„Altnazis“ in BRD und DDR: Zweite Karriere trotz NS-Vergangenheit

Am 8. Mai 1945 endet der Zweite Weltkrieg in Europa, das Deutsche Reich ist geschlagen. Deutschland wird in vier Besatzungszonen geteilt, aus denen 1949 zwei neue deutsche Staaten entstehen – die Bundesrepublik im Westen und die DDR im Osten. Doch einige Fragen bleiben: Wie geht es weiter? Was geschieht mit den Tätern und Mitläufern der NS-Diktatur? In den zwölf Jahren der Naziherrschaft waren praktisch alle hohen Ämter durch regimetreue Nazis besetzt. Der Völkermord der Nationalsozialisten wurde durch sie erst ermöglicht. Und dennoch: Nicht wenige ehemalige ranghohe Nazis bekleiden nach 1945 wieder Führungspositionen in Politik, Justiz und Polizei: Hans Globke war im NS-Staat ein leitender Mitarbeiter des Reichsinnenministeriums, jetzt ist er ein enger Vertrauter des Bundeskanzlers Konrad Adenauer. Der ehemalige NS-Jurist Hans Filbinger wird zum Ministerpräsidenten Baden-Württembergs und 1966 bringt es Ex-NSDAP-Mitglied Kurt Georg Kiesinger sogar zum Bundeskanzler.

Wie es soweit kommt, wie sich die ehemaligen Nazis gegenseitig schützen und wie die grundverschiedenen politischen Systeme von Bundesrepublik und DDR damit umgehen, erfahrt ihr in diesem Video.

Kapitel:

00:00 Intro
01:08 Ex-Nazis in der BRD – Schreibtischtäter kommen davon
02:57 Kriegsverbrecherprozesse und Entnazifizierung
04:33 Der Kalte Krieg mit neuen Chancen für alte Nazis
06:34 Wie sich die Schreibtischtäter der Verantwortung entzogen
10:14 Beispiel: Bundeskriminalamt
12:52 Fazit

Literatur:

Baumann, Imanuel / Reinke, Herbert / Stephan, Andrej / Wagner, Patrick (Hg.): Schatten der Vergangenheit. Das BKA und seine Gründungsgeneration in der frühen Bundesrepublik, Köln 2011

Bessel, Richard: Die Grenzen des Polizeistaats. Polizei und Gesellschaft in der SBZ und frühen DDR 1945-1953, in: Bessel, Richard (Hg.): Die Grenzen der Diktatur: Staat und Gesellschaft in der DDR, Göttingen 1996, 224-252

Historical Social Research 35 (2010), Nr. 3 – Focus: Integration or Exclusion hrsg. v. Dietmar Remy / Axel Salheiser

Schulte, Jan Erik / Wildt, Michael (Hg.): Die SS nach 1945. Entschuldungsnarrative, populäre Mythen, europäische Erinnerungsdiskurse, Göttingen 2018

Wagner, Patrick: Hitlers Kriminalisten. Die deutsche Kriminalpolizei und der Nationalsozialismus, München 2002, S. 154-171

Weinke, Annette: Die Verfolgung von NS-Tätern im geteilten Deutschland. Vergangenheitsbewältigungen 1949-1969 oder: Eine deutsch-deutsche Beziehungsgeschichte im Kalten Krieg, Paderborn – München – Wien – Zürich 2002

Wildt, Michael: Differierende Wahrheiten. Historiker und Staatsanwälte als Ermittler von NS-Verbrechen, in: Norbert Frei / Dirk van Laak / Michael Stolleis (Hg.): Geschichte vor Gericht. Historiker, Richter und die Suche nach Gerechtigkeit, München 2000

Wildt, Michael: Generation des Unbedingten: Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes, 5. Aufl. Hamburg 2003



Schau da unbedingt rein:



Eine Produktion der objektiv media GmbH für #TerraX und #ZDF:

Moderation: Mirko Drotschmann

Autor: Jens Jäger

Producer: Andreas Sommer

Produktionsassistenz: Tijan Ballhausen

Redaktion (OM): Verena Glanos

Motion Design: Christian Wischnewski

Schnitt: Christian Wischnewski

Thumbnail: David Weber

ZDF: Kai Jostmeier, Kim Krämer, Alexandra Reuter

[jorgfrancois]

Das mit den "Erinnerungslücken" klappt bis heute 😉

[silviakmdjl]

Danke ...du erzählst....informierst so das es wirklich jeder versteht ....ich bin 47 Jahre alt aber schaue bzw höre jeden deiner Kanäle in denen du ezwas erklärst ganz gleich welches Thema ...danke 🙏

[srccde]

Als mein Vater (Jahrgang 1961) den Wehrdienst verweigern wollte, wurde er noch wörtlich gefragt, warum er "den Dienst in der _Wehrmacht_ verweigern" wolle.

[adrian]

Danke das du diese Themen immer so gut erklärst wegen dir hab ich eine 1 in Geschichte bekommen danke.

[univeropa]

Beamte, Ärzte, Richter, die wachsen nicht auf Bäumen. So hat es meine ehemalige Geschichtslehrerin zusammengefasst.

[SlawiOehns]

ich bedanke mich Mirko & Team sehr für dieses Material !

[phrapanja]

1996 war der erste Bundestag ohne ehemalige NSDAP Mitglieder.

