A. Schüle: Topf und Söhne. Die Ofenbauer von Auschwitz

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Simon Wiesenthal Lecture

Annegret Schüle: Topf und Söhne. Die Ofenbauer von Auschwitz

Datum:
Donnerstag 4. April 2013

Ort:
Haus-, Hof- und Staatsarchiv 1010, Wien

Dass das fabrikmäßige Morden in den Todesfabriken von Auschwitz die Unterstützung der Industrie voraussetzte, liegt auf der Hand. Dennoch ist bis heute nur eine von zwölf Firmen erforscht, die die Krematorien in Birkenau errichteten: der Familienbetrieb J. A. Topf & Söhne in Erfurt. Er entwickelte die Leichenverbrennungsöfen und stattete die Gaskammern mit Lüftungstechnik aus. Anhand der Betriebsgeschichte, der Unternehmenskultur und der Biographien von Geschäftsführern und Mitarbeitern geht der Vortrag der Frage nach, wie aus einer ganz normalen Firma die Ofenbauer von Auschwitz werden konnten. Irritierend ist der Befund, dass weder Ideologie noch Profit die zentralen Motive darstellten und auch Zwang keine Rolle spielte. Die exemplarische Verbindung von Menschheitsverbrechen und Berufsalltag wirft die Frage nach dem Verhältnis von Wirtschaft und Ethik in der Vergangenheit auf – und in der Gegenwart.

Annegret Schüle hat den 2011 errichteten Erinnerungsort Topf & Söhne - Die Ofenbauer von Auschwitz im Auftrag der Stadt Erfurt konzipiert und leitet diesen heute. Zuvor arbeitete sie an der Gedenkstätte Buchenwald im Forschungs- und Ausstellungsprojekt Topf & Söhne. Sie ist Lehrbeauftragte an der Universität Erfurt. Ausgewählte Veröffentlichungen: Industrie und Holocaust. Topf & Söhne - Die Ofenbauer von Auschwitz (Göttingen 2010); "Die Spinne". Die Erfahrungsgeschichte weiblicher Industriearbeit im VEB Leipziger Baumwollspinnerei (Leipzig 2001).