzählt zu Beginn seines Besuches – passend zur Küche – über seine Pilzleidenschaft, die er mit unserem Interviewer Alexander Stipsits teilt. Auch seinen Hobbys Amphibiologie und Insektenkunde versucht der Vater eines Sohnes - sofern es die Zeit zulässt - nachzugehen.

Mag. Koza ist ein „Ergebnis“ der kreisky’schen Bildungsreform: er und seine Geschwister haben alle die Matura absolviert, und die meisten haben auch studiert. Ohne die staatlichen Unterstützungen wäre dies nicht möglich gewesen. Die ökologische Frage drang über die Auseinandersetzungen über Zwentendorf und Hainburg in sein Bewusstsein. Da er sich immer gerne Fragen stellte, war der Weg an die Universität praktisch vorgezeichnet. Viele dieser Fragen hingen mit ökonomischen Grundsatzdiskussionen (zB Vermögens- und Eigentumsverteilung) zusammen, weshalb Koza Volkswirtschaftslehre an der Wiener Wirtschaftsuni studierte. Diese Studienrichtung war auch in der ÖH traditionell links besetzt – eine große Ausnahme an der WU.
Auf die Frage nach der Rolle der Gewerkschaften stellt Koza fest, dass diese vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg, als der Kapitalismus ob der zahlreichen Verbindungen großer Kozerne zum Hitlerregime stark an Vertrauen verloren hatte, ihre Blütezeit erlebten. Schon seit der Wirtschaftskrise der 30erjahre war der Glaube daran, der Markt könne alles regeln, stark geschwächt, wie man Keynes oder Roosevelts New Deal sehen kann. Wenn man sich die Slogans der ÖVP nach dem Krieg ansieht, so war da von notwendigen Verstaatlichungen zu lesen – etwas das heute keinem Funktionär auch nur ansatzweise über die Lippen kommen würde. Antikapitalismus war en vogue, der Sozialstaat ebenso. Die verstaatlichte Industrie hat die Grundversorgung der Gesellschaft sichergestellt und die Basis für das langanhaltende Wirtschaftswachstum der Nachkriegszeit gelegt. Entsprechend hatten auch die Gewerkschaften eine starke Position. Viele Elemente echter Wirtschaftsdemokratie (zB hoher Arbeitnehmeranteil in Aufsichtsräten) wurden diskutiert und teilweise umgesetzt – mit dem Ziel: nie wieder Faschismus.
Den ersten Schock erlebte das Wirtschaftswunder durch die ökologische Krise und den Ölpreisschock: beide Phänomene traten in den 70ern zutage. Die Inflation stieg an. Zu lösen wäre dies nur durch eine Vertiefung des Systems gewesen, so Koza: mehr staatlicher Interventionismus und betriebliche Demokratie. Stattdessen kam es zu einem konservativen Backlash, personifiziert durch Ronald Reagan in den USA und Margareth Thatcher in Großbritannien. In Österreich hielt die Regierung Kreisky noch eine Zeit lang dagegen.
Ab jetzt war nicht mehr Wachstum und Vollbeschäftigung das Hauptziel, sondern die Inflationsbekämpfung. Dieses Dogma gilt zB bei der Europäischen Zentralbank bis heute - mit all den Auswirkungen für Zinsen und Sparer. Mit Wegfall des Vollbeschäftigungsziels begann auch die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften zu sinken.
Das weltweit einzigartige Phänomen der Sozialpartnerschaft führte in Österreich dazu, dass es zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu Verhandlungen und auch zu Lösungen kommt, ohne das größere Auseinandersetzungen stattfinden. Der Kompromiss der Gewerkschaft für dieses erfolgreiche Projekt war, dass sie die Eigentumsverhältnisse an den Produktionsmitteln nicht mehr in Frage stellten. Der Zuwachs dieses wachstumsorientierten Modells wurde versucht, gerecht zu verteilen. Ab dem Augenblick wo das Wachstumsversprechen nur mehr ungenügende eingehalten werden konnte, traten Verteilungskämpfe wieder in den Vordergrund. Anhand der seit den 70ern stark geschrumpften Lohnquote kann man erkennen, dass die Schlagkraft der Gewerkschaften nicht mehr so groß war, wie in den Jahrzehnten davor.

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