[mochtegerndane]

Bin Jahrgang 1956. In die 70´er sind ziemlich viele Deutsche Studenten zu meine Dänische Studentenstadt gekommen. (Unter denen war ein Rudi D. aus Berlin). Diese junge Menschen waren - in Dänisch sagen wir - "eingebrannt". Es war klar, das meine Jahresgenossen lange damit gelebt haben, das Politiker, Lehrer, Nachbarn, Eltern...so viele Erwachsenen, Nazis waren. Ich kann mich nicht vorstellen, wie Ich gewesen wäre, wenn Ich die selben Erfahrungen gehabt habe. Oder wenn Ich diese Hetze gegen Brandt als "Vaterlandsverräter" zuhören musste.
Für uns Dänen war es einfach: Der Rektor der Kopenhagener Universität war der ehemalige Kopf der Widerstand. Der Justitsminister war mal im KZ. Unsere König hatte enge verbindungen zur Widerstand. Das waren Leute die man respektieren musste - und deswegen waren die Unterschiede zu die Deutsche Studenten so gross. (Ûbrigens - fast alle blieben in DK).

[rumanischeradler]

Ein weiteres gutes Beispiel für ehemalige Nazis in der DDR war auch Ernst Großmann. Er war sogar in der SS-Totenkopfdivision und dann in der DDR war er LPG Landwirt und bis 1959 im ZK

[mariusbalduf]

Vielen Dank liebes Mr. Wissen to go team das ihr so viel Mühe gebt und Recherchiert über die ganzen ehemaligen Nazis die später in die BRD eingesetzt wurden man kann bei euch inner etwas dazulernen

[stefandolega]

Der Beitrag war sachlich ausgezeichnet und sehr ausgewogen. Ich habe meinen Großvater nie kennengelernt, weil er sich mit den Nazis angelegt hatte und daher den Krieg nicht überlebt hat. Die Verhaltensweisen der Menschen haben sich nicht geändert: Man macht schon gern Karriere, auch gegen andere, so lange es gut geht. Wenn es schief geht, dann hat man von nichts gewusst, war nur ein kleines Licht und so wenn jeder einzelne weiss, dass er für sein Handeln einmal später gnadenlos, also ohne 'Ausreden' zur Verantwortung gezogen werden kann, nur dann, und nur dann, also, wenn die Täter und auch die Mitläufer Angst bekommen, dass sie persönlich zur Verantwortung gezogen werden, ob Auschwitz oder Oradour oder Nachbarn denunzieren, denn das ist ja ein beliebter Volkssport der Deutschen, nur dann, wenn sie Angst haben müssen vor ganz persönlicher Bestrafung, dann wird es vielleicht einmal besser. Das wird lange dauern, und in Deutschland wird das nochmal länger dauern als in anderen Ländern.
Ich bin Lehrer an einer privaten Berufsfachschule mit sehr netten SchülerInnen, die zu 80 % Migrationshintergrund haben. Und die allein sind meine große Hoffnung! Viele von denen haben viel Schlimmes erlebt. Und ich teile mit ihnen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Meine Großmutter war Italienerin und väterlicherseits stamme ich von polnischem Adel ab. Von den Deutschen halte ich nicht allzu viel!

[rainerkreimeyer]

Finde ich sehr gut das dieses Thema hier Präsentiert wurde. Und das Filbinger und Kiesinger genannt wurden. Leider ist das nur die Spitze des Eisbergs, das so viele NS Täter nicht zur Rechenschaft gezogen wurden. Ich hätte mir gewünscht das ein paar Worte zu Fritz Bauer gesagt worden wäre.

[gunterganz]

Eins der wichtigsten Themen dass du je behandeln wirst. Gut das du das gemacht hast.

[ulrichsfotografie]

Ich komme gerade von einem einfachen Termin vom Gericht. Daher erschüttert mich dieses Video um so mehr. Und passt wie die Faust aufs Auge. Es ist unglaublich erschütternd, wiie sehr Andersartigkeit hier bekämpft mit. Mit allen Mitteln. Ich will den Leuten nicht per sei eine braune Gesinnung unterstellen. Aber wie im Video gesagt, die kranken Werte haben hier nicht nur überwintert, sondern sie leben.

[flasa-sasifla]

Ich finde es nach wie vor eine Schande, dass es so viele Nazis in entsprechende Positionen geschafft haben... das hätte nie passieren dürfen. Man hätte andere Wege finden können und müssen. Es gab ja schließlich auch nachweisliche Regimegegner, die durchaus besser in solchen Positionen gewesen wären.

[plumicorn]

Mein Vater (Jahrgang 49) hat mir immer wieder erzählt, dass er vor allem ein Lehrer hatte, der zwei glühende Vorlieben hatte: Adolf Hitler und der Rohrstock, dass war dann besonders interessant wenn es um Geschichts- und Soziologieunterricht ging.

[janoschparsiegla]

Das hier müsste als Vorfilm für Filme wie „der Staat gegen Fritz Bauer“ oder „Baader Meinhof Komplex“ laufen. Dann schaut man die noch einmal ganz neu und erkennt wie wichtig diese Filme sind

[yagame]

Ich weiß nicht ob das der richtige Channel dafür ist weil es ja eher aus der jüngeren Geschichte ist, aber ich wünschte du würdest mal ein Video über den NSU machen 🤝
Ein hochspannendes wenn auch trauriges Thema

[helen-lestang]

Ein sehr interessantes und informatives Video! Weiter so 👍! Deine Arbeit ist sehr wichtig für die Aufklärung dieser Zeit!

[broemsel]

Das merkt man auch deutlich an den äußerst geringen Strafen der Funktionäre bzw. der vielen Begnadigungen